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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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stärker als wir«, erklärte Michael Ullich, den das Getränk in übermütige Laune versetzt hatte. »Dazu braucht ein richtiger Gallier erst seinen Zaubertrank!« setzte er hinzu und wies auf Professor Zamorra, der ein Hirtenlied aus der Camargue vor sich hinsummte.
    Zwei bis drei Zeiteinheiten später hatte der Parapsychologe den Gag verstanden. Die Geister des Alkohols hielten seinen sonst so scharfen Verstand schon umklammert.
    »Dann braue uns neuen Zaubertrank, o Druide Miraculix«, sprach er mit schwerer Zunge und schob Michael Ullich die Kaffeekanne hin.
    Gemeinsam zogen sie schon schwankenden Schrittes ab in die Küche. Das Klappern von Geschirr war im ganzen Hause zu hören.
    »Au weia«, murmelte Tina Berner. »Wenn das Nicole Duval wüßte. Hast du ihn schon einmal so erlebt, Carsten?«
    »Bis jetzt noch nicht«, sagte er. »Aber warum soll nicht auch Zamorra mal richtig ausflippen. So eine kleine spontane Feier ist ihm doch auch mal zu gönnen. Wer niemals einen Trunk getan - das ist allda kein rechter Mann - heißt es doch.«
    »Dann leiste ihnen doch Gesellschaft«, sagte Sandra Jamis schnippisch.
    »In Anbetracht der Tatsache, daß ich mein Personal zum Arbeiten dabei habe…« sagte Carsten Möbius.
    »Du glaubst doch selbst nicht, daß wir hier arbeiten, während ihr Herren der Schöpfung feiert«, stemmte Tina Berner die Fäuste in die Seiten. In diesem Moment wehte die durchsichtige Gestalt der Weißen Lady herein.
    »Ich will arbeiten, wenn ich noch etwas hierbleiben darf!« säuselte ihre Stimme. Und sofort hatte Carsten Möbius einen Plan.
    »Wer arbeiten will, wird zum Vorarbeiter!« philosophierte er. »Und damit ernenne ich Euch, Lady Viviane, für heute zur Vorarbeiterin. Ihr werdet darauf achten, daß diese beiden Damen sich mit der Korrespondenz befassen, die ich in meinem kleinen, schwarzen Aktenkoffer mitgebracht habe. Und wenn sie nicht parieren…« Carsten Möbius ließ den Rest ungesagt. Die beiden Mädchen erbleichten, während das Gespenst auf sie zuschwebte.
    »Ich höre und gehorche, mein Gebieter«, klang die Stimme der Weißen Lady. »Kommt, ihr beiden Hübschen! Die Zeit soll euch nicht lang werden!«
    Tina schrie auf, als sie sich von unsichtbaren Kräften mehrere Zentimeter emporgehoben fühlte.
    »Treib es nicht zu arg«, zischte Carsten Möbius dem Gespenst zu.
    Im gleichen Augenblick kamen Professor Zamorra und Michael Ullich mit der Kaffeekanne.
    »Wir haben diesmal ein original gallisches Süppchen gebraut«, erklärte Michael Ullich verschmitzt. »Kaffee mit Cognac! Ein Gedicht, sage ich dir. Mir als deinem Vorkoster ist dieser Göttertrank hervorragend bekommen.«
    Mit theatralischer Gebärde goß Professor Zamorra den alkoholisierten Kaffee ein.
    »Du siehst mit diesem Trank im Leibe - bald Helena in jedem Weibe!« rief der Parapsychologe pathetisch und überreichte Carsten Möbius die Kaffeetasse mit dem dampfenden Inhalt.
    Eine halbe Stunde später hielten sich Tina Berner und Sandra Jamis die Ohren zu, weil die drei Herren beschlossen hatten, einen Gesangverein zu gründen und die Wände vom Beaminster-Cottage von wilden Gesängen erzitterten.
    Öfters war auch ihr Rumoren in der Küche zu hören. Tina Berner, die mit Genehmigung der Weißen Lady mal nach unten durfte, berichtete, daß es nach dem Einfall der Vandalen in Rom wohl ordentlicher ausgesehen habe wie jetzt in der Küche, nachdem drei Männer Kaffee kochten.
    »Saubermachen«, kommandierte das Gespenst, als man seit geraumer Zeit nichts mehr von den drei Zechern hörte.
    Murrend stiegen die beiden Mädchen die Treppe hinunter.
    In der Küche sah es aus wie auf einem Handgranatenwurfstand.
    »Saubermachen!« sagte die weiße Lady noch einmal.
    Es fielen einige Wörter, die nicht im Repertoire von Töchtern aus gutem Hause vorhanden sein sollten.
    »Und was machen wir mit denen?« wies Tina Berner auf die drei Männer hin, die in den seltsamsten Stellungen eingeschlafen waren.
    »Das laßt nur meine Sorge sein«, sagte das Gespenst. »Die bringe ich zu Bett, ohne daß sie erwachen. Tut ihr nur, was ich gesagt habe. Und tut es hurtig, denn die andere Arbeit will auch getan werden!«
    Während die beiden Mädchen zu Schrubber und Lappen griffen, sahen sie, wie unsichtbare Hände Professor Zamorra und seine beiden Freunde emporhoben. Die Kräfte der weißen Lady ließen sie in Carstens Schlafzimmer schweben und sanft auf dem breiten Bett niedergehen.
    Keiner der drei hatte davon etwas gemerkt. Selig

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