0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Augenblick lang prüfend an. Tatsächlich, sie waren nicht voneinander zu unterscheiden. Wahrscheinlich hatte sogar Mrs. Brooks Schwierigkeiten, die beiden auseinanderzuhalten.
Die Zwillingsschwestern, Fennon und Mrs. Brooks begaben sich zum Kaffeetisch. Es wurde ein harmonischer Nachmittag.
Aber immer wieder starrte Alger Fennon die Schwestern an. Es war offensichtlich, dass er einen folgenschweren Gedanken in seinem Hirn wälzte. Er war seltsam still an diesem Tag, was man sonst nicht von ihm sagen konnte. Nur einmal begann er lebhaft zu werden.
Das war in dem Augenblick, als er eine bildschöne, weinrote Vase auf dem Rauchtisch vor dem Fenster stehen sah. Mit eifern verzückten Ruf trat Fennon an den Tisch, nahm die wertvolle Vase in die Hand und betrachtete sie lange.
»Echt?« Ein leiser Zweifel schwang in seiner Frage mit.
»Natürlich!« Jane Brooks war entrüstet, und Mrs. Brooks gab die Erklärung ab.
»Stellen Sie sich vor, Mister Fennon. Ich konnte die Vase von einem alten Bekannten unserer Familie erstehen. Mister Bakerfield hat sie mir zu einem Vorzugspreis überlassen. Wenn Sie an kunstgewerblichen Dingen interessiert sind, dann können Sie gern einmal mit zu Mister Bakerfield kommen. Er wohnt ganz in der Nähe und hat oft viele schöne Stücke auf Vorrat!«
Alger Fennon war sehr interessiert.
Auch den Rest des Abends blieb er schweigsam. Aber immer wieder musterte er die Zwillinge. Wie er so nach und nach erfuhr, war Monique auf einen kurzen Besuch nach New York gekommen.
Sie lebte zurzeit in Los Angeles, wo sie bei einer Film-Gesellschaft einen gut bezahlten Job als Cutterin hatte.
Mister Fennon verabschiedete sich früh am Abend. Als er in seinem weinroten Ford langsam nach Hause fuhr, dachte er noch immer an die Zwillinge.
***
Am Sonntagabend klingelte es anhaltend an der Tür des Bungalows; in dem die Brooks wohnten.
Monique Brooks öffnete.
Niemand war zu sehen. Nur von der Straße her wurde das Motorengeräusch eines abfahrenden Wagens laut.
Mit einem Achselzucken wollte Monique die-Tür gerade wieder schließen, da sah sie den weißen Briefumschlag auf der Fußmatte vor der Haustür liegen.
Monique hob den Brief auf und trat ins Haus zurück.
In ihrem Zimmer machte sie Licht, öffnete den Umschlag, der keinerlei Anschrift trug und faltete den weißen Bogen auseinander.
Der Bogen war mit Maschine eng beschrieben. Er enthielt weder eine Anschrift noch eine Unterschrift.
Monique begann zu lesen, und je länger sie las, umso heftiger spürte sie die Angst, die ihr die Kehle zuzudrücken schien.
***
»…unsere Erfahrungen basieren auf einer Unzahl von Fällen«, sagte Phil gerade, »und Sie können uns glauben, Mister Stevenson, dieser Vorschlag ist der beste, den wir Ihnen machen können.«
Robert P. Stevenson zog nervös an seiner schwarzen Brasil. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und sich weit in dem schweren Ledersessel zurückgelehnt. Das große Zimmer der Millionärsvilla war mit gediegenem Luxus eingerichtet. Stevenson hatte Geschmack, das musste man ihm lassen. Daran hatten auch seine Millionen nichts geändert.
»Agent Decker, ich weiß, Sie und Agent Cotton gehören zum FBI, in Ihrem Interesse liegt es, die Kidnapper dingfest zu machen, aber wer denkt an mein Kind. Mir geht es nur darum…«
»Stopp, Sir«, fiel ich dem Millionär ins Wort. »Sie verkennen die Lage völlig und haben die Ausführungen meines Kollegen offenbar nicht ganz verstanden. Uns, das heißt dem FBI, geht es einzig und allein darum, Ihren Sohn aus den Händen der Kidnapper zu befreien. Wir wollen alles dransetzen, um Ihnen Bob so bald wie möglich wohlbehalten zu übergeben. Alles, was das Leben des Kindes gefährden könnte, werden wir vermeiden. Aber Sie retten Ihr Kind nicht, indem Sie die Polizei ausschalten. Bitte, wenn Sie es wünschen und die Verantwortung übernehmen. Wir halten unsere Finger heraus. Tatsache aber ist, dass in hundert Fällen nur einmal ein Kidnapper ein Kind tatsächlich zurückgibt. Die Gangster haben Angst davor, bei der Übergabe erwischt zu werden. Sie fürchten, dass das Kind der Polizei eine genaue Beschreibung gibt. Sie fürchten den Zeugen in dem Kind, der sie im Ernstfall identifizieren kann. Was also werden die Kidnapper meistens tun?«
Ich ließ die Frage offen, eine Antwort war nicht notwendig. Stevenson hatte mich auch so verstanden.
»Eine reelle Chance hat Ihr Sohn nur dann, wenn wir sofort nach den Kidnappern suchen. Wir können den Erfolg
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