0237 - Die Satans-Gnome
blieb dicht vor ihm stehen und achtete nicht auf die Gefahr, in die sie sich damit begab - in die Gefahr, von ihm angegriffen und als Geisel überwältigt zu werden! Ihre Augen blitzten in wütender Verzweiflung. »Zamorra ist tot!« schrie sie.
Asmodis erhob sich.
Ihre Blicke trafen sich, ließen sich nicht mehr los. Gryf, Teri, Bill und der Wolf beobachteten atemlos. Dies entwickelte sich zu einer Sache nur zwischen Asmodis und Nicole. Aber worum ging es?
»Das habe ich auch einmal geglaubt«, sagte Asmodis und wirkte jetzt fast menschlich, als er nach ihren Schultern griff und sie schüttelte -und sie ließ es sich gefallen, entwand sich ihm nicht! Weil sie auch nicht an Zamorras Tod glauben wollte und sich plötzlich in ihrer Verzweiflung an die Worte des Teufels klammerte? Des Versuchers? Sie wußte es selbst nicht!
»Bis ich euch belauschte«, fuhr Asmodis fort. »Gryf, Teri und Fenrir -ich habe mit meinem Geist ihren Versuch begleitet und bin auch auf das magisch versiegelte Tor gestoßen!«
»Zamorra ist tot«, wiederholte sie stumpf.
Asmodis ließ sie los. »Er lebt«, widersprach er. »Er lebt, aber er kann ohne Hilfe nie wieder in unsere Zeit zurück!«
»Du lügst«, murmelte sie.
»Nicole, du nennst mich zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten einen Lügner - aber habe ich einen von euch jemals angelogen?«
Sie starrte ihn an wie ein Gespenst.
»Habe ich einen von euch jemals angelogen?« schrie Asmodis jetzt.
Langsam schüttelte sie den Kopf.
Nein, der Teufel log sie nicht an. Er hatte es wirklich nie getan! Er war hinterlistig und verschlagen, er arbeitete mit tausend bösen Tricks und kämpfte für die Erstarkung des Bösen. Er hatte gedroht und Rache geschworen, er hatte verflucht und verdammt -aber eine Lüge ließ sich ihm nicht nachweisen!
Sonderbar, dachte sie. Warum lügt Asmodis nicht? Kann er es vielleicht nicht? Oder ist die Lüge eine so typische Eigenschaft der Menschen, daß selbst Dämonen nicht damit zurechtkommen?
»Warum kannst du nicht lügen?« fragte sie brüchig.
Seine Antwort überraschte sie -alle!
»Weil ihr zu Merlin gehört!« schleuderte er ihnen entgegen. »Und wißt ihr nicht, daß zwischen mir und Merlin ein ganz besonderes Verhältnis herrscht? Und ich lüge auch jetzt nicht. Zamorra lebt!«
»Woher weißt du es?« fragte Gryf rauh. »Wie kannst du mehr wissen als wir, wenn du unseren Tastversuch nur begleitet hast?«
»Weil ich größere Zusammenhänge erkenne«, sagte Asmodis. »Gryf, seit achttausend Jahren lebst du und wandelst über diese Welt, aber ich bin älter als du, und meine Erinnerung greift weiter in die Vergangenheit zurück, als jeder Sterbliche denken kann! Deshalb weiß ich von Dingen, die selbst dir verborgen bleiben im Dunkel der Vergangenheit!«
Gryf räusperte sich.
»Sprich«, verlangte er.
»Ich erkannte es aus der Art des Tores«, sagte Asmodis. »Es ist kein normales Weltentor. Zamorra wurde geholt, weil jemand seine Hilfe benötigt, einen Fluch zu brechen. Er wurde ausgetauscht. An seiner Stelle kam ein anderer, ein Unwichtiger, doch das Amulett sträubte sich zu sehr und vernichtete ihn. Der Austausch sollte unbemerkt vonstatten gehen; der von drüben schlüpfte in Zamorras Kleidung und umgekehrt. Erst nach Stunden wäre der Austausch aufgefallen. Doch es funktionierte nicht. Zamorra jedoch kam heil drüben an.«
Nicole atmete schneller.
»Ihr bekommt das Tor nicht auf«, fuhr Asmodis fort. »Doch ich kann es für euch öffnen. Ich kann euch hinüberschicken - austauschen gegen andere von drüben. Ich kann dann das Tor offenhalten, bis ihr zurückkehrt -mit Zamorra.«
Ein ärgerliches Schnaufen erklang. Fenrir setzte sich neben Nicole auf den hölzernen Boden. Fürst der Finsternis, warum bietest du uns dies an? Wir sind deine Gegner , und Zamorra ist dein stärkster Feind! Dir kann doch nur daran gelegen sein, daß er verschollen bleibt! Du hast somit einen Feind weniger, behauptete der Wolf.
Asmodis lachte wieder spöttisch.
»Ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich von Amun-Re und den Meeghs spreche. Ich brauche Zamorra - auch wenn er die Schwarze Familie bekämpft! Aber diese Verluste sind verschmerzbar, weil sie geringer sind als die, die uns Meeghs und Amun-Re getrennt oder zusammen zufügen würden!«
Er lachte erneut. »Aber aus Dankbarkeit könnte Zamorra sich dann bereit erklären, sich ein wenig gegen uns zurück zu halten!«
»Niemals!« fuhr Nicole auf.
Asmodis zuckte mit den Schultern. »Wir
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