0243 - Asyl der Gespenster
Möbius zur Genüge. Punkt neun Uhr mußte der Kaffee auf dem Tisch stehen. Sonst konnte er wütend werden wie ein russischer Großfürst.
Tina Berner und Sandra Jamis fuhren aus ihren Träumen empor, als wären die Trompeten des Jüngsten Gerichtes erschollen. Die beiden Mädchen, die nach dem überstandenen Schreck nicht einschlafen konnten, hatten es sich auf dem Kannapee in der Haupthalle des Cottage gemütlich gemacht und ihr Strickzeug ausgepackt.
Die beiden angefangenen Pullover schienen unter dem Fluch zu leiden, daß sie nie fertig wurden. Immerhin hatte die Strickarbeit ihre flatternden Nerven soweit beruhigt, daß sie während der Arbeit eingeschlafen waren.
Umso schlimmer war das Erwachen. Von dieser Seite hatten sie Carsten Möbius noch nicht kennengelernt.
»Wenn die Löwen brüllen, dann muß man sie füttern«, klang Michael Ullichs Stimme fröhlich. Und schon kam der blonde Junge mit einem gefüllten Tablett in die große Halle.
»Wenn seine Merkwürden geruhen wollen, Platz zu nehmen«, dienerte er grinsend. »Wir geruhen, in wenigen Augenblicken zu servieren!«
Aus der Kanne auf dem Tablett duftete es verführerisch.
Mit einem Sprung war Carsten Möbius am Frühstückstisch.
»Heute Kaffee Marke Dallas!« grinste Ullich und goß dem Millionenerben ein. Der sah ihn verständnislos an.
»Was soll denn das?« fragte er mißtrauisch.
»Texanisches Geheimrezept«, erklärte Michael Ullich geheimnisvoll. »Wird nur von Indianer zu Indianer weitergegeben. Der weiße Mann mag kosten!«
Aller Augen waren auf Carsten Möbius gerichtet, als er die Tasse hob. Dann nahm er einen Schluck von dem dampfenden Gebräu.
Augenblicklich verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse.
»Was… was ist denn das?« schnappte er nach Luft. »Das Zeug ist ja gallebitter und brennt in der Kehle!«
»Texanischer Kaffee!« grinste Ullich vergnügt. »Dir, als der deutschen Antwort auf J.R. Ewing, müßte doch so was schmecken!«
»Wie hast du denn den zusammengebraut, alter Giftmischer?« wollte Möbius wissen und schob die Kaffeetasse weit von sich.
»Ich habe ein Hufeisen in den Kaffee geworfen und so viel Kaffeepulver reingetan, bis das Hufeisen geschwommen ist«, bekannte Michael Ullich mit Unschuldsmiene. »Und anstelle von Milch und Zucker habe ich mit feinstem Kentucky-Bourbon-Whiskey nachgewürzt!«
»Für meinen Geschmack gehört noch etwas echter, französischer Cognac hinzu!« erklärte Professor Zamorra, der nun ebenfalls das Gebräu probierte. »Das erst gibt dem Kaffee eine liebliche Blume…«
»Was?! Das Zeug schmeckt dir?!« rief Carsten Möbius entsetzt.
Auch Michael Ullich sah den Meister des Übersinnlichen befremdet an. Er wollte dem Freund einen Streich spielen… und nun schnalzte Professor Zamorra genießerisch mit der Zunge und schlürfte den Kaffee mit offensichtlichem Behagen.
»Aber natürlich!« nickte der Parapsychologe. »Nur die Sahne fehlt. Und natürlich müßte es dann irischer Whisky sein. Dann wäre es nämlich ein ganz vorzüglicher Irish-Coffee…«
Geistesgegenwärtig fingen die beiden Mädchen Michael Ullich auf, der erschüttert von dieser Antwort in sich zusammensackte. Professor Zamorra schüttete sich nach.
»Immerhin bin ich ja im Urlaub«, bemerkte er dazu mit beginnender Heiterkeit und trank.
»Wenn er so weitermacht, hat er bald einen in der Rüstung«, raunte Sandra Jamis ihrer Freundin zu.
»He, Zamorra. Wir müssen noch Lady Viviane nach Pembroke-Castle bringen«, erinnerte Carsten Möbius.
»Machen wir - machen wir!« rief Zamorra, dem der ungewohnte Alkohol alles kinderleicht erscheinen ließ. »Aber erst trinke ich in Ruhe meinen Kaffee.«
»Da hast du ja was schönes angerichtet, Micha«, sagte Tina Berner.
»Irish-Coffee haut mächtig rein«, stellte Sandra Jamis fest.
»Nun laßt ihn doch auch mal«, nahm Ullich den Parapsychologen in Schutz. »Er ist doch tatsächlich im Urlaub. Und ich auch!« fügte er hinzu und angelte sich eine Tasse.
»Aber das Zeug schmeckt doch wirklich nicht«, ärgerte sich Carsten Möbius.
»Alles Gewohnheitssache!« grinste der Freund und verdrehte genießerisch die Augen, während er die erste Tasse Kaffee bereits getrunken hatte. »Je mehr du davon trinkst, umso mehr schmeckt er!«
»Leer!« murmelte Professor Zamorra in diesem Moment. Aus der schräg gehaltenen Kanne kamen noch einige Tropfen.
»Dann können wir ja jetzt erst mal das Gespenst aus dem Hause schaffen«, erinnerte Tina Berner.
»Das ist aber
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