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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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daß du ihnen etwas tust!« rief Michael Ullich, während sich Tina Berner an ihn preßte.
    »So? Wie denn?« höhnte die Weiße Lady. »Dazu habt ihr weder eine Waffe noch die Macht, mich zu bekämpfen. Verschwindet, wenn ihr nicht das Schicksal der beiden Mädchen teilen wollt…«
    »Richtig, Lady Viviane! Sie haben weder die Waffe noch die Macht, dich zu besiegen«, klang es da von der Tür. »Aber Ich habe beides!«
    Mit großen Augen starrte Sandra Jamis auf die hochgewachsene Männergestalt, die vom silbernen Licht des Mondes umflossen in der Tür stand.
    »Professor Zamorra!« rief sie erleichtert…
    ***
    »Tut mir leid, daß ich Sie nicht mehr zu Ihrem Wagen begleiten kann. Aber ich darf nach Einbruch der Dunkelheit Pembroke-Castle nicht mehr verlassen!« erklärte James McBill. »Zur Übernachtung empfehle ich Ihnen den ›Marquis of Lome‹, den Pub von Nettlecombe. Man speist dort vorzüglich…«
    Mit einigen wohlgesetzten Worten bedankte sich Jeremy Smither.
    »Sagen Sie«, sank seine Stimme dann zu einem Flüstern herab, »das mit den Gespenstern ist doch hier alles nur Theater, lim die Leute zu verunsichern.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen, Mister Smither«, lautete die ausweichende Antwort.
    »Aber es gibt keine Gespenster!« sagte der Versicherungsagent hitzig. »Es gibt keine - wirklich nicht!«
    »Bleiben Sie bei der Meinung, die heute überall in der Welt vertreten wird, wenn es Sie glücklich macht«, sagte James McBill mit düsterem Unterton. »Aber versuchen Sie niemals zu ergründen, ob es wirklich stimmt. Ich versichere Ihnen, daß alles, was über dieses Schloß im Volk gemunkelt wird, den Tatsachen entspricht. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, versuchen Sie nie, den Schleier des Geheimnisses von Pembroke-Castle zu lüften… !«
    Damit schob ihn der Butler zur Tür hinaus. Einige Herzschläge später hatte der Versicherungsvertreter die Zugbrücke überschritten.
    Merkwürdig. Hier konnte er freier atmen. Irgendwie war er froh, daß das düstere Gemäuer hinter ihm lag. Er versuchte, eine kleine Melodie vor sich hinzupfeifen, als er den Weg nach Nettlecombe zurückging.
    Schon meinte er das Plätschern des Baches zu hören, der die Burg von der kleinen Siedlung trennte, als er die seltsame Gestalt auf sich zukommen sah. Die aufkommende Dämmerung verzerrte die Konturen.
    Der Mann war ziemlich klein geraten. Er hinkte stark. Der ganze Körper schien irgendwie verwachsen zu sein.
    Die Kinnlade des Versicherungsvertreters klappte herab, als er bemerkte, daß der Mann eine schwarze Rüstung trug. Eine Rüstung aus den Tagen des Mittelalters.
    Wer war diese seltsame Gestalt, die Smither so sehr an den Glöckner von Notre-Dame erinnerte? Und was wollte er um diese Zeit noch auf der Burg.
    »Die Ritterrüstung«, durchzuckte es Smithers Hirn. »Sicher läßt er ihn eine Zeit auf der Burgmauer patroullieren, damit die Leute, die von weitem diese Gestalt sehen, an die Schauererzählungen gelauben!«
    Ja, so kam Logik in die Angelegenheit. Dennoch kostete es den Versicherungsvertreter Überwindung, nicht vor Angst blindlings in den Wald hineinzulaufen.
    Immer näher hinkte die Gestalt in der Rüstung. Smither sah an der linken Seite den Knauf eines mächtigen Schwertes blinken.
    Dann war die Gestalt völlig heran. Neugierig sah der Versicherungsagent das Gesicht des Fremden an, der das Helmgatter emporgezogen hatte.
    Unwillkürlich wich der Mann des zwanzigsten Jahrhunderts zurück. Er starrte in eine Larve aus Machtgier, Tücke und Brutalität. Das linke Auge war offensichtlich nicht mehr vorhanden, die Lippen waren zu einem schmalen Spalt geschlossen. Strähnig in die Stirn herabhängendes Haar und ein wilder, schwarzer Bart rundeten den Anblick des Entsetzens ab. Der Mann schien direkt dem Schreckenskabinett der Madame Tussaud entsprungen zu sein.
    »Was glotzt Ihr mich an, unverschämter Kerl!« herrschte der Mann in der Rüstung Jeremy Smither an. »Redet, oder, beim Horn des Teufels, ich werde es aus Euch herausprügeln!«
    »Ich… ich habe Sie mit jemandem verwechselt«, stotterte Jeremy Smither und setzte geistesgegenwärtig hinzu: »Ich wurde an einen Herrn erinnert, den ich von Frankreich her kenne. Er ist Glöckner in Paris. Ein gewisser Quasimodo…«
    »Eure Ausrede klingt glaubhaft«, brummte der Gerüstete. »Mir schien, als wolltet Ihr Euch über Unsere Gestalt ergötzen. Das hätte Euch nicht zum Besten gefrommt…«
    »Nein… nein…«, stammelte der Versicherungsvertreter.

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