Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0242 - In zehn Sekunden bist du tot

0242 - In zehn Sekunden bist du tot

Titel: 0242 - In zehn Sekunden bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In zehn Sekunden bist du tot
Vom Netzwerk:
hinabfallen. Mit weichen Knien kam ich auf, federte hoch und suchte in meiner Hosentasche die Taschenlampe. Als ich sie endlich gefunden hatte, polterten die Schritte des Flüchtigen schon weit oben im letzten Abschnitt der Feuerleiter.
    Langsam ließ ich den Schein der Taschenlampe über das Dach huschen, bis ich den Anfang der metallenen, schmalen Stiege im Scheinwerferkegel hatte. Schwarz und scharfkantig ragte das Gerüst der Leiter empor. Es gab drei Treppenabsätze, bevor die Leiter auf dem Dach des Hinterhauses mündete.
    Dass jemand zwei Pistolen mit sich herumschleppt, ist selten. Also konnte ich ziemlich sorglos von meiner Lampe Gebrauch machen. Ich behielt sie brennend in der Linken, während ich über das Dach spurtete und die 12 vier Teilabschnitte zwischen den drei Treppenabsätzen hinaufhetzte.
    Auf dem letzten Absatz - eine Plattform von höchstens einem Yard im Quadrat - hielt ich an und verschnaufte ein paar Sekunden. Dann stieg ich leise die letzten Treppen hinauf. Ich setzte die Füße so behutsam auf, dass auf den eisernen Stiegen nicht das leistete Geräusch entstand. Auch die Lampe ließ ich jetzt wieder in der Hosentasche verschwinden. Meine Augen hatten sich inzwischen schon halbwegs an die Finsternis der mondlosen Nacht gewöhnt.
    Ich erreichte das Dach und blieb geduckt neben dem Treppengeländer hocken, um mich umzusehen. Zwei breite Kamine ragten aus dem flachen Dach empor. Von dem Flüchtigen war nichts zu sehen.
    Ich verhielt mich still und lauschte. Aus dem Vorderhaus wehten die abgerissenen Klänge von Duke Ellington herüber. Ein Schlagzeugsolo zerhackte die Stille im heißen Rhythmus. Vor mir, auf dem flachen Dach, herrschte die Stille der Wüste. Nichts regte sich, nichts bewegte sich.
    Langsam stand ich auf und ging quer über das Dach. Alle meine Sinne waren angespannt bis zum äußersten. Der Bursche konnte noch nicht weit sein. Sicher gab es auch in diesem flachen Dach eine Öffnung, durch die man ins Innere des Hauses gelangen konnte. Wahrscheinlich eine Falltür oder ein Dachfenster. Hätte der Verfolgte Tür oder Fenster aufgesprengt, hätte ich es hören müssen. Da ich aber nichts gehört hatte, musste er sich eigentlich noch auf dem Dach befinden. Und da gab es nur die beiden Kamine, hinter denen er sich verbergen konnte.
    Ich erreichte den ersten. Mit der entsicherten Pistole in der rechten Hand sagte ich halblaut: »Los, Mann, geben Sie auf! Kommen Sie her und recken Sie die Arme in den Himmel. Ich bin G-man, und ich habe meine Kanone in der Hand. Versuchen Sie gar nicht erst, mich reinzulegen.«
    Ein schwacher Wind strich über das Dach. Tief unter mir wisperten die Blätter einiger Bäume. Die Geräusche der Stadt rings um uns waren wie ein dumpfes, monotones Brausen, das nie abriss.
    Ich bekam keine Antwort. In drei Schritten Abstand, um jeweils möglichst viel überblicken zu können, umrundete ich den Kamin.
    Der Kerl war nicht da. Ich zuckte die Achseln und ging hinüber zum nächsten. Schon als ich noch fünf oder sechs Schritte von der schwarzen Kaminwand entfernt war, sah ich eine Bewegung an der rechten Ecke.
    »Gib auf, Junge!«, sagte ich laut. »Ich bin ein G-man! Reck die Arme hoch und komm her!«
    Ein paar Sekunden blieb alles still. Dann wehte seine Stimme zu mir herüber. Sie war nicht mehr als ein heiseres, hasserfülltes Flüstern: »Hol mich doch, G-man, hol mich!«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, erwiderte ich und ging die nächsten sechs Schritte schneller als bisher. »Wenn du noch einmal versuchst, davonzulaufen, werde ich schießen!«
    Der Kamin war ungefähr dreimal so lang wie breit. Ich hatte die linke Schmalseite erreicht. Er lehnte mit dem Rücken an der dem Vorderhaus abgewandten Längsseite und rührte sich nicht.
    Auf seiner Seite war es dunkler als auf der anderen, denn dort war die Nacht heller von den vielen erleuchteten Fenstern des Vorderhauses. Ich ging auf ihn zu und hielt die Pistole schussbereit. Als ich höchstens noch einen Yard von ihm weg war, sagte ich: »Los, Junge! Reck sie hoch!«
    Zögernd kamen seine Arme hoch. Sie krochen ganz langsam nach oben, bis seine Hände ungefähr die Höhe seines Kopfes erreicht hatten.
    »Dreh dich um und stütz dich mit den Händen gegen die Wand!«, befahl ich, denn ich hielt es doch für ratsam, ihn gründlich abzuklopfen. Wenn er vielleicht auch keine zweite Pistole bei sich trug, so konnte er doch noch ein Messer oder einen Totschläger haben.
    Er musste einen halben Schritt von

Weitere Kostenlose Bücher