0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Phil. Howard grinste.
»Nicht, dass ich Sie für Anfänger hielte, Decker, dazu sind Sie zu gut bekannt. Aber mir ist dieser Fehler selbst mal unterlaufen. Ich hatte auch einen Burschen zu suchen, der in einem ziemlich großen Gebäude war. Ich fing mit meinen Leuten im Erdgeschoss an und durchsuchte Etage für Etage. Aber der Kerl saß zunächst ganz oben. Als wir schon in der fünften Etage arigekommen waren, stieg er oben in einen Fahrstuhl und fuhr herab ins zweite Geschoss. Da wir das schon durchsucht hatten, saß er dort so sicher wie in Abrahams Schoß.«
Phil grinste zurück: »Keine Angst, Howard! Wenn wir eine Etage durchsucht haben, wird es keine Möglichkeit mehr geben, dorthin zu gelangen.«
»Wie wollen Sie denn das machen?«
»Oh, ganz einfach«, erwiderte Phil.
»Wir besetzen die Treppen und schieben unsere Posten immer um eine Etage höher, wenn wir wieder ein Stockwerk durchsucht haben. Von oben her kann uns keiner in das Gebiet eindringen, wo wir schon waren.«
»Aber die Fahrstühle…«
»Die Fahrstühle«, wiederholte Phil mit einem langsamen Nicken. »Ja, ja, das ist das Problem. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als sie kurzerhand stillzulegen.«
»Sind Sie verrückt?«, rief Howard. »Sie können doch nicht alle Leute, die sich jetzt zufällig in den oberen Etagen befinden, daran hindern, dieses Gebäude zu verlassen!«
»Das haben wir auch nicht vor«, erklärte Phil geduldig. »Aber wir werden nur einen Fahrstuhl in Betrieb lassen, und in diesem Lift werden sich zwei G-man befinden, die darauf achten werden, dass der Fahrstuhl immer nur unten in der Halle und oben in den Etagen hält, die wir noch nicht durchsucht haben.«
»Meine Güte«, seufzte Captain Howard vom Hauptquartier der Stadtpolizei. »Das wird ein schönes Durcheinander geben!«
»Damit müssen wir uns ebenso abfinden, wie die Leute sich damit abfinden müssen«, sagte Phil ungerührt. »Sie haben selbst sehr richtig bemerkt, dass wir auf jeden Fall verhindern müssen, dass Blythe mittels eines Fahrstuhls sich dahin in Sicherheit bringt, wo wir schon gesucht haben. Und das lässt sich eben nicht anders erreichen, als indem die Treppen besetzt und die Fahrstühle daran gehindert werden, in dem bereits durchsuchten Gebiet anzuhalten. Auf diese Weise können wir uns langsam von unten nach oben Vorarbeiten. Solange wir im Haus sind, wird kein weiterer Besucher hereingelassen. Die harmlosen Leute dürfen zwar hinaus, aber nicht wieder herein. Für ein paar Stunden müssen sich alle damit abfinden.«
Captain Howard nahm die Mütze ab und fuhr sich durch sein schütteres Haar.
»Na«, brummte er, »da werden unsere Leute ja schön was zu hören kriegen.«
»Für solche Fälle«, sagte Phil lakonisch, »muss ein Polizist das dicke Fell eines Nilpferdes haben. Übrigens möchte ich Sie gern mit meinem Kollegen Cotton bekannt machen.«
Wir grinsten uns zu, schüttelten uns die Hand und murmelten unser ›Hallo!‹
Danach verschwand der Captain, um seine Leute draußen einzuteilen und die anderen hereinzuholen.
***
In der Halle herrschte bereits wesentlich weniger Betrieb als noch vor einer Viertelstunde, denn es wurde von draußen niemand mehr hereingelassen. Der ganze Verkehr spielte sich jetzt nur noch in einer Richtung ab: von den Fahrstühlen zu den Ausgängen. Dort allerdings stauten sich die Menschen. Man ließ keinen mehr hinaus, ohne ihn nicht gründlich unter die Lupe genommen zu haben. Ich beobachtete den Betrieb eine Weile und fragte mich, was für eine schwache Stelle es in diesem System der Kontrolle noch geben könnte. Bevor ich den richtigen Einfall hatte, war Brunly, unser Gast aus Washington, schon darauf gekommen. Er zupfte mich am Ärmel.
»Ja?«, fragte ich. »Was ist los, Mister Brunly?«
»Ich will Ihnen bestimmt nicht ins Handwerk pfuschen, Cotton«, sagte er leise. »Aber beobachten Sie mal, wie leicht es für Frauen und Mädchen ist, an den Polizisten vorbei hinauszukommen.«
Eine Weile sah ich noch einmal dem Betrieb an den Ausgängen zu, dann wusste, ich, worauf er hinauswollte.
»Teufel, Sie haben recht!«, brummte ich ärgerlich. »Die Polizisten tun gerade so, als ob es nicht möglich wäre, sich als Frau zu verkleiden. Wenn Blythe den Betrieb hier in der Halle nur ein paar Sekunden lang beobachten kann, dann wird er wissen, was er zu tun hat: Er braucht nur irgendwo im Haus eine Frau niederzuschlagen, deren Kleidung anzulegen und sich vielleicht noch ein bisschen zurechtmachen.
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