0237 - Die drei Sternenbrüder
in Kims Blickfeld erschien eine zweite Staubwolke. Das war das Felsstück, das Yotur geschleudert hatte.
Sie hatten beide Glück gehabt. Die Brocken landeten auf leicht abschüssigem Gelände und rollten weiter, nachdem sie aufgeschlagen waren. Kim sah, wie sein Felsstück plötzlich einen grotesken Satz vollführte, als hätte jemand von unten dagegengeschlagen. In merkwürdiger steiler Flugbahn schoß es in die Höhe und ließ dabei eine Nebelspur hinter sich zurück Eine halbe Sekunde später beschrieb es einen scharfen Knick und stürzte wieder in die Tiefe Während es fiel, schien es kleiner zu werden, und bevor es den Boden erreichte, war es völlig verschwunden.
„Erfolg!" schrie Yotur. „Beide sind weg!"
Kim wandte sich um. Er brauchte Yotur keinen Befehl zu geben. Gleichzeitig fingen sie an zu rennen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Der Wißbegierige war auf den Trick hereingefallen. Er hatte die beiden Felsstücke, für die Entflohenen gehalten und sie eingefangen. Im Augenblick lagen sie wahrscheinlich auf dem Boden der Halle, und der Genarrte versuchte herauszufinden, auf welche Weise er getäuscht worden war.
Kim rannte, bis ihm die Luft ausging. Er ließ sich flach auf den Boden fallen und pumpte die gequälten Lungen voll. Mühselig hob er den Kopf und sah sich um. Dicht neben ihm saß Yotur auf einem Felsklotz, wachsam und trotzdem lässig, als hätte er gerade einen erfrischenden Spaziergang hinter sich. Kim erkannte, daß sie weit über die Stelle hinausgelaufen waren, an der Hess und er zuvor halt gemacht hatten.
Er stand auf. Yotur erhob sich ebenfalls. Kim traute seinen Augen nicht. Durch die Sichtscheibe hindurch konnte er sehen, daß Yotur ihn triumphierend angrinste. Das war das erste Mal, daß jemand Yotur hatte grinsen sehen.
„Sie sind ein Mordskerl, Yotur", fühlte Kim sich verpflichtet zu sagen.
„Danke, Sir."
Kim rief den Shift. Nach einer halben Minute bekam er Antwort. Das Fahrzeug war unterwegs und würde in wenigen Minuten zur Stelle sein. Die Gefahr schien vorüber. Kim fragte sich, ob der Außenposten im Verlauf des allgemeinen Durcheinanders schließlich doch zum Zuge gekommen sei.
Während er die Frage noch dachte, fing der Boden unter ihm an zu zittern. Von irgendwoher fiel bläulicher Lichtschein über die Felsen. Kim fuhr herum. Weit hinten am Horizont, noch jenseits der leuchtenden Bergspitzen, schien ein Vulkan ausgebrochen zu sein. Strudelnde Massen blauleuchtenden Feuers schossen in die Höhe und formten eine Fontäne von grausiger, atemberaubender Schönheit. In ihrem zuckenden Licht sah es so aus, als ob die Berge ins Wanken geraten würden.
Ein neuerlicher Stoß fuhr durch den Boden. Kim fühlte sich in die Höhe gehoben. Die Schwingungen des Felsgesteins teilten sich seinem Schutzanzug mit. Er hörte rollenden Donner, der aus der Tiefe zu kommen schien.
Es war nicht schwer zu erraten was da vor sich ging. Die drei Brüder lagen sich in den Haaren. Der Außenposten hatte den Moment der Überraschung ausgenutzt, um den Intelligenten anzugreifen. Kim hatte keine Ahnung, wie er das tat. Aber entweder leistete der Intelligente härteren Widerstand, als der Außenposten erwartet hatte, oder der Angriff hatte wider alles Erwarten das energetische Gleichgewicht der Drillinge gestört und schlummernde Kräfte ausgelöst, von denen der Angreifer keine Ahnung hatte.
Der dritte Stoß war noch wuchtiger als die beiden vorhergehenden. Kim mußte sich an einem der Felsblöcke festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ein Riß, mehr als eine Handspanne breit, bildete sich im Boden unmittelbar vor ihm. Gesteinsstaub wurde ins Vakuum gewirbelt und verdeckte für ein paar Sekunden die Sicht.
Weit im Hintergrund war die blaue Feuersäule inzwischen weiter in den Himmel gewachsen.
Während Kim sie fixierte, wurde ihm plötzlich klar daß es sich bei dem Wanken der Berge keineswegs nur um einen optischen Effekt handelte. Die Berge schwankten in Wirklichkeit! Er sah ihre Spitzen brechen und in mächtigen Staubwolken über die steilen Hänge herabrollen. Er sah, wie die Flanken sich zu weiten Schlünden öffneten und weitgespannte Felswände zu Geröll und Staub zerbrachen. Das ganze Gebirge war in Bewegung. Die Wucht des blauen Feuers hob ungeheure Mengen von Gestein in die Höhe und verstreute sie nach allen Seiten. Kim sah riesige Berge im Verlauf von Sekunden auseinanderbersten und haltlos in sich zusammensinken.
Aus den gelegentlichen Stößen, die
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