024 - Irrfahrt der Skelette
gehört... Dann hätte sie auch das Geld,
Sie aus dem Weg zu räumen. Aber von diesen unsympathischen Dingen wollen wir
doch erst gar nicht zu reden anfangen. Sagen Sie, Barris, Sie möchten doch gern
eine Kreuzfahrt machen, nicht wahr?«
Smith ließ den Großwildjäger nicht aus den Augen. Jede Reaktion
von Barris war wichtig. Smith pflegte seine Aufträge mit einer gewissen
Psychologie auszuführen. Er mußte das Wichtigste über das Opfer wissen, um
sicher zu sein, auch nicht den Falschen vor dem Lauf zu haben. In diesem Fall
war er sich völlig sicher, daß dieser Mann niemand anders als Edmund Barris
war. Aber mit dem Auftrag, der ziemlich hoch dotiert war, hatte er, Smith, auch
die Verpflichtung übernommen, die Angelegenheit so zu erledigen, daß alles
aussah wie ein Selbstmord. Und es mußte ein Selbstmord sein, der genau zu
Barris’ Lebensstil paßte, ein Selbstmord, den man ihm abnahm!
Es war allgemein bekannt, daß die Ehe mit der Millionärstochter
Jennifer Haymes weniger glücklich war, als es den Anschein erweckte. Das Paar
hatte sich getrennt. Jennifer hatte die Scheidung eingereicht. Und es war ein
offenes Geheimnis, daß Barris’ Lebensstil zum Großteil von seiner schwerreichen
Frau finanziert worden war. Erst in letzter Zeit hatte auch er persönlich ein
paar eigene finanzielle Erfolge verbuchen können.
Da lief demnächst ein Film im Fernsehen an, den er im fernen
Borneo gedreht hatte; ein Buch über seine Großwildjagden sollte erscheinen, und
zwischendurch spekulierte oder spielte er, mal mit mehr, mal mit weniger großem
Erfolg.
Aber diese Finanzspritzen waren in gewissem Sinn nur ein Tropfen
auf den heißen Stein. Barris war es gewohnt, unter größtem Aufwand zu leben.
Und er war nicht der Typ, der sich gern Einschränkungen auferlegte.
»Die Kreuzfahrt soll Ihnen ü ber den
Schmerz hinweghelfen, der die Trennung von Ihrer reichen Gattin verursacht hat,
nicht wahr?«
»Wollen Sie
ein Verh ö r mit mir
durchf ü hren? « brauste Barris auf, besann sich
aber angesichts der drohend auf ihn gerichteten Waffe eines Besseren.
Im Moment
befand er sich im Nachteil, dem mußte er Rechnung tragen. »Nun«, fuhr der
angebliche John Smith ungerührt fort, »ich kann mir vorstellen, da ß Sie dort die Bekanntschaft von
jungen h ü bschen M ä dchen machen wollen. Wer will
Ihnen das verübeln? Eine Kreuzfahrt, die ist Lustig! Kann, muß aber nicht sein,
Barris! Das Schiff jedenfalls wird ohne Sie abfahren.«
Barris schluckte. »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir
wollen. Worum geht es Ihnen eigentlich? Was nützt Ihnen mein Tod?«
»Mir wenig außer einem Bündel Dollarnoten. Aber da ist jemand .anderes,
der interessiert an Ihrem Ableben ist. Und das ist in unserer angespannten
Wirtschaftslage nun mal so, seinem Arbeitgeber muß man gehorchen. Sie werden sich
jetzt schön hinsetzen und einen kleinen Abschiedsbrief schreiben. «
»Ich denke nicht daran ... «
Barris’ Protest war nur schwach. Er wußte, daß er sich schließlich
doch der Drohung beugen mußte. Und er beugte sich! Mit zusammengefallenen
Schultern, wie ein alter Mann, ging er zum Schreibtisch. John Smith begleitete
ihn wie ein Schatten.
»Ich würde Ihnen gern Briefpapier und Schreibzeug zurechtlegen.
Aber es ist doch besser, wenn Sie es selbst anfassen, Barris ... «
Obwohl Smith Handschuhe trug, berührte er nichts. Solange
jedenfalls ein unnötiger Handgriff nicht von ihm verlangt wurde, machte er auch
nicht gern einen Finger mehr krumm.
»Und nun schreiben Sie an das Reisebüro, wo Sie die Karte für die
Kreuzfahrt bestellt haben.«
Barris schluckte. Er wollte etwas entgegnen.
Doch Smith winkte ab.
»Keine langen
Diskussionen mehr, Barris! Tun Sie, was ich von Ihnen verlange!« -
Der Großwildjäger gehorchte, während er verzweifelt darüber
nachdachte, wie er die Dinge zu seinen Gunsten ändern könnte. Aber der Bursche
vor ihm war kein Amateur. Er war ein Profi, auf dessen Konto sicher schon mehr
als ein Menschenleben ging.
Barris bestellte die Karte ab, adressierte den Umschlag, versah
ihn mit einer Briefmarke und klebte ihn dann zu.
Smith steckte den Brief an das Reisebüro in seine Brieftasche.
»Und nun Ihr Abschiedsschreiben«, bemerkte der Killer mit kalter
Stimme.
»Aber...«
»Schreiben Sie! Ich diktiere Ihnen den Text... «
Mit zitternden Händen nahm der Großwildjäger einen neuen
Briefbogen zur Hand. Der Füllfederhalter zwischen seinen Fingern bewegte sich
unruhig
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