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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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hin und vier Schritte zurück. Er machte ganz den Eindruck eines Reisenden, der auf seinen Zug wartet, zu wenig Zeit hat, um sich noch in ein Restaurant zu setzen. Aber auch noch keine Lust hat, sich schon jetzt auf den Bahnsteig zu stellen.
    Unsere Kollegen waren ähnlich ausstaffiert. Thomas Millcaster war als Eisverkäufer erschienen. Er hatte sich in der Nähe des Schließfaches Nr. 500 aufgebaut und brüllte ununterbrochen etwas von herrlichem Schokoladeneis in die Gegend.
    Sein Geschäft schien zu florieren. Wie ich sehen konnte, verkaufte er ununterbrochen. Offenbar war das Eis gut, das wir von einem Konditor in der Fifth Avenue auf FBI-Kosten erstanden hatten. Die Karren mit den Eisbehältem gehörte zu den unabkömmlichen Requisiten des FBI, ebenso wie das Gemüseauto, mit dem wir am Vormittag Stevenson aufgesucht hatten.
    Ich beschloss, mir nach überstandener Schlacht ein Eis zu genehmigen. Heiß genug war mir.
    7.45 Uhr. Ich sah Stevenson sofort, als er den Bahnhof betrat.
    Er trug den gelben Koffer in der linken Hand, blickte weder nach rechts noch links, sondern steuerte ohne Zögern auf die lange Reihe der stählernen Schließfächer zu. Stevenson wusste, dass wir auf dem Posten waren. Wir hatten ihn schließlich doch ziemlich genau in unseren Plan eingeweiht.
    Um 6 Uhr abends war der erste von uns in der Bahnhofshalle aufgekreuzt und hatte seinen Posten bezogen. So nach und nach waren wir anderen gefolgt. Um 7.30 Uhr war ich als Letzter eingetrudelt.
    Unser Plan war einfach. Sobald einer der Gangster aufkreuzte und sich des gelben Koffers bemächtigte, würden wir an seinen Fersen kleben.
    Von unserem Geschick hing es dann ab, dem Gangster so lange unauffällig zu folgen, bis er uns zu dem Versteck der Gang geführt haben würde. Dort hofften wir, auch den Jungen zu finden.
    In der Nähe der Penn-Station warteten zehn FBI-Wagen, denen man nicht ansah, dass sie Sprechfunkanlagen und andere technische Hilfsmittel der Polizei enthielten.
    Stevenson war jetzt bei den Schließfächern angelangt.
    Ich sah, wie er den Koffer verstaute.
    Die große Uhr der Penn-Station über der mittleren Tür des Osteinganges zeigte genau 7.50 Uhr.
    Stevenson zündete sich eine Zigarette an und schritt nervös auf und ab. Unendlich langsam rückte der Sekundenzeiger der großen Normaluhr vorwärts. Dann, wenn jeweils eine Minute voll war, sprang der große Minutenzeiger einen Strich weiter.
    7.51 Uhr.
    Ich sah, wie Phil sich auf einen seiner Koffer setzte und die Virginia ausdrückte. Er ließ den Stummel der Zigarre zu Boden fallen und trat die Glut mit dem Absatz aus.
    7.52 Uhr.
    Ein dicker, älterer Mann in braunem Ledermantel ging so dicht an mir vorbei, dass er mich mit dem linken Ellbogen anstieß. Er murmelte eine Entschuldigung und ging weiter.
    Es war der G-man William Ferson. Er trug eine Aktentasche unter dem Arm, die er in wenigen Augenblicken in dem Fach 504 verstauen sollte, das sich dicht neben dem Schließfach mit dem gelben Koffer befand.
    7.53 Uhr.
    Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Meine Handflächen waren feucht. Die Spannung in mir wuchs.
    Was würde in den nächsten drei Minuten geschehen? Spätestens um 7.56 mussten die Kidnapper in Aktion treten. Denn laut Anweisung sollte Stevenson das Fach offen lassen und bis 7.55 Uhr bewachen.
    Das Fach mit dem Koffer länger als eine Minute unbewacht zu lassen, konnten die Kidnapper nicht riskieren. Also mussten sie innerhalb der nächsten drei Minuten bei dem Schließfach auftauchen. Nein, innerhalb der nächsten zwei Minuten, denn wie mich ein Blick auf die Uhr belehrte, war es bereits…
    7. 54 Uhr.
    Die Gangster hatten die Zeit geschickt gewählt.
    Mit donnerndem Getöse lief in diesem Augenblick ein Zug in den Bahnhof ein. Ich konnte ihn nicht sehen, denn die Bahngleise bei der Penn-Station liegen unterirdisch.
    In der nächsten Minute ergoss sich ein Strom von Reisenden in die Bahnhofshalle. Phil nahm seine Koffer auf und setzte sich in Trab. Ich warf einen Blick zur Normaluhr und folgte ihm. Es war jetzt genau…
    7.55 Uhr Langsam schob ich mich durch den Strom der Reisenden. Als ich etwa noch zehn Yards von dem Schließfach 500 entfernt war, bog ich nach links ab und steuerte auf einen Fahrkartenschalter zu.
    Ich stellte mich so, dass ich das Schließfach gut im Auge behalten konnte. William Ferson war gerade damit beschäftigt, seine Aktentasche umständlich in dem Fach Nr. 504 zu verstauen. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand Phil und

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