0240 - Totentanz im Dollar-Club
überreicht. Männer wie Lindser, die selbst über kein Vermögen verfügen, müssen solche Beträge ungeheuerlich erscheinen. Sie zahlten ihm natürlich ein gutes Gehalt, ein fürstliches Gehalt fast, aber was ist ein Gehalt gegen die Beträge, die er zu verwalten hatte? Lindser beschloss, sich selbst zum Millionär zu machen. Nicht durch erfolgreiche Geschäfte, durch zielstrebige, harte Arbeit, das würde ja zu lange dauern, sondern durch Verbrechen. Und jetzt, meine Herren, will ich Ihnen eine Theorie entwickeln. Wie gesagt, es ist nur eine Theorie, aber ich möchte wetten, dass sie der Wahrheit sehr nahe kommt…«
Der Argentinier stand auf, zündete sich eine Zigarette an und trat an das Bullauge der Jacht, die irgendwo auf dem Atlantischen Ozean schaukelte. Während er genießerisch rauchte, entwickelte er seine Theorie. Die Millionäre lauschten ihm gespannt.
»Wer«, so begann de Lopez, »wer von Ihnen hat sich je von einem Zahnarzt namens Calosier behandeln lassen?«
Er sah die Männer der Reihe nach ah. Sie schüttelten alle mit dem Kopf.
»Also niemand«, stellte de Lopez nickend fest. »Wie ich es mir gedacht hatte. Aber Chetnut und Gordon sind bei diesem Calosier gewesen - und starben beide wenige Wochen später.«
»Das kann ein Zufall sein«, brummte Deyville.
»Könnte«, gab de Lopez zu. »Wenn da nicht etwas anderes wäre. Sie alle haben keine Erben, wenigstens keine direkten Erben aus nächster Verwandtschaft. Ihre Testamente lauten dahin gehend, dass Ihr Vermögen im Todesfall an den Klub fällt. Wer aber ist von Ihnen selbst den Banken gegenüber als zeichnungsberechtigt für das Geld des Klubs genannt worden? Ben Lindser! Wer verfügt demnach in der Praxis auch über das Erbe von Chetnut und Gordon? Ben Lindser!«
»Aber wieso denn?«, sagte Johnson ärgerlich. »Ohne unsere Zustimmung kann er keinen Cent ausgeben!«
»Kann er es wirklich nicht?«, fragte de Lopez. »Würde ihm die Bank das Geld nicht auszahlen, wenn er sich einen Scheck ausgeschrieben hätte und damit ohne Ihr Wissen am Schalter erscheint?«
»Die Bank würde zahlen«, erklärte Towell. »Wir wollen uns nichts vormachen. Die Bank weiß, dass Lindser zeichnungsberechtigt ist, und mehr interessiert die Bank nicht. Solange wir Lindser der Bank gegenüber zeichnungsberechtigt lassen, so lange wird die Bank ihm jeden Betrag auszahlen, den er haben will.«
»Eben«, nickte der Argentinier. »Und wenn Sie mal nachdenken - ich habe diese Information ja von Ihnen selbst -dann wird Ihnen einfallen, dass Ben Lindser es war, der Chetnut und Gordon zu diesem Zahnarzt schickte.«
»Moment mal«, sagte Gal McPorton. »Sie wollen sagen, dass der Zahnarzt Chetnut und Gordon in Lindsers Auftrag ein langsam wirkendes Gift beibrachte, damit beide sterben sollten?«
»Damit ihr Vermögen an den Klub fiel, dessen Geld Lindser verwaltete«, nickte de Lopez. »Jawohl, genau das will ich sagen. Und wenn nicht etwas geschehen wäre, was Lindser aus dem Konzept brachte, hätte er uns alle nicht vor ein paar Tagen durch richtige Gangster im Klub entführen lassen. Wenn nicht etwas dazwischengekommen wäre, hätte er Sie nicht mit Gewalt dazu gezwungen, die Schecks auszuschreiben, die Ihr gesamtes Barvermögen ausmachten.«
»Nehmen wir einmal an, Sie hätten mit dieser Zahnarztgeschichte recht«, sagte Caldwell. »Was soll Lindser denn dazwischengekommen sein?«
»Der Engländer«, sagte de Lopez grinsend.
»Crockett? Dieser steife Stockfisch aus London?«, lachte Stone. »Nehmen Sie mir’s nicht übel, aber wenn Lindser wirklich so ein Gangster ist, wie Sie ihn schildern, dann kann ich mir nicht denken, wieso er diesen völlig harmlosen Engländer als eine Gefahr empfunden haben soll.«
Lopez öffnete das Fenster im Bullauge, warf seine Zigarette hinaus, schloss das Fenster wieder und warf Joseph Donald Towell einen auffordernden Blick zu. Der alte Millionär mit dem scharf geschnittenen Römerkopf räusperte sich und erklärte beinahe feierlich: »Der angeblich harmlose Engländer Crockett ist in Wahrheit der FBI-Agent Jerry Cotton…«
Die Männer machten so verdatterte Gesichter, dass de Lopez lachen musste. Er zupfte an seinem eleganten Lippenbärtchen und hatte den Bart auf einmal in der Hand.
»Und ich«, sagte er, »ich bin der FBI-Agent Phil Decker.«
***
»Gott sei Dank, Jerry«, sagte Mr. High mit einer warm klingenden Stimme. »Wir hatten uns schon die größten Sorgen um Sie gemacht!«
»Fehlte auch nicht viel«,
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