0243 - Asyl der Gespenster
man Geister und Gespenster in den Pfuhl der Hölle treibt.
»Den Weg dahin kenne ich besser als jeder andere«, kicherte der Dämon. »Aber ich brauche deinem Befehl nicht Folge zu leisten. Denn diese Worte zwingen nicht mich und meinesgleichen!«
»Dann zwingt dich Stahl!« rief Sir Archibald, der merkte, daß seine Tage als Hausherr auf Pembroke-Castle dem Ende zugingen. Mit einem Sprung, den niemand dem alten Herrn zugetraut hätte, sprang er zur Wand und riß eine mächtige Streitaxt herunter, die dort zu dekorativen Zwecken hing.
»Wer immer du bist - stirb!« fauchte der Earl. Bläulich blitzte das Eisen in der Luft. Mit einem mächtigen Schlag drosch der Adlige auf Scopulus ein. Aber kaum hatte das Blatt der Axt den Körper des Dämons berührt, geschah das Unfaßbare.
In rasender Eile begann die Axt rot aufzuglühen. Immer heller wurde das Rot des Metalls bis zum grellsten Weiß. Und dann - der Earl stieß ein verzweifeltes Stöhnen aus - tropfte das glutflüssige Metall der Waffe langsam auf den Steinfußboden, wo es übergangslos verdampfte.
»Auf ihn!« grollte der Geist des Roderick of Pembroke. »Wir müssen ihn vernichten! - Oder er vernichtet uns!«
Heulend stürzten sich die Gespenster auf den Dämon. Doch der sprach in den auf ihn eindringenden Geisterreigen ein einziges Wort.
Ein Wort der Macht!
Das Unfaßliche geschah.
Der Boden des Rittersaales brach auf. Mächtige Steinplatten wurden wie dünne Bretter beiseite geschleudert. Sir Archibald wurde beiseite gefegt. Gedankenschnell riß ihn der Gespenster-Butler hinter einem umgestürzten Tisch in eine fragwürdige Deckung.
Aus der Tiefe heraus erschien das Grauen.
Wie aus einem ausbrechenden Vulkan brach es in rotfeuriger Lohe empor. Die Gespenster, die schon fast die Tarngestalt des Dämons ergriffen hatten, vergingen im Aufbrausen des höllischen Feuers.
Kreischend stoben die Geister von Pembroke-Castle vor den Kräften der Tiefe zurück. Feuergestalten, die entfernt menschlich wirkten, brachen hervor und woben sich wie ein schützender Vorhang um Scopulus.
»Du bist ein Geschöpf Satans!« stieß Sir Archibald hervor.
»Sehr richtig festgestellt, alter Narr!« triumphierte der Dämon. »Scopulus nennt man mich im Reiche des Kaisers-Luzifer. Und ich erkläre mich hier und jetzt zum Herrn dieser Burg. Ihr, die ihr sie bewohnt, werdet mir und dem Fürsten der Finsternis zu Diensten sein!«
»Wir… dir dienen… dem Fürsten der Finsternis… dem Teufel dienen?« flüsterte es von überall her.
»Ihr könnt euch nicht weigern«, dröhnte es aus dem Munde des Dämons. »Wer hier Widerstand wagt, den reißen meine Diener hinab in den Schlund der Hölle. Wer sich gegen mich stellt, der rede jetzt, oder er schweige für immer. Wenn er aber redet, werde ich dafür sorgen lassen, daß er für immer schweigt!«
»Er ist stark… sehr stark… zu stark…« klang es ringsum. »Wir müssen gehorchen… wir gehorchen… !«
»Es bleibt euch auch nichts anderes übrig«, sagte Scopulus selbstgefällig. »Denn in eurer Geistergestalt könnt ihr die Sperren, die um das Schloß errichtet sind, nicht passieren. Nur im Körper eines Menschen, wenn er euch einläßt, könnte einer von Euch hier entwischen. Aber wer sollte sich schon in diese verrufene Burg wagen!«
»Du wirst mich nicht hindern, mein Anwesen zu verlassen«, sagte Sir Archibald fest und trat furchtlos auf den Dämon zu. »Du hast die Festung erstürmt. Aber du wirst mir freien Abzug gewähren!«
»Damit du mir einen Dämonenjäger auf den Hals hetzen kannst?« fragte Scopulus ironisch. »Für einen wie großen Narren hältst du mich, Sterblicher? Denkst du, ich weiß nicht, daß sich dieser Zamorra hier öfter in der Gegend herumtreibt. Nein, nein! Dich stelle ich kalt!«
»Du willst mich töten?« fragte Sir Archibald of Pembroke ohne ein Zeichen von Furcht.
»Bedauerlicherweise verbieten es mir gewisse Gesetze, dies zu tun«, knurrte der Dämon. »Aber dieses Schloß hat noch Kerker aus den Tagen, als Roderick hier das Land mit harter Hand regierte!«
»Wie großzügig von dir, mich in meinen Weinkeller sperren zu wollen!« höhnte der Earl.
»Du denkst, daß dich deine unsichtbaren Diener befreien?« lauerte Scopulus. »Daraus wird nichts. Ein Teil meiner Feuersklaven wird mit ihren brennenden Leibern einen Flammenvorhang um dein Verlies legen, den kein Sterblicher durchdringen kann. Siehst du dieses Flammenloch? Hier ist ein neuer Eingang zur Hölle entstanden. Und dieser
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