0236 - Im Camp der Gesetzlosen
hatten alle Stellen markiert, die ihnen wichtig erschienen. Es waren insgesamt dreiundsiebzig. Das bedeutete, daß sie dreiundsiebzig gutgezielte Strahlschüsse abgeben mußten, bevor sie die Empfangsstation verlassen konnten.
„Wir müssen damit rechnen, daß die Blaurüssel in kurzer Zeit hier auftauchen, wenn wir mit unserem Vernichtungswerk begonnen haben", sagte Tronar Woolver ruhig. „Wir müssen ständig fluchtbereit sein.
Es gibt hier genügend Impulsechos, mit deren Hilfe wir verschwinden können."
Rakal Woolver zog schweigend den twonosischen Strahler. Auch Tronar hob seine Waffe. „Fertig?" fragte Tronar. „Fertig", bestätigte Rakal. Eine Sekunde später brach in der Energiezentrale der Blaurüssel die Hölle los. Die ersten Spulen zerschmolzen sofort und verströmten Feuerkaskaden. Die Abstrahlprojektoren der Energiespeicher verglühten im Beschuß der Thermowaffen. Grellrote Blitze schlugen aus den Speichern. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ungeheure Energien entluden sich mit gewitterartigem Donner.
„Das halten wir nicht durch!" schrie Rakal Woolver. „Wir verbrennen, bevor wir alle wichtigen Teile zerstört haben."
Tronar deutete auf die überall zur Decke emporzüngelnden Flammen. „Was wir nicht vernichten, wird ein Opfer des Feuers."
Da erschienen im Eingang die ersten Blaurüssel. Sie hatten bemerkenswert schnell reagiert. Sie trugen Schutzanzüge und drangen ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit in den Raum ein.
Zwischen Rauchwolken und Feuer waren sie nur undeutlich zu erkennen. Rakal Woolver sah, daß sie Löschgeräte dabei hatten.
„Sie haben uns noch nicht gesehen", rief er seinem Bruder zu.
Tronar nickte verbissen. Im Chaos entfesselter Energien waren die Strahlschüsse, die die beiden Mutanten abgaben, kaum zu erkennen. Ätzender Gestank machte den Woolvers das Atmen fast unmöglich. Von der Tür aus drangen die Blaurüssel immer tiefer in die Zentrale ein. Ihre Löschgeräte waren klein, aber wirkungsvoll.
„Die Schaltanlage!" schrie Tronar Woolver.
Sie zerschossen die freigelegten Relais. Am anderen Ende des Raumes explodierte eine Speicheranlage. Es war das Signal für die beiden Imarter, diesen Ort zu verlassen.
Tronar winkte mit seiner Waffe. Er entmaterialisierte.
Rakal Woolver betrachtete das Bild der Zerstörung. Einmal mehr wurde zwischen den Vertretern intelligenter Lebensformen die Sprache der Gewalt gesprochen. Eine andere Sprache schien es in den Tiefen des Universums nicht zu geben. Rakal preßte die Zähne aufeinander. Vielleicht war Frieden etwas, was man nur erreichen konnte, wenn man aufhörte, den Geheimnissen des Kosmos nachzujagen. Mit diesen Gedanken zog sich Woolver aus der Energiezentrale zurück.
*
Pohiik war ein unförmiges Gebilde, eine glasierte Gestalt, die sich mit ruckartigen Schritten über den Gang bewegte.
Rhodan stieß mit einem Ruck die Durchgangstür zum letzten Wagen auf. Er hob seine Waffe und richtete sie auf den Twonoser. „Bleiben Sie stehen, Pohiik." Pohiik zögerte, und er schwankte wie ein Betrunkener von einer Seite des Ganges auf die andere. Der Parasit, der ihn einhüllte, schien sich irgendwie verändert zu haben. Kapitanski erschien es, als ginge ein schwaches Leuchten von ihm aus.
„Schießen Sie nicht", sagte Pohiik. Kapitanski hatte das Gefühl, als müßte sich der Weißrüssel bei jedem Wort anstrengen.
„Bringen Sie das Ding in sein Abteil zurück", befahl Rhodan. „In diesem Zustand kann ich Sie nicht in die vorderen Wagen lassen."
„Sie sprechen nicht mit Pohiik", sagte Pohiik schwerfällig. „Sie sprechen mit mir."
„Er ist endgültig verrückt geworden, Sir", dröhnte Kasom. „Es wird am besten sein, wenn wir ihn hier einsperren."
„Warten Sie!" sagte Pohiik. „Ich werde Ihnen beweisen, daß Sie nicht mit Pohiik sprechen. Achten Sie auf die rechte Schulter des Twonosers."
Schaudernd beobachtete Kapitanski, wie sich auf der rechten Schulter des Weißrüssels eine Blase bildete. Sie blähte sich auf, bis sie die Größe eines Kopfes erreicht hatte, dann zerplatzte sie und fiel in sich zusammen.
„Genügt Ihnen das?" erkundigte sich Pohiik.
„Bioparasiten von Ihrer Größe besitzen keine Intelligenz", sagte Rhodan.
Kapitanski kam sich vor, als hätte ihn jemand unter eiskaltes Wasser getaucht. Er verstand, was Rhodan mit seinen Worten ausdrücken wollte. Der Parasit umhüllte Pohiik nicht nur körperlich, er beherrschte ihn auch geistig.
„Ich benutze die Intelligenz
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