0239 - Der Höllenwurm
brennenden Material der Strickleiter zusammen in die Tiefe. Den Aufschlag wollte ich nicht sehen, und ich mußte mich auch um den zweiten Verfolger kümmern. Der hatte es geschafft.
Wie auch mir war es ihm ebenfalls gelungen, dem Feuer zu entgehen. Und er hing mit mir zusammen an der Hubschrauberkufe. Rechts von mir hatte er seinen Platz gefunden.
Wenn ich den Kopf in diese Richtung drehte, sah ich sein verzerrtes Gesicht, in dem nicht einmal Angst oder Hilflosigkeit geschrieben stand, sondern Haß. Er stand voll unter Belphégors Bann. Der Hexer mit der Flammenpeitsche diktierte das Geschehen, und er würde durch die Taten seiner Diener neue Maßstäbe setzen. Ich hielt mich an der Kufe mit allen zehn Fingern fest. Bei dem Dämonendiener war das nicht der Fall. Er hatte um die Kufe seinen Arm gelegt. Es war der linke, den rechten konnte er frei bewegen, doch die Hand hielt nicht mehr die Peitsche.
Wahrscheinlich hatte er sie verloren, aber er haßte mich auch ohne die Peitsche, das las ich von seinen Augen ab. Wahrscheinlich würde der Mann versuchen, mich von meinem Halt zu reißen. Ich hörte Sukos Stimme. Der Inspektor mußte schon brüllen, um das laute Knattern der Rotorblätter zu übertönen. Zudem schrie er noch gegen das Geräusch des Motors an. Ich antwortete ebenfalls mit einem Schrei und hoffte, von Suko verstanden zu werden.
Dann schlug der andere nach mir. Glücklicherweise war die Distanz zwischen uns zu groß. Die Faust verfehlte mich und hämmerte auf die Kufe. Der Mann stieß aufgrund dieses Fehlschlags eine Verwünschung aus, die ich allerdings nicht verstand.
Ich nahm mir einen Augenblick Zeit und schaute in die Tiefe. Wir hatten uns vom Grund ein ziemliches Stück entfernt, die einzelnen Personen konnte ich kaum noch erkennen, sondern sah nur die flackernde Flammenwand über den Köpfen der Dämonendiener.
Das offene Karree existierte nicht mehr, die Reihen waren auseinandergezogen, die Menschen liefen aufgeregt hin und her, und ihre Schreie erreichten mich auch nicht mehr. Links von mir lag der gewaltige Turm im angestrahlten Licht der Scheinwerfer.
Obwohl der Hubschrauber auch nicht gerade klein war, kam er mir im Vergleich zu dem gigantischen Bauwerk wie eine Mücke vor. Ich sah auch den Dämon Belphégor. Er hatte die Plattform nicht verlassen, mußte sich aber furchtbar aufregen, denn er schleuderte seine flammende Peitsche wild und entschlossen in das Dunkel der Nacht. Als die Riemen auseinanderfächerten, hatte ich das Gefühl, als würde die Dunkelheit von brennenden Blitzen geteilt.
Ewig konnte ich nicht an der Kufe hängenbleiben. Ich spürte bereits sehr stark mein Gewicht, zudem hing ich nicht ruhig, sondern schwang hin und her, weil Windstöße in unregelmäßigen Abständen gegen meinen Körper brandeten.
Sie schüttelten mich durch. Ich schwang mal vor, dann wieder zurück, und als ich ein Bein abspreizte, da traf ich meinen Widersacher an der Hüfte.
Hatte er Angst, oder war es der Haß, der sein Gesicht so verzerrte?
Ich konnte es nicht sagen und kümmerte mich im Augenblick auch nicht um ihn, denn der Pilot zog den Hubschrauber weiter hoch. Ich schaute gleichzeitig nach unten und sah plötzlich die starken Scheinwerferstrahlen, die von allen vier Seiten durch die Dunkelheit schossen und die versammelten Menschen trafen. Die Polizei griff ein.
Der Zeitpunkt war gut gewählt. Wahrscheinlich hatte Suko dem Piloten des Hubschraubers Bescheid gegeben, und der Mann stand sicherlich in direkter Verbindung mit dem Einsatzleiter Kommissar Fleuvee.
Als ich meinen Blick weiter in den Park richtete, sah ich auch das zuckende und rotierende Licht der Polizeiwagen. Da mußten Hundertschaften eingesetzt worden sein, denn immer mehr Wagen fuhren in den Park hinein. Ein Bild, das ich nie vergessen werde, bot sich meinen Augen, während der Hubschrauber nicht mehr stieg, sondern seinen Kurs veränderte und jetzt in Richtung Norden abdrehte.
Ich wußte nicht, wo er hinwollte, es war auch egal, denn der Pilot kannte sich besser aus als ich. Ich hoffte nur, daß er nicht zu einem Rundflug über Paris gestartet war. Da war noch mein Gegner.
Besessen in seinem Haß und unbelehrbar, denn er stand unter dem Einfluß des Belphégor. Und er wollte mich unbedingt in die Tiefe stürzen. Er trat nach mir. Ich zog die Beine an und wich aus.
Aber der andere gab nicht auf. Er klammerte sich zwar fest, aber er ruckte dabei näher zu mir heran. An die Gefahr, in die er sich durch diese Manöver
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