024 - Beim Volk der 13 Inseln
spritzten aus seinem Zottelfell. Tief sanken seine Pranken ein.
Er trottete dem Rauschen des Meeres entgegen. Von dort, vom Strand hatte der Wind die Witterung in seine Nase geweht. Ein Geruch nach Feuer und nach Blut.
Seine Pranken traten mannshohe Brabeelen- Hecken nieder, als wären sie Grasbüschel. Sein buschiger Schweif peitschte um die eisenharten Muskelstränge seiner Hinterläufe. Schleim troff ihm aus dem Rachen. Dampfwolken schossen zwischen seinen Reißzähnen hindurch in die kalte Luft - sein Atem klang wie heftige kurze Sturmböen: Fauchend, brüllend, stoßartig. Er brach durch dichtes Buschwerk, trat junge Birken und Kiefern nieder, versank manchmal bis zum Bauchfell in Schneeverwehungen.
Die Witterung nach Blut und Feuer verstärkte sich. Er richtete sich auf die Hinterläufe auf, reckte den massigen Schädel in die Winterluft und schnüffelte. Blut, Feuer und Fleisch…
Eine Schleimfontäne schoss aus seinem Rachen. Hunger, Hunger, Hunger…
Er ließ sich wieder auf die Vorderläufe fallen.
Weiter, schneller, dem Geruch entgegen. In langen Sätzen pflügte er durch den Schnee. Das Rumoren in seinem Bauch trieb ihn voran, die Gier in seinem kleinen Raubtierhirn, die Witterung im feuchten Seewind.
Endlich der Strand. Er sprang den Dünenwall hinunter; eine Schneewolke stäubte hinter ihm her. Im schmalen Sandstreifen, von dem die Brandung den Schnee gespült hatte, blieb er stehen. Abermals richtete er sich auf und schnüffelte. Brandgeruch, Fleischduft, Blutdunst - die Seeluft schien geschwängert davon. Er stieß ein grollendes Knurren aus.
Hunger…!
Lauernd spähte er zu der Inselgruppe hinüber - dreizehn Inseln waren es, aber das wusste er nicht. Sein dumpfes Hirn war nicht in der Lage in Zahlen zu denken, konnte gerade mal eine oder zwei Taratzen voneinander unterscheiden. Oder eine oder zwei von sehr vielen. Er dachte nicht, er empfand - Hunger, Gier, Sättigung. Unerreichbare Beute, schutzlos ausgelieferte Beute, verschlungene Beute und praller Bauch, leerer Bauch.
Etwas Schwarzes stieg von einigen Inseln auf - Rauch. Über der Inselgruppe sammelte er sich zu einer dunklen Wolke. Und unter den Rauchpilzen glühte es rötlich - Feuer. Eine Kette von großen kastenartigen Gebilden trieb auf dem Meer zwischen den Inseln. Holzkästen, mit denen sie über die Wasser zu fahren pflegten, jene zweibeinigen pelzlosen Tierchen mit dem weichen Fleisch auf den Knochen.
Blutfraß nannte etwas in seinem Hirn diese leckeren Tierchen, oder Nacktfleische. Und sie nannten ihn Izeekepir. Ihn kümmerte nicht, mit welchen Namen seine Beute ihn belegte. Der Schreckensruf Izeekepir! allerdings, der war ihm vertraut, O ja, so schrien sie, die kleinen nackten Tierchen, wenn sie sich hilflos fühlten und davon rannten. Izeekepir - das signalisierte seinem kleinen Hirn die Nähe jagdbarer Beute.
Er trottete am Ufer entlang. Das Wasser umspülte seine Pranken. Er richtete sich auf, schnüffelte, knurrte und trottete zurück zu seinem Ausgangspunkt. Hin und her - durch Wasser und Schnee stapfen, sich aufrichten und schnüffeln, knurren und weitertrotten. Hin und her. Bis zum Abend ging das so.
Die Dämmerung fiel über das Meer und über die schneebedeckte Küste. Deutlicher nahm er jetzt den Glutstreifen über den vorderen Inseln wahr, intensiver den Geruch nach Blut und Fleisch. Er brüllte vor Gier, stapfte ins Meer, bis ihm das Wasser über dem Nackenhöcker zusammenschlug, kehrte um, blieb knurrend am Strand stehen, schüttelte das Wasser aus dem langen Pelz.
Die Erste der Inseln war nicht sehr weit entfernt. So weit wie die Ruinenstadt vom Strand vielleicht. In seinem Raubtierhirn formte sich eine vage Vorstellung: Er sah sich ins Wasser steigen, sah Rücken, Schädelkamm und Schnauze seines riesigen Körpers durchs Wasser pflügen. Hatte er nicht schon breite Flüsse und Eisspalten durchschwommen, um seine Beute zu jagen? Er wiegte den klobigen Schädel hin und her - und zögerte. Abwarten.
Die Dunkelheit brachte unerträglich süßen Geruch nach Blut und Fleisch mit. Knurrend die Schnauze gegen die Brandung gereckt tänzelte er im seichten Uferwasser. Der Dampf seines heißen Atems hüllte seinen pelzigen Schädel ein. Wie der Hunger brannte, wie die Gier schmerzte -eine Peitsche in seinem riesigen Leib.
Da! Ein Schatten im Wasser - vier, fünf Sprünge entfernt schwankte er zwischen den Wellenfurchen. Und noch einer, und noch einer! Er stieß sich ab, rauschte zehn, zwölf Schritte weit durch die
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