0237 - Die Satans-Gnome
viel.
»Jemand hat mich geholt«, sagte er. »Wohin, ist die Frage. Aber man scheint mich nicht töten zu wollen, sonst hätte man es entweder schon getan oder mich wenigstens in Ketten gelegt, anstatt mich mit diesem Material auszustatten.«
Ob diese Welt, in der er sich befand, mit der Straße der Götter in Verbindung stand?
Ob seine »Gastgeber« überhaupt wußten, was es mit diesem regenbogenschillernden Material für eine Bewandtnis hatte?
Plötzlich sah er hinter den gewölbten Dreiecks-Wänden Schatten, die sich bewegten.
Menschenähnliche Schatten! Sie wurden größer und deutlicher, näherten sich. Da erkannte er, daß die Wände halb durchscheinend waren. Sie glühten also nicht kalt, sondern ließen Licht durch, das von außen kam.
Gespannt wartete Zamorra, wer ihm jetzt die Ehre seines Besuches geben wollte.
Vielleicht erhielt er dadurch Aufschluß darüber, wo er sich befand!
Da hielten die Schatten vor der Wand an. Sie waren zu dritt. Zamorra sah, wie einer die Hand vorstreckte.
Im gleichen Moment gab es eine der drei Wände nicht mehr. In einem lautlosen Vorgang hatte sie sich aufgelöst.
Im gleichen Moment waren auch Zamorras Kopfschmerzen fort, wie weggeblasen!
Er starrte die drei Gestalten an.
Ihre Körperformen waren sehr menschlich. Sie waren schlank, hochgewachsen und unverkennbar weiblich. Bekleidet waren sie wie Zamorra mit wadenhohen Stiefeln und schmalen Lendenschurzen. Dazu trugen sie aber an breiten Gürteln kurze Schwerter in römischem Stil.
Aber das war noch nicht alles.
Sie konnten keine Menschen sein.
Denn ihre Haut bestand aus winzigen, glatten Schuppen, die in prachtvollstem Blau glänzten!
Zamorra hielt den Atem an. Was waren sie? Schlangenmenschen?
Er schluckte. Von weitem mochten sie durchaus als Menschen mit blauer Haut durchgehen. Die feinen Schuppen erkannte man erst aus der Nähe. Sie konnten nicht verdecken, daß diese drei weiblichen Wesen offenkundig ziemlich jung waren und sehr hübsch. Sie entsprachen dem Schönheitsideal, das Zamorra sich gebildet hatte, mit ihren schlanken, langbeinigen Körpern und den kleinen, aber festen Brüsten, die sich unter ihren Atemzügen leicht hoben und senkten. Die Nasenflügel zitterten kaum merklich. Dunkles Haar fiel bis weit über die Schultern und war dabei glatt und glänzend.
Es wollte Zamorra an seinem Verstand zweifeln lassen. Schuppenhaut und Haare, das paßte nicht zusammen. Reptilwesen tragen niemals Behaarung!
Hier aber war es so!
Das mittlere der drei Mädchen hob jetzt die rechte Hand, öffnete den Mund und sagte in akzentfreiem Französisch:
»Sei uns gegrüßt, Auserwählter mit dem Medaillon der Macht. Darf ich dich bitten, uns zu folgen?«
***
Die beiden Kriminalpolizisten, die vor der Tür zum Hörsaal 8 standen, waren mit ihrem Job äußerst unzufrieden. Die wenigen Studenten, die am späten Nachmittag noch hier aufkreuzten und vorbeigingen, waren erstens nicht daran interessiert, den gesperrten Raum zu betreten, und warfen den beiden Beamten in Zivil mißtrauische Blicke zu. Das trug nicht dazu bei, deren Wohlbefinden zu erhöhen.
»Ich stehe mir hier langsam die Beine in den Bauch«, knurrte O’Hara. »Verdammt, gibt es denn in dieser ganzen Uni nicht einen einzigen Stuhl, den man uns zur Verfügung stellen kann?«
Orsons grinste. »Ich hole einen«, sagte er. »Dann können wir uns auf dem Ding abwechseln. Fürs Stehen werden wir nämlich nicht bezahlt!«
»Du kannst nicht einfach abhauen und…«, wandte O’Hara ein. Orsons winkte ab. »Ich hole ihn aus dem Hörsaal.«
Er griff zur Tür.
»Eh, da findest du keinen! Die Sitze sind alle fest verschraubt«, warf O’Hara ein. »Außerdem solltest du vorsichtig sein. Vielleicht lauert ein Monster dahinter und will dich umbringen!«
»Damit sollte man keine Scherze machen«, sagte Orsons, hatte den Türgriff aber schon gedreht und stieß die Tür nach innen auf.
Er konnte gerade noch einen gellenden Schrei ausstoßen. Dann erstarrte er.
O’Hara, der hinzusprang, um seinem Kollegen zu helfen oder wenigstens festzustellen, was da vorging, kam nicht einmal mehr zum Schrei.
Er erstarrte mitten im Sprung!
Und unsichtbare Hände schmetterten die Tür wieder zu und schleuderten die beiden starren Gestalten auf den Korridor hinaus. Reglos und in seltsam verkrümmter Haltung blieben sie liegen.
Für sie stand die Zeit still…
Und im Hörsaal erklang das wilde Gelächter des Teufels…
***
Es ging alles blitzschnell.
Von der einen Seite
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