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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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des »Marquise of Lome« einquartierte. Denn ein Einbruch in Pembroke-Castle mußte vorbereitet werden. Und diese Vorbereitungen durfte niemand erfahren. Verschiedene Gegenstände wollte er am nächsten Tag in Dorchester besorgen.
    Der Dämon hatte jedoch in den Gedanken des Versicherungs-Agenten gelesen, daß seine Maskerade perfekt war. Denn Richard von Gloster sollte tatsächlich ein mißgestalteter Mann gewesen sein.
    Mit dem Knauf seines Schwertes wummerte der Dämon an das Tor der Burg.
    Augenblicke später wurde von unbekannten Händen ein Türflügel geöffnet.
    »Introite!« hallte es von innen.
    »Schätzt man immer noch diese verfluchte, lateinische Sprache?« knurrte der Dämon. Aber daß er verstanden hatte, zeigte er durch sein Eintreten.
    »Bewegung! Wo bleiben die Diener und Knappen, Uns zu empfangen!« schnarrte Scopulus. »Wir sind es nicht gewöhnt, zu warten!«
    »Wir… Wir… er benutzt den Majestätsplural… wer ist er… da kommt James McBill… er wird es erfragen…« wisperte es aus allen Ecken.
    Im gleichen Augenblick kam der Butler heran.
    »Was ist Euer Begehr?« fragte er.
    »Wenn dies die Burg des Earl of Pembroke ist, gewähre ich ihr die Gnade, für meine Unterbringung sorgen zu dürfen«, sagte Scopulus hoheitsvoll. »Ich bin Richard von Gloster und wurde aus dem Gemäuer, wo sich mein Unsterbliches aufhielt, durch die Hand eines Frevlers vertrieben. Hier, sagte man mir, werde ich Ruhe finden!«
    »Ruhe findet Ihr, wenn ihr Euch dem Willen des Herrn von Pembroke-Castle unterweft«, erklärte James McBill. »Ihr kennt die Gesetze der Geisterwelt. Ihr dürft hier nur hausen, wenn Sir Archibald die Erlaubnis dazu gibt!«
    Die Gestalt in der Rüstung ließ ein undefinierbares Knurren hören.
    »Ihr kennt doch das Gesetz«, erklärte der Butler noch einmal. »Was gibt es dagegen zu murren?«
    Selbstverständlich kannte Scopulus das Gesetz. Aber er wußte auch, daß es für ihn nicht anzuwenden war. Denn er war kein Gespenst, sondern ein Dämon.
    Für ihn mußten stärkere, magische Geschütze aufgefahren werden als der Gespensterbann, der um Pembroke-Castle lag. Aber in der Masse konnten auch die Schattenwesen der Nacht einem Dämon der unteren Hierarchie gefährlich werden. Scopulus durfte kein Risiko eingehen. Ein Versagen konnte üble Folgen haben.
    Der Auftrag des Asmodis war klar. Pembroke-Castle mußte eine Bastion der Hölle werden. Und ein Machtwechsel innerhalb des Schlosses durfte nach Außen hin nicht auffallen, da sonst John Sinclair oder Professor Zamorra angelockt werden konnten. Asmodis wollte aber auf dieser Welt ein Plätzchen, wo ihn garantiert niemand vermutete…
    »Gebrauche eine List!« klangen die Worte des Asmodis in Scopulus nach. »Schleiche dich in das Schloß ein und bringe die Mehrzahl der Gespenster auf deine Seite. Diese Festung mußt du von innen heraus erstürmen… !«
    Wieder murmelte Scopulus etwas Unverständliches. Er wußte, daß er dieses Spiel mitspielen mußte, wenn er kein Aufsehen erregen wollte. Er mußte sich bemühen, ein vertriebenes Gespenst darzustellen.
    Wenn die Zeit gekommen war, konnte er immer noch zeigen, daß die Regeln der Geisterwelt für ihn nicht bindend waren.
    »Ich kenne das Gesetz und folge ihm«, sagte Scopulus daraufhin. »Wenn ich einst auch König war, unterwerfe ich mich dem Spruch und dem Willen eines Earl!«
    »So tretet ein und seid vorerst willkommen«, machte der Butler eine einladende Handbewegung.
    »Höflich bist du«, brummte der Dämon in der Maske Richards III. »Doch einem König gebührt andere Referenz. Handelt danach!«
    Die letzten Worte klangen wie zwei Schüsse. Und sie hatten den gewünschten Erfolg.
    Der Butler verneigte sich tief. Und dann nahm er seinen Kopf ab und klemmte ihn unter den Arm.
    Denn auch James McBill, der Butler, war ein Gespenst…
    ***
    Die morgendliche Weckmaschinerie war diesmal weder Weckerklingeln noch Glockenton. Professor Zamorra, der gewaltsam aus seinen Träumen gerissen wurde, erinnerte sich voll Wehmut an Caruso, den Burghahn von Château Montagne. Das, was hier das schlafende Haus weckte, war schlimmer.
    Die Stimme des Hausherrn. Wenn er wütend war, konnte Carsten Möbius brüllen wie ein preußischer Hauptfeldwebel.
    Was war das, was er gerade schrie?
    »Wo bleibt mein Kaffee!« klang es durch das Haus.
    »Parbleu! Erst neun Uhr und schon ein solcher Lärm«, seufzte der Parapsychologe aus Frankreich, ohne auf die Uhr zu sehen. Er kannte die Marotte des Carsten

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