024 - Horrorhölle Tansania
Mahlzeit beendet.
***
Gediegene Möbel, teure Gemälde – und überall Aschenbecher…
Das war Tucker Peckinpahs Heim. In diesem Refugium entspannte er sich von den Strapazen seiner Geschäfte, die hin und wieder sehr nervenaufreibend sein konnten und ihn manchmal rund um den Erdball jagten.
Der Industrielle war ständig hinter dem Geld her, aber von anderen, die das gleiche taten, unterschied ihn die Tatsache, daß er es immer erwischte. Er machte das nicht aus Raffgier. Geldverdienen war sein Hobby. In dieser Disziplin hatte er es zu einer unnachahmlichen Meisterschaft gebracht.
Er kannte Gott und die Welt, und mit seinen weitreichenden Verbindungen hatte er für mich schon so manches Tor geöffnet und mir so manchen Stein aus dem Weg geräumt.
Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sein Geld bedingungslos gegen das Böse einzusetzen. Um dem Guten zum Sieg zu verhelfen, hätte er sein gesamtes beträchtliches Vermögen geopfert.
Ein Beweis dafür, daß er an seinem vielen Geld nicht hing. Es zu vermehren, war bei ihm keine Krankheit, sondern reinstes Vergnügen. Die Opfer, die ihm seine Geschäfte hin und wieder abverlangten, brachte er gern, doch er vergaß niemals, dazwischen Pausen einzulegen – und Mensch zu bleiben.
Da, wo andere eine Registrierkasse hatten, schlug bei Tucker Peckinpah nach wie vor ein einfühlsames Herz. Er haßte die schwarze Macht genauso wie ich, und dieser Haß, gepaart mit einer langjährigen Freundschaft, machte uns unzertrennlich.
Er bot mir Platz und einen Drink an. Ich setzte mich und lehnte den Drink ab.
»Augenblick«, sagte er. »Ich hole nur schnell die Kassette.«
Ich nickte. Er verließ den Living-room, und als er wiederkam, trug er die Videokassette in der Hand.
»Unsere Boxer werden Ihnen gefallen«, sagte Peckinpah. »Die stehen am Beginn einer beachtlichen internationalen Karriere, habe ich mir sagen lassen. Vor allem Rock Kilman… Rock ›Panther‹ Kilman«, verbesserte er sich. »Sie werden ihn gleich bei der Arbeit sehen, Tony. Ein Mann, der das Herz in den Fäusten hat. Geschmeidig und gefährlich wie ein hungriger Panther. Ihm fehlt nur noch die Ringerfahrung. Wenn er die einmal hat, schlägt er alles, was heute auf der Rangliste steht.«
Peckinpah schob die Kassette ins Videogerät. Dann begab er sich zu den Fenstern und ließ die Jalousien herunterrasseln. Es wurde dämmrig im Raum. Mein Partner setzte sich in einen tiefen, bequemen Sessel, zündete sich eine dicke Zigarre an und fragte: »Sind Sie bereit für den Sportgenuß?«
»Bereit – und sehr neugierig«, gab ich zurück und schob mir ein Lakritzbonbon in den Mund.
»Dann wollen wir mal«, sagte Tucker Peckinpah und spielte auf einigen Knöpfen.
Auf dem Fernsehschirm begann es zu flimmern. Ich lehnte mich bequem zurück und harrte der Dinge, die kamen.
»Kennen Sie Andrew Quaid?« fragte Peckinpah.
»Ich weiß, daß er unsere Boxer managt.«
»Ich wäre an seiner Stelle nicht nach Tansania geflogen.«
»Warum nicht?«
»Die Gegner, die man unsrer Boxstaffel dort vor die Fäuste stellt, sind noch zu stark.«
»Man sagt, ein Mann wächst mit der Größe seiner Aufgabe.«
»Das ist nur bedingt richtig. Unsere Leute werden in Daressalam keinen einzigen Sieg erringen. Das kann ihr Selbstvertrauen schwer erschüttern. Unter Umständen muß der Trainer dann wochenlang ihre Seelen massieren. Quaid hätte für seine Männer leichtere Gegner aussuchen sollen. Die Schwarzen haben schon zu viele Kämpfe in den Fäusten, schnupperten schon zu oft Ringluft. Das macht sie zu cleveren Füchsen.«
»Quaid wird schon wissen, was er tut«, meinte ich.
»Das wage ich zu bezweifeln. Quaid schielt zu sehr nach dem Geld. Dadurch besteht die Gefahr, daß er diese aufstrebenden Talente verheizt. Es wäre sehr schade um diese jungen Leute. Vor allem um ›Panther‹ Kilman.«
Das erste Bild erschien auf dem Fernsehschirm. Eine Aufnahme aus dem Flugzeug. Wir blickten auf Daressalam hinunter. Dunkelblau leuchtete der Indische Ozean, die große Sichel des Hafens kam ins Bild. Aufnahmen, die in einem, der gern reist, das Fernweh weckten.
Nach der Landung sahen wir die Fahrt zum Trainingslager unserer Boxstaffel. Wir wurden mit einem modernen Gebäude konfrontiert, dessen einzelne Abschnitte verschieden hoch waren. In diesem verschachtelten Bauwerk an der Morogoro Road bereitete sich die britische Mannschaft auf die Großveranstaltung vor.
Die Kamera ließ uns einen Blick in die leeren Trainingsräume werfen,
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