0243 - Asyl der Gespenster
Pembroke-Castle lag, nicht beeindrucken ließen.
Wenn man bei Nacht hier in das Schloß einstieg und einen kostbaren Gegenstand entwendete würde der Adlige sehr schnell feststellen, wie wichtig es war, den Besitz versicherungsrechtlich abzusichern.
»Hier ist das Kostbarste aus dem Besitz derer von Pembroke«, wies der Butler auf eine kleine Statue hin, die auf dem Sims eines Kamins stand, mit dem man in den Tagen der alten Rittersleut diesen Saal geheizt hatte.
Der Gegenstand zog Jeremy Smither geradezu magisch an. Langsam ging er näher.
»Ansehen dürfen Sie das Ding«, warnte James McBill. »Aber hüten Sie sich, diese Statue zu berühren. Es liegt ein fürchterlicher Fluch darüber!«
Aha, da war er wieder, der Fluch von Pembroke-Castle. Smither war nun völlig überzeugt, daß der Earl hier im gespenstergläubigen England mit diesen Geschichten nur ungebetene Besucher abhalten wollte.
Neugierig beäugte Jeremy Smither die Statue. Sie stellte eine indische Gottheit dar. Das Gesicht trug Züge absoluter Grausamkeit, durch die kronenartige Kopfbedeckung ringelten sich Schlangen. Zu Füßen der Gottheit lagerten sich ein mächtiger Bengaltiger und ein schwarzer Panther.
Vom Körper der Statue gingen sechs Arme aus. Und jeder der Arme hielt eine scharfgeschliffene Waffe. Um den Hals war eine Kette aus Totenschädeln gewunden.
»Kali, die indische Göttin des Todes«, hauchte der Butler. »Sir Goeffery of Pembroke, ein alter Kolonialoffizier im vorigen Jahrhundert, raubte sie aus einem der verfluchten Tempel von Calicut. Es heißt, daß der Oberpriester der Kali ihm einen fürchterlichen Fluch nachgerufen hat. Wenn man eine bestimmte Stelle der Figur berührt, beginnt sie zu leben.«
»Und weiß man, wo sich diese Stelle befindet?« fragte Smither neugierig.
»Die es wußten, sind tot«, raunte James McBill. »Man fand ihre Leichen gräßlich zugerichtet im Schloß. Und die Statue stand danach wieder auf dem Kaminsims. Nur die Schneiden der Waffen waren dann gerötet und an den Fängen der Raubtiere zu Füßen der Göttin war eine klebrige rote Substanz, die erst nach mehreren Tagen verschwand!«
Jeremy Smither schüttelte sich. Der Butler erzählte das alles so echt, als sei es tatsächlich wahr.
»Das erste Opfer war Sir Geoffery, der Räuber der Statue«, erklärte James McBill. »Und nun kommen Sie, Sir!«
Jeremy Smither fühlte sich wie aus einem Traum gerissen. Diese Statue -das war es. Die mußte er haben. Dann sah Sir Archibald, daß sein großes Schloß Versicherungsschutz benötigte. Denn der Versicherungsagent hatte außer dem Earl und dem Butler tatsächlich noch keine Menschenseele hier gesehen.
Er ahnte nicht, daß er von unsichtbaren Wesen umschwebt wurde…
***
Hilfeschreie gellten durch das Beaminster-Cottage!
Mit einem Sprung war Carsten Möbius aus dem Bett. Was, zum Teufel, hatten die beiden Mädchen denn jetzt wieder angestellt.
Nur mit dem Nötigsten bekleidet rannte er auf den Gang und prallte fast mit Michael Ullich zusammen.
»Die Schreie kommen von dort!« erklärte der blonde Junge. Wie ein geölter Blitz rannte er voran. Sekunden später standen die beiden im Saal und sahen, wie sich Lady Viviane rächte.
Wie von einem unsichtbaren Karussell wurden die beiden Mädchen um den Kronleuchter an der Decke gedreht. Entsetzt bemerkte Carsten Möbius, daß die Holzscheite im Kamin Feuer gefangen hatten und die Flammen loderten.
»Sie muß das Feuer entfacht haben«, keuchte Ullich. »Und ich ahne, wozu sie es braucht…«
Die Gespenster-Lady hatte die beiden Jungen noch nicht bemerkt. Sie kostete ihren Triumph sichtlich aus.
»Ihr werdet es nie mehr wagen, ein Gespenst zu vertreiben. Nie mehr!« klang ihre Stimme. »Spürt ihr die Macht die in mir wohnt? Was habt ihr mir denn jetzt noch entgegenzusetzen? Versucht doch, den Wirbel zu stoppen!«
»Laß uns runter!« schrie Tina. »Das war doch alles nur ein Scherz…«
»So, so! Ein Scherz«, kicherte die weiße Lady. »Dann erlaubt, daß ich nun scherze, nachdem ihr euren Spaß gehabt habt!«
Carsten Möbius hielt den Freund zurück, der schon eingreifen wollte. Einen kleinen Denkzettel konnten die beiden Damen schon bekommen.
»Ihr habt genug vom Fliegen?« höhnte das Gespenst. »Nim, die Vorbereitungen sind getroffen und das Feuer flammt nun richtig. Es ist nun nicht mehr nötig, daß ich meine Kraft vergeude um euch in der Luft festzuhalten. Kommt herunter!«
Es klatschte zweimal, als die beiden Mädchen, nun nicht
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