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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Qual: Flucht!
    Aber wohin konnte man sich auf einem Segelschiff wenden, das nur
zwanzig Meter lang und viereinhalb Meter breit war?
    Sie kam sich selbst schon wie eine Verrückte vor, als sie nach
drei Schritten noch einmal stehenblieb, sich umwandte und einen Blick
zurückwarf.
    Ryan Sanders bewegte sich, stöhnte, kam torkelnd auf die Beine und
stürzte wieder. Es war nur eine Gnadenfrist von wenigen Minuten, die ihr zur
Verfügung standen, dann war sowieso alles zu Ende. Aber solange ein Mensch am
Leben war, handelte er und versuchte, jeden Atemzug auszukosten. Und er kam
dabei auf Einfälle und Ideen, die an der Grenze des Absurden lagen.
    Chantelles Vernunft und ihre Gefühle waren wie weggewischt. Sie
handelte rein mechanisch, wie ein Roboter.
    Keine zwei Schritte von ihr entfernt lag auf dem Deck eine lange,
weiße Stange; daran war ein abgebrochener Haken. Ohne sich lange zu besinnen,
was das für ein Gegenstand sein könnte, griff sie danach. Wie von Furien
gehetzt stürzte sie drei, vier Treppenstufen herab, noch ehe Ryan Sanders
richtig zu sich gekommen war.
    Mit dem stumpfen Ende stieß sie den Australier in den Rücken.
Sanders stürzte nach vorn, als hätte eine Raubkatze ihn angefallen. Er
stolperte über seine eigenen Füße und versuchte noch, sich am Türpfosten abzustützen.
Aber ein zweiter Sto ß in den
Rücken ließ ihn nach vorn taumeln, und mit dem Gesicht zuerst knallte er auf
den Boden.
    Chantelles Atem
ging keuchend, ihre Nasenflügel bebten. Sie kämpfte mit einen Mann, den sie
liebte und der nun zu einer tödlichen Gefahr für sie geworden war!
    Hätte sie die Stange herumgedreht, dann würde sich der
abgebrochene Metallhaken in die Brust des Australiers gebohrt haben. Aber das brachte
Chantelle nicht fertig. Sie konnte doch Ryan Sanders nicht kaltblütig ermorden?
    Er war ein bedauernswerter Bursche. Sie wollte das Risiko nicht
auf sich nehmen, hier Schicksal zu spielen. Vielleicht war der plötzliche Tobsuchtsanfall
nur vorübergehender Natur. Vielleicht war ihm doch noch zu helfen, vielleicht
fand er wieder zu sich selbst zurück ... Mit diesen Gedanken tröstete sie sich.
    Blitzschnell riß sie die Kabinentür zu und verriegelte sie von
außen.
    Chantelle schloß die Augen. Ihr Herz pochte wie wahnsinnig, und
sie glaubte, ihre Brust zerspringe unter den Schlägen.
    Sekundenlang lehnte sie gegen die Stützwand, zwischen denen die Treppenstufen
gehalten wurden.
    Das Mädchen wußte nicht, wie es weiterging. Zuviel stürmte mit einem
mal auf sie ein.
    Das Grauen beherrschte die Orpheus. Chantelle starrte auf die Tür
und wartete ...
     
    ●
     
    Zur gleichen Zeit am Stadtrand von Queens, einige tausend Meilen
von der Stelle entfernt, wo Chantelle unsagbare Ängste ausstand. Der Fremde
näherte sich dem Haus mit der Nummer 126. Dort wohnte Edmund Barris, ein
populärer Sportschütze und Großwildjäger, der in der letzten Zeit von sich
Reden machte.
    Der Fremde drückte den Klingelknopf, blieb abwartend vor der
schweren, massiven Holztür mit den Messingbeschlägen stehen und ließ den Blick
über die Hausfront gleiten. Es war eine alte Villa, die eine englische Familie
vor hundert Jahren erbaut hatte. Barris hatte bei einer Versteigerung das Haus
und das Grundstück erworben. Börsenspekulationen hatten ihm zusätzlich
unerwartet große Gewinne eingebracht. Hier am Rande von Queens bewohnte er die
zweistöckige Villa ganz allein.
    Schritte klangen im Haus auf. Der Besucher kniff die Augen
zusammen und lauschte auf die einzelnen Geräusche in den Räumen. Außer den
Schritten von Barris nichts!
    Der Fremde hatte das Haus des Großwildjägers seit den frühen
Mittagsstunden genau beobachtet. Es waren weder Besucher gekommen, noch waren
welche gegangen. Doch für den Preis, den man ihm zahlte, mußte er auch ein
kleines Risiko auf sich nehmen.
    Barris öffnete. Er war ein Mann, dem man auf den ersten Blick
ansah, daß er sich sportlich betätigte, daß er weltoffen und klug war. Er trug
einen schmalen Backenbart und eine moderne Frisur. Sein Gesicht war
braungebrannt, und man sah ihm den längeren Aufenthalt unter äquatorialer Sonne
an.
    »Mr. Barris?« fragte der Besucher. Die schmalen Lippen in dem
gräulichen Gesicht des Fremden öffneten sich kaum.
    »Ja, bitte?« Barris’ Augenschlitze verengten sich. »Mit wem habe
ich die Ehre?«
    »John Smith«, antwortete der Besucher. »Ein Allerweltsname,
leider. Aber kein Allerweltsbesuch! Ich komme von Ihrer Frau. Sind Sie allein
zu Hause?

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