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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Trick?“ war alles, was ich hervorwürgen konnte.
    Sie schüttelte den Kopf. „Kein Trick, Gerrie. Du bist gestorben und wiedergeboren worden. Und nicht zum ersten Mal.“
    „Aber woher wusstest du …“
    „Ich wusste es nicht, ich ahnte es. Ich ahnte es schon damals, als du das erste Mal in dieses Haus kamst. Ich war nämlich beim Begräbnis gewesen und hatte alles miterlebt, wenn auch aus einiger Entfernung. Leider. Ich verleugnete die Möglichkeit nicht, dass sie dich tot in den Sarg legten. Denn das Gift, das mein Vater dir gab, war unbedingt tödlich. Aber er leugnete auch nicht die Möglichkeit, dass etwas mit dir im Sarg geschehen war, das dich verjüngt und wieder lebendig gemacht hatte. Aus zu vielen Zeugnissen Vaters wusste ich, dass du kein gewöhnlicher Mensch warst. Vielleicht lag es an der Genialität, mit der du die Gemeinheit und Bosheit der Menschen zu wecken verstanden hattest – überall wohin du kamst –, ohne dich selbst je in Misskredit zu bringen.“ Sie lächelte schwach. „Außer bei meinem Vater, der dir ein Leben lang nachjagte. Ich verabscheute die Methoden meines Vaters, dieses reinigen und zerstören um jeden Preis, dieses Ausmerzen vom Antlitz der Erde. Ich verabscheute diesen mittelalterlichen Fanatismus zutiefst. Aber eines glaubte ich ihm bald – dass in irgendeiner unvorstellbaren Form der Teufel in dir wohnen musste und dich zu seinem Werkzeug machte. Ich hasste dich nicht und verachtete dich nicht. Im Gegenteil, du tatest mir leid. Deshalb sagte ich Vater auch nichts von meinen Vermutungen, die sich von seinen wesentlich unterschieden. Vater, musst du wissen, klammerte sich an jene Stelle des Paktes, in der es heißt, dass auch die Seelen der Nachkommen Satan gehören sollten. Mich aber interessierte mehr die unleserliche Stelle im Pakt, an der eigentlich hätte stehen sollen, was sich dieser Edelmann für seine Seele einhandelte. Ich überlegte, wie es wohl ins Bild passen würde, wenn dieser Edelmann ein ewiges oder wenigstens ein langes Leben erbeten hätte. Und ich fand, dass es gut passte. Damit es vor den Menschen nicht auffiel, dass jemand jahrhundertelang nicht alterte, musste eine andere Methode herhalten: die des Sterbens und der Wiedergeburt. Wiedergeboren werden als fertiger Mensch, ohne die frustrierenden Jahre der Reifung und Entwicklung.“
    Ich schüttelte verwundert den Kopf. „Es ist mir unbegreiflich, wie du einen solchen Gedanken ernsthaft erwägen konntest. Ich habe hier den Beweis gesehen“, ich deutete auf die Dias, „und es will mir trotzdem nicht in den Kopf.“
    „Ich war natürlich auch nicht sicher“, erklärte sie ernst, „wenigstens nicht, bis ich von deiner Auferstehung aus dem See hörte und mich erinnerte, dass Vaters Schergen dich einige Wochen vorher in Gerheim töteten und deine Leiche verschwinden ließen. Als ich dann herausbekam, dass Vater beinahe jeden Tag nach Forchting fuhr, zweifelte ich nicht mehr.“
    „Aber er hielt mich nicht für den Bermann“, wandte ich ein. „Er dachte, ich wäre dessen Sohn.“
    Sie nickte. „Ja, ich weiß. Er hatte bis zuletzt ein Brett vor dem Kopf. Er glaubte nur das, was in sein zurechtgebasteltes Konzept passte. Er hatte einfach zu wenig Phantasie für die Wahrheit.“
    „Zu wenig Phantasie für die Wahrheit“, wiederholte ich leise. „Ja, und es geht mir nicht anders.“
    Ich griff nach Franziskas Händen. Es war gut und beruhigend, sie zu halten.
    „Weißt du, wie lange du in dem See lagst?“ fragte sie leise.
    Ich schüttelte verneinend den Kopf.
    „Fast vier Wochen. Du musst mehrmals erwacht – und wieder ertrunken sein.“
    „Das würde erklären, warum ich meine Erinnerung so gründlich verloren hatte. Es sieht so aus, als wäre ich der einzige, der seine Alpträume auch wirklich erlebt hat.“ Ich wandte mein Gesicht dem ihren zu. „Und du hast den Mut gehabt, es auszuprobieren.“
    Sie senkte den Blick. „Es wäre alles aus gewesen, wenn sie dich verbrannt hätten. Asche vermag auch der Teufel nicht mehr ins Leben zurückzurufen. Aber so sah ich noch eine winzige Chance, das wiederzugewinnen – was ich liebte.“ Sie umarmte mich heftig. „Es ist mir gleich“, flüsterte sie erstickt, „dass du vom Teufel beseelt bist. Ich liebe dich.“
    Während des Kusses erstarrte ich plötzlich.
    „Aber das würde ja bedeuten“, entfuhr es mir, „dass ich – dass ich mit größter Wahrscheinlichkeit …“
    Sie nickte. „Ja, du bist der Edelmann Gerard Bermans aus Lorient.

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