0239 - Der Höllenwurm
ich mein Ziel erreichen wollte, denn es befand sich sehr weit von mir entfernt. Das Ziel war Belphégor!
Wie ein Despot stand er auf der ersten Plattform, schaute in die Tiefe und sah all seine Diener, die sich in einem zum Eiffelturm hin offenen Karree versammelt hatten. Einige hundert Menschen waren es sicherlich, genau gezählt hatte sie niemand, es spielte auch keine Rolle, ich wollte nur nicht, daß Belphégor diese Menschen so führte, daß sie Gewalt und Tod säten.
Ein verzweifelter Wurf war es, und als ich den Bumerang losließ, da hatte ich das Gefühl, auch einen Teil von mir selbst aus der Hand zu geben.
Ich hatte mich vor dem Wurf ein wenig geduckt, war in die Knie gegangen und schnellte nun hoch, als sich die silberne Banane auf der Reise befand.
Schräg fuhr sie in die Höhe. Dabei drehte sie sich wie ein Kreisel um die eigene Achse, wurde sehr schnell, immer schneller und raste ihrem Ziel entgegen.
Gedanklich schickte ich ihm meine Wünsche nach.
Triff diesen Dämon! Schlag ihm den Kopf vom Hals, denn es darf ihm nicht gelingen, die Stadt unter seine Kräfte zu zwingen…!
Abends und nachts wurde der Eiffelturm von starken Scheinwerfern angestrahlt. Das Wahrzeichen der Stadt sollte immer zu sehen sein, und durch einen dieser Strahlen fand auch der Bumerang seinen Weg. Er blitzte wie ein Stern auf, drehte sich weiter und stieg noch höher, als würde er von einem Band gezogen.
Hatte ich Glück?
Ich zitterte und fieberte innerlich, meine Nerven standen unter Strom, denn ich hoffte so sehr, daß meine Wurfkraft ausreichen würde, um den Dämon von seinem luftigen Standort zu holen.
Noch hatte er sich nicht bewegt.
Belphégor stand dort wie eine Eins. Er rührte sich nicht, zuckte auch nicht, sondern ließ alles auf sich zukommen. War er sich seiner Stärke denn so sicher?
Ich konnte es kaum glauben, denn mein Bumerang hatte dazu beigetragen, den Schwarzen Tod zu vernichten. Er war eine mächtige Waffe, kein Dämon konnte sie ignorieren, auch Belphégor nicht. Das tat er auch nicht.
Die silberne Banane sah ich nicht mehr, aber ich stellte an Belphégors Reaktionen fest, daß er sich in seiner Nähe befinden mußte, denn der Dämon mit der Flammenpeitsche blieb nicht mehr auf seinem Platz stehen. Er bewegte sich zur Seite.
Nur ein Huschen, kaum zu sehen und von mir nur deshalb zu erkennen, weil ich mich auf Belphégor so sehr konzentriert hatte.
Der Bumerang raste ins Leere! Verdammt auch!
Zorn und Wut stießen in mir hoch. Neben mir empfand Suko die gleichen Gefühle, denn er stöhnte wütend auf. Unsere Hoffnungen waren zerplatzt wie Seifenblasen. Nicht getroffen!
Dafür hörten wir das Lachen. Belphégor freute sich diebisch, und ich sah im Licht der flammenden Peitsche, daß er sich hektisch bewegte. Irgend etwas hatte er vor. Plötzlich wischten die flammenden Peitschenriemen in die Höhe. Belphégor hatte zugeschlagen, und einen Atemzug später erkannte ich auch das von ihm anvisierte Ziel. Es war der zurückkehrende Bumerang. Mit der Flammenpeitsche wollte er ihn vernichten. Mir blieb fast das Herz stehen. Konnte Belphégor es schaffen? Hatte seine Peitsche tatsächlich die Kraft, eine so wertvolle Waffe zu zerstören? Am liebsten hätte ich die Hände vor mein Gesicht geschlagen, um nichts sehen zu müssen, aber wie gebannt schaute ich zu.
Jetzt mußte es soweit sein. Über seinem Kopf sah ich etwas blitzen.
Treffer!
Ich fühlte mit. Mir schien es, als bestünde zwischen mir und der Waffe ein inneres Band, und ich biß mir fast die Lippen blutig, so sehr nahm mich die Szene mit. Im Augenblick hatte ich selbst die Diener des Dämons vergessen. Mein Bumerang torkelte. Ich konnte es deshalb so deutlich erkennen, weil er plötzlich wie ein Stern aufstrahlte, und er geriet aus seiner ursprünglichen Flugrichtung in taumelnde Bewegungen. Der Vergleich mit einem Flugzeug fiel mir ein, bei dem der Pilot die Kontrolle verloren hatte. Die silberne Banane segelte dem Erdboden zu. Dabei befand sie sich nicht weit von dem Gestänge des Eiffelturms entfernt, das sich nach unten hin verbreiterte, und die Waffe schlug mehrere Male gegen das gewaltige Stahlgerüst, prallte ab, tickte wieder dagegen, wurde zur Seite geschleudert und war plötzlich nicht mehr zu sehen. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Verloren!
Nicht nur eine Waffe, sondern auch den Kampf gegen Belphégor, diesen widerlichen Dämon. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, schaute Suko an, der ebenfalls ein ratloses Gesicht
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