024 - Irrfahrt der Skelette
Ich muß Sie unbedingt sprechen ... « Er beobachtete die Reaktion
seines Gegenübers genau.
»Von meiner Frau?« murmelte Barris. »Ich bin allein, ja, aber ...
« Mehr brachte er nicht über seine Lippen. Es schien, als hätte Smith nur auf
die Bestätigung gewartet, daß sich außer Barris selbst niemand in der Villa
befand.
Barris fühlte
den harten Druck von etwas Rundem gegen seine Bauchwand. ^
»Und nun machen Sie keinen Unsinn«, sagte Smith mit scharf
nuancierter Stimme, »und befolgen schön meine Anordnungen, klar? Was ich gegen
Ihren Bauch drücke, ist kein Pfeifenstil, sondern eine 9mm Walther mit
Schalldämpfer! Wenn Sie also Sperenzien machen, verehrter Großwildjäger, dann
brauche ich nur den rechten Zeigefinger ein ganz klein wenig zu bewegen, und
ihr schönes weißes Hemd hat ein häßliches schwarzes Loch!«
Barris schluckte. Er hob den Blick, in der Hoffnung, daß
vielleicht jemand in der Nähe wäre, der eine Hilfe sein könnte. Aber die Straße
war wie leergefegt. Und selbst wenn jemand vorüberginge, wurde ihm kaum
auffallen, daß hier ein Mensch mit einer Waffe bedroht wurde. Smith hielt die
Walther Ihm so dicht an seinen eigenen Körper gepreßt, daß man glauben mußte er
habe die Hände vor dem Bauch verschränkt.
»Und nun
laden Sie mich bitte in Ihre Wohnung ein. Hier drau ß en ist es unangenehm kühl. Um
diese verdammte Jahreszeit müßte man seinen Urlaub irgendwo in Florida oder
Kalifornien verbringen, oder in der Südsee. Aber unsereins bringt ja das Geld
dafür nicht auf.« Mit sanftem Druck schob Smith den Großwildjäger in den
Korridor zurück und zog mit der Linken die Tür hinter sich zu.
Was wollen Sie von mir?« preßte Barris zwischen den Zähnen hervor.
"Eine kleine Unterhaltung führen, das ist alles. Gehen wir
ins Wohnzimmer? Oder in den Salon, wie Sie möglicherweise die Bude nennen... «
Schritt für Schritt wich Barris zurück. Schweiß perlte auf seiner
Stirn.
Er hatte
schon tausend Gefahren ins Auge gesehen. Er hatte mit Löwen und Nashörnern
gekämpft und war einmal mit knapper Not einem wildgewordenen Elefantenbullen
ausgewichen. Aber nun hatte er es mit
einem Mörder
zu tun. Es gab für ihn, in diesem Augenblick jedenfalls, keinen Ausweg.
»Wollen Sie
Geld? « fragte er
heiser. » Dann r ä umen Sie die Schubladen aus. «
Smith wiegte den Kopf hin und her und drückte mit der Linken den
Hut ein wenig zurück.
»Verlockend,
das Angebot, das Sie mir da machen. Aber man hat mich bereits bezahlt. Und wenn
ich meinen Auftrag fein s ä uberlich ausf ü hre, dann folgt die zweite H ä lfte nach. Mein Auftraggeber ist nicht
kleinlich... «
Harris’ Mundwinkel klappten herab. »Hat meine Frau Sie beauftragt,
mich ...«
Die letzten Worte blieben unausgesprochen.
Der Killer und der Großwildjäger passierten die Diele, in der
zahlreiche Trophäen hingen. Von seinen Reisen in die abgelegensten Dschungel
der Welt hatte Barris ungewöhnliche Souvenirs mitgebracht. Aber nicht nur Speere,
Masken und präparierte Tierschädel zierten die Wände. Auch Feuerwaffen aus
verschiedenen Zeiträumen, Steinschloßgewehre aus dem 16. und 17. Jahrhundert,
verschiedene Duellpistolen und ein Kleinstrevolver neuester Bauart.
Smith grinste. »Das reinste Waffenlager. Da ist meine Walther
beinahe überflüssig.«
Sie erreichten das Wohnzimmer, einen großen, geschmackvoll eingerichteten
Raum mit kostbaren alten amerikanischen Möbeln, schweren Ölgemälden an den
Wänden und einer gewaltigen chinesischen Vase in einer Nische über dem Bild des
1. Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Washington.
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Smith«, bohrte
Barris. »Meine Frau - hat es mit meiner Frau zu tun?«
»An sich bin ich gekommen, um Fragen zu stellen«, entgegnete Smith
mit unpersönlicher Stimme. Seine Augen blickten kalt, und Barris wußte, daß er
von diesem hartherzigen, seelenlosen Menschen keine Gnade erwarten durfte. Nur
ein Wunder konnte ihn noch retten. Der Fremde, der sich Smith nannte, war ein
bezahlter Killer. Wenn man ihm das richtige Angebot machte, dann würde dieses
Scheusal von Mensch seine eigene Mutter eigenhändig ermorden!
Smith schüttelte den Kopf, während er Barris mit der Walther zu
einem der wuchtigen, hochlehnigen Sessel dirigierte.
»Ihre Frau hat damit nichts zu tun, Barris. Sie leben seit ein
paar Wochen von ihr getrennt, nicht wahr? Reich ist sie. Ich glaube, sie ist
die Tochter eines Millionärs, habe ich
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