0236 - Im Camp der Gesetzlosen
Blaurüssel auf?" fragte Kasom.
„Das glaube ich nicht", entgegnete Tolot. „Bestimmt handelt es sich um einen zurückgelassenen Wächter. Er wird nicht wagen, den Zug anzugreifen."
Kasom stöhnte unterdrückt. Wahrscheinlich waren seine Verletzungen schmerzhafter, als er zugeben wollte.
„Gibt es irgend etwas Interessantes zu sehen?" wollte Kasom von Tolot wissen. Bevor der Haluter antworten konnte, fügte er ärgerlich hinzu: „Das hätten Sie uns ersparen können, Tolot."
Es dauerte einige Zeit, bis Icho Tolot antwortete. Kapitanski benutzte diese Pause, um sich zu erheben.
„Ich kann nicht immerzu und überall den Aufpasser spielen", sagte Tolot schließlich. „Sie wären wahrscheinlich der erste, der sich darüber beschweren würde, wenn ich Sie wie ein unreifes Kind behandeln wollte."
„Ich werde aus Ihnen nicht klug", erklärte Kasom. „Halten Sie es für besser, einen Mann erschießen zu lassen, als ihm zu helfen?"
„Ich glaube nicht, daß wir uns darüber streiten sollten", entgegnete Tolot. „Jeder von uns beiden hat bestimmte Ansichten, von denen er nicht abgehen wird. Sie sind noch am Leben, das ist im Augenblick die Hauptsache."
„Also gut", lenkte Kasom ein. „Kehren wir zum Zug zurück. Hoffentlich ist es Rhodan gelungen, diesen Verrückten in den Maschinenraum zu schaffen."
Kapitanski hatte den Anführer der Twonoser vollkommen vergessen. Von Pohiik hing es ab, ob sie den Zug bald wieder auf Fahrt bringen konnten.
Es konnte Stunden dauern, bis es ihnen ohne die Hilfe des Haushaltsverbrechers gelingen würde, die richtigen Schaltungen vorzunehmen.
*
Rhodan lehnte sich gegen die geschlossene Verbindungstür und lauschte. Vom hinteren Wagen drangen keine Geräusche zu ihm heraus. Trotzdem mußte sich Pohiik dort irgendwo aufhalten. Rhodan zog die kleine twonosische Waffe aus seinem Gürtel. Zwar hatte der Parasit, der Pohiik beherrschte, seinen Friedenswillen bekundet, doch das konnte sich schnell ändern. Rhodan hatte wenig Vertrauen zu einem Wesen, das nur durch entliehene Verstandeskräfte in der Lage war, sich mit ihm zu unterhalten.
Außerdem bestand die Möglichkeit, daß es Pohiik war, der den Parasiten beherrschte, ohne sich darüber im klaren zu sein.
Rhodan umschloß mit der Linken den Türöffner. Larkaat war vor kurzer Zeit ebenfalls hier gewesen, ohne, wie er behauptet hatte, den alten Twonoser zu sehen. Rhodan zögerte abermals. Sollte es Larkaat sein, der ein doppeltes Spiel trieb?
Durch längeres Warten ließ sich diese Frage nicht beantworten.
Rhodan öffnete die Tür gerade so weit, daß er durch einen Spalt in den Gang des letzten Wagens blicken konnte.
Pohiik hockte in der hintersten Ecke. Noch immer wurde er von dem Bioparasiten umhüllt. Pohiiks Symbiont bedeckte jetzt auch den Kopf des Twonosers. Nur das zwölf Zentimeter große Auge war frei geblieben. Der Parasit hatte seine Leuchtkraft verloren. Seine Außenfläche war jetzt grau.
Rhodan sah, daß Ausläufer des Parasiten sich auf die beiden Rüssel Pohiiks auszudehnen begannen.
Der Twonoser bot keinen angenehmen Anblick.
Das starre Facettenauge schaute Rhodan unablässig an.
„Sie bringen eine Waffe mit", stellte Pohiik schließlich fest.
„Ja", bestätigte Rhodan. „Ich wußte nicht, was mich hier erwartet. Larkaat rebelliert. Er war mit einigen Twonosern hier, um Sie zu suchen."
Aus dem Lautsprecher von Pohiiks Translator kam ein abstoßendes Lachen. Einer von Pohiiks Rüsseln bewegte sich schwerfällig und zeigte auf eine Abteiltür.
„Ich war bei meinen Freunden. Ich habe ihnen von unserer Abmachung berichtet."
Rhodan ließ Pohiik keine Sekunde aus den Augen.
„Ich dachte, die Parasiten besäßen in ihrem jetzigen Zustand nur einen schwachen Instinkt", sagte er.
„Wie können Sie sich mit ihnen in Verbindung setzen?"
„Ich habe Zufriedenheit in ihnen geweckt", erklärte Pohiik. „Instinktive Zufriedenheit nur, gewiß, aber das ist immer noch besser als dumpfes Unbehagen."
Rhodan ahnte, daß er nie erfahren würde, was mit Pohiik geschehen war. Aber es war schließlich gleichgültig, ob Pohiik oder ein Bioparasit mit ihm sprach, wenn es ihm nur gelang, den Twonoser in den Maschinenraum zu bringen.
„Wir haben Schwierigkeiten", sagte er zu Pohiik. „Der Zug ist zum Stehen gekommen. Sie müssen die Kontrollen übernehmen, damit wir hier wegkommen, bevor uns die Blaurüssel angreifen."
Pohiik stand langsam au f. Der Parasit schmiegte sich eng an seinen Körper wie
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