0236 - Im Camp der Gesetzlosen
eine Schutzhaut.
Rhodan konnte jetzt sehen, daß die beiden Ärmchen Pohiiks noch frei waren. Der Parasit verzichtete offenbar darauf, den Twonoser körperlich zu behindern.
„Wir müssen an Ihren Männern vorbei. Pohiik", sagte Rhodan. „Es sei denn, Sie verlassen mit mir diesen Wagen und gehen bis nach vorn durch die Dunkelheit."
„Ich könnte fliehen", sagte Pohiik. „Dort draußen gibt es kein Licht."
Rhodan gab sich einen Ruck. „Gehen Sie voraus", ordnete er an.
Pohiik zögerte. „Mit Ihrer Waffe im Rücken?" erkundigte er sich.
„Ich gehe kein Risiko ein", erklärte Rhodan nachdrücklich. „Sie sollten daran denken, daß ich Ihren Wirt töten werde, wenn Sie flüchten wollen. Dann wären Sie Ihrer plötzlich gewonnenen Intelligenz wieder ledig."
Ohne zu antworten, ging Pohiik zum Wagenausgang. Rhodan folgte zwei Meter hinter ihm, die Waffe in der Hand. Pohiik sprang hinaus und wartete, bis Rhodan an seiner Seite war.
„Wir müssen weiter vom Zug weg", befahl Rhodan. „Die Haushaltsverbrecher dürfen uns nicht sehen."
Widerspruchslos änderte Pohiik seine Richtung. Rhodan zweifelte immer noch, daß der Twonoser unter der Kontrolle eines Parasiten stand. Wenn er jedoch verrückt war, blieb es ein Rätsel, wie er den Parasiten davon abhielt, ihn als willkommene Nahrung zu benutzen.
Rhodan achtete darauf, daß sie außerhalb des Lichtes blieben, das durch die Fenster kam. Jeder Wagen war fast einhundert Meter lang. Jedes Abteil besaß ein großes Fenster. Im Gegensatz zu den Interkastenzügen waren die Wagen des Versorgungszuges nicht in mehrere Etagen unterteilt.
Rhodan fragte sich, wie die zwanzig Blaurüssel unter den Haushaltsverbrechern auf den Anblick ihres Wohngebietes reagieren würden. Hoffentlich entdeckten sie ihren alten Kastengeist nicht wieder, so, daß es zu neuen Schwierigkeiten kommen würde.
Pohiik blieb plötzlich stehen. Sie waren jetzt ungefähr in der Mitte des Zuges. Sofort drückte Rhodan die Mündung des Strahlers in Pohiiks Rücken.
„Weitergehen!" rief er dem Twonoser zu.
„Da ist jemand vor uns", drang es flüsternd aus dem Lautsprecher des Translators.
Rhodan lauschte in die Nacht hinein, ohne Pohiik unbeobachtet zu lassen.
„Ich kann nichts hören", sagte Rhodan. „Pohiik, versuchen Sie nicht, mich zu bluffen."
Er verstärkte den Druck der Waffe. Widerstrebend setzte sich der Weißrüssel wieder in Bewegung.
Gleich darauf sah Rhodan drei Gestalten im Lichtschein des ersten Wagens auftauchen. Es waren Tolot, Kasom und Sergeant Kapitanski. Der Ertruser trug keine Uniformjacke mehr. Rhodan ahnte, daß es zu einem Zwischenfall gekommen war.
Die drei Männer kletterten in den Zug. Pohiik hatte also nicht gelogen, dachte Rhodan erleichtert. Er ließ die Waffe sinken.
Da schlugen Pohiiks Rüssel nach hinten. Sie trafen Rhodan gleichzeitig von beiden Seiten. Es gelang dem Terraner, einen Schuß abzugeben, der jedoch an Pohiik vorbeizischte. Mit einem Rüssel umfaßte der Twonoser Rhodans Waffe, mit dem anderen versuchte er, den Hals des Terraners zu umschlingen.
Rhodan erholte sich schnell. Er ließ sich in die Knie sinken und entging so dem Würgegriff des Angreifers. Pohiik zerrte wütend am Lauf des Strahlers, ohne ihn Rhodans Händen entreißen zu können.
Rhodan wollte nicht um Hilfe rufen, weil er dadurch auch die Haushaltsverbrecher aufmerksam gemacht hätte. Pohiik schwang den freien Rüssel wie eine Keule. In der Finsternis fiel es Rhodan schwer, die Absichten des Twonosers zu durchschauen. Ein Schlag traf den Terraner gegen die rechte Schulter.
Obwohl Pohiik ein alter Mann war, stellten seine Rüssel gefährliche Waffen dar. Rhodan wußte, daß er den Twonoser schnell bezwingen mußte, wenn er nicht unterliegen wollte.
Er gab Pohiiks Zerren an der Waffe nach und warf sich gegen den Körper des Gegners. Der unerwartete Aufprall ließ den Weißrüssel das Gleichgewicht verlieren. Er hielt sich jedoch an Rhodan fest.
Die beiden Kämpfer fielen zu Boden. Rhodan stürzte auf den Twonoser. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als sich der Parasit an einer Stelle von Pohiiks Körper löste und versuchte, nach Rhodan zu greifen. Rhodan wälzte sich zur Seite. Pohiiks Rüssel streckte sich, ohne die Waffe loszulassen.
Sekundenlang lagen sie schweratmend nebeneinander, bis der Twonoser erneut zum Angriff überging.
Rhodan wurde vom zweiten Rüssel seines Widersachers gegen die Brust getroffen. Er stöhnte auf, als ein stechender Schmerz ihm fast den Atem
Weitere Kostenlose Bücher