024 - Beim Volk der 13 Inseln
drüben auf der anderen Insel jagen…
***
Mit der Dämmerung setzte der Kanonen- beschuss ein. Zusammen mit Lusaanas Kriegern kletterten Aruula und Rulfan auf den inneren Holzwall der Festung. Die Träger der Bunkerwaffen verteilten sich auf dem Wall, denn der Angriff drohte von allen Seiten. Doch neuer Mut beflügelte die Überlebenden des Inselvolkes. Die Feuerrohre, das Auftauchen von Rulfan und Aruula und die Freude darüber, dass ihre Königin noch lebte - all das hatte ihren Widerstandswillen gestärkt.
Sie spähten zwischen den Schießscharten hindurch auf das schlammige Schneefeld vor dem äußeren Steinwall.
Kanonendonner und das Kampfgeschrei der Angreifer erfüllten die Luft. Die erste Sturmwelle rannte gegen die Festung an.
»Ihr habt nur noch euer Leben!«, brüllte Aruula. »Kämpft darum!« Sie legte ein sperrig wirkendes Gewehr an. Es erinnerte von fern an eine Armbrust. Und tatsächlich konnte man damit spitze Bolzen mit explosiven Spitzen verschießen, sogar mehrere gleichzeitig.
Auch die dreizehn Männer und Frauen, die sich mit Waffen aus dem Bunker ausgerüstet hatten, packten ihre teils ziemlich schweren Schießgeräte und stützen sie gegen ihre Schultern und auf die Palisade.
»Traut euch!«, schrie Aruula. »Schießt!«
Ein ohrenbetäubendes Gewitter von Schusslärm donnerte los. Schnellfeuergewehre, Pumpgunähnliche Geräte, Waffen die Sprengladungen verschleuderten und einfache Gewehre spuckten ihre tödliche Ladung der Angriffswelle entgegen. Der Strahl aus Rulfans Lasergewehr fuhr dazwischen.
Zwei der ungeübten Schützen wurden von dem Rückschlag ihrer Waffen vom Wall geschleudert, einigen anderen rutschten sie von den Schultern und aus den Händen. Und dennoch hatte der Feuerstoß eine verheerende Wirkung auf die Nordmänner. Kaum einer von ihnen wurde getroffen, aber allen fuhr der Schreck in die Glieder. Die Angriffswelle kam ins Stocken.
»Weitermachen!«, brüllte Aruula. »Schießt weiter!« Und wieder explodierte Schuss um Schuss. Diesmal stürzten einige Angreifer in den Schnee und blieben reglos liegen. »Weiter! Immer weiter!«
Rulfan nahm mit seinem Laserbeamer die Geschütze unter Feuer. Schnell standen alle in Flammen. Dann erst zielte er auf die Angriffsreihen der grausamen Eroberer.
Es war ein ungleicher Kampf. Die Nordmänner hatten den Kampfgeräten aus dem Bunker des Feuerrohr-Priesters nichts entgegen zu setzen. Dennoch hetzten ihre Führer die Truppen Mal um Mal aufs Neue gegen den doppelten Festungswall. Bis das Schlammfeld davor von Leichen übersät war.
Als die Nacht auf die Insel fiel, befahl Lusaana die Tore zu öffnen. Nun waren es die gellenden Kampfrufe ihrer eigenen Kriegerinnen und Krieger, die durch die Nacht hallten. Wütend stürzten sie sich auf die überlebenden Nordmänner. Verzweiflung und Hass aus so vielen Monden voller Demütigung verschafften sich Luft.
Vom Wall aus beobachtete Rulfan, wie die Inselbewohner die Nordmänner ins Meer trieben und niedermachten. Aruula war mitten unter den Kämpfern ihres Volkes. Die Inselbewohner ließen keinen ihrer Gegner am Leben. Rulfan konnte sie verstehen.
Später ließ Lusaana zwölf Kanus aus der Festung tragen und ins Wasser setzen.
»Was haben sie vor?«, erkundigte Rulfan sich bei Aruula.
»Sie wollen noch heute Nacht zu der Insel paddeln, vor der die Schiffe der Erdmeister ankern. Es sollen nicht noch mehr Kinder verschleppt werden. Wir brauchen dich. Stehst du uns bei?«
Sie redet, als wäre sie nie weggewesen, dachte Rulfan. Im Schein der Fackel, die Aruula bei sich trug, sah er ihr Gesicht. Ihre Augenlider waren Schlitze, ihre Züge härter als sonst und in ihrem Blick loderten Zorn und bedingungsloser Kampfeswille.
Eigentlich hätte er sich jetzt lieber um den Sender kümmern wollen, den Aruula noch immer im Körper trug. Aber er sah ein, dass der Zeitpunkt schlecht gewählt wäre.
»Ja«, nickte Rulfan, »ich gehe mit euch. Was sonst?« Er pfiff nach seinem Lupa.
***
Die Anlage war verlassen.
»Flittchen! Verdammte Hure!« Smythe tobte. Mit dem Gewehrkolben schlug er auf die Gerätekonsolen ein. »Ich werd dir und Drax die Hölle schaffen, in der ihr braten sollt! Ihr entkommt mir nicht!«
Im ersten Morgengrauen waren sie in den Wald eingedrungen. Das letzte Peilecho hatte sie zu den Ruinen geführt, .unter denen der Bunker lag. Spuren im Schnee hatten sie gefunden, Abdrücke der Kufen seines Helikopters, Feuerstellen im unterirdischen Vorraum, Nahrungsreste und
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