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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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lasse.«
    Wenn ich Chester Walbrun mit einer Keule auf den Kopf geschlagen hätte, ich hätte ihn nicht schlimmer niederschmettern können. Er brach fast zusammen.
    »Unmöglich«, keuchte er.
    »Durchaus nicht unmöglich. Machen Sie mich zum Mitwisser der Geheimnisse, die zwischen Ihnen und Rüster existieren. Die Verwertung des Materials besorge ich selbst.«
    »Verstehen Sie doch«, jammerte er. »Wenn ich Ihnen das Zeug liefere, dann haben Sie doch auch mich in der Hand. Ich bin… doch mitschuldig.«
    »Ach, so, das meinen Sie. Darüber brauchen Sie sich doch keine Sorgen zu machen, Chef. Da bei Ihnen nichts zu holen ist, habe ich auch kein Interesse daran, Ihnen auf der Tasche zu liegen. Auf einer leeren Tasche liegt man nicht gut. Aber Ruster ein wenig zu schröpfen, würde mir direkt Spaß machen. Sie wissen doch, daß er mich einige Male sehr häßlich behandelt hat?«
    »Ruster wird Sie töten, Sie und mich, uns beide wird er zusammenschießen.«
    »Das wird er nicht tun, Chef. Sie sind selbst der beste Beweis dafür. Sie !eben noch; obwohl Sie das Material gegen ihn besitzen. Er läßt Ihnen sogar hin und wieder ein paar Dollar zukommen, aber natürlich können Sie seine Brieftasche nicht richtig anzapfen, weil Sie mit in allen Sachen hängen. Sie können Ruster nicht glaubhaft drohen, ihm das Genick zu brechen, weil dabei Ihr eigener Hals zum Teufel gehen würde. — Bei mir ist das anders. Ich habe mit allem, was Sie und Ruster in Charlesville innerhalb der letzten drei Jahre angestellt haben, nichts zu tun. Wenn ich drohe, das ganze Zeug der Polizei zu übergeben, dann ist das eine glaubhafte Drohung.«
    »Nein…« stieß der Polizeichef hervor. »Ruster schießt.«
    »Quatsch! Er weiß genau, daß eine Sache nicht immer damit aus der Welt geschafft ist, daß man den Mann umlegt, der davon weiß. Wenn Papiere, Unterlagen, Dokumente existieren, genügt es nicht, den Besitzer der Papiere umzubringen, man muß auch das Zeug selbst in die Hände bekommen, und ich wette, daß Sie für ein gutes Versteck gesorgt haben. — Übergeben Sie mir den Kram, Chef, und Sie sind alle Sorgen los.«
    »Nein…!« Ich fand, daß seine Weigerung irgendwie schwächer klang.
    »Ich mache einen Vorschlag zur Güte, Chef. Ich weiß ziemlich genau, daß Sie aus Ruster nicht mehr genug herausholen können. Sobald ich die Unterlagen in den Händen habe, kann ich ihn auf ’ne viel härtere Art in die Zange nehmen als Sie. Dann soll es mir auf ’ne kleine Abzweigung von ein paar Dollar nicht ankommen. Wissen Sie, Chef, ich habe das Gefühl, daß Sie Ihrer Lil unbedingt bald wieder einmal ein Armband oder einen neuen Pelzmantel kaufen müssen, falls Sie das Girl nicht an einen kapitalkräftigeren Burschen verlieren wollen.«
    In Walbruns Gesicht spiegelten sich Angst, Unentschlossenheit, Zweifel.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, rang er sich ab. »Bitte, Harrigan, geben Sie mir Bedenkzeit. Ich sage Ihnen in drei oder vier Tagen Bescheid.«
    »Vierundzwanzig Stunden können Sie haben«, entschied ich und stand auf. »Ich komme morgen um die gleiche Zeit zu Ihnen.«
    »Nein, kommen Sie nicht noch einmal hierher. Kommen Sie in meine Privatwohnung, Washington Street 19, aber kommen Sie nicht vor Mitternacht und sorgen Sie' dafür, daß niemand Sie sieht.«
    »Einverstanden. Also bis morgen um Mitternacht in Ihrer Wohnung, Chef.«
    Ich war so nett, ihm die Hand zu reichen, und er gab mir seine schlaffe, feuchte Pfote. Als sich die Tür des Chefbüros hinter mir schloß, war ich sicher, daß Chester Walbrun sofort zur Flasche greifen würde.
    Fröhlich pfeifend ging ich den Flur entlang. Plötzlich vertrat aus einem Seitengang ein Mann in Uniform mir den Weg. Ich erblickte Leutnant Sharkeys bösartiges Fuchsgesicht.
    »Moment, Harrigan«, sagte er und legte mir die Hand auf die Schulter.
    Ich wischte die Hand von mir herunter.
    »Fassen Sie mich nicht an, Leutnant, falls Sie mich nicht verhaften wollen! Oder wollen Sie das?«
    »Wo ist Bred?« fragte er.
    »Sprechen Sie von dem Sergeanten?«
    »Sie werden seinen Namen nicht vergessen haben.«
    »Nein…« ich faßte nach meinem Nacken, den Bred damals bei dem Verhör als Zielscheibe seiner Bemühungen, mich zur Wahrheit zu ermuntern, besonder bevorzugt hatte, »er hat sich nachdrücklich in mein Gedächtnis eingeprägt.«
    »Wo ist er?« wiederholte Sharkey seine Frage in drohendem Untertön.
    »Passen Sie auf Ihre Leute besser auf, Leutnant«, antwortete ich

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