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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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war er ja mal König gewesen. Und die anderen unsichtbaren Bewohner des Schlosses waren höchstens vom niederen Landadel.
    Von der Höllenhierarchie der Dämonen wußte Sir Archibald nichts. Daher ahnte er auch nicht, daß der Körper Richards III ein trojanisches Pferd war, durch das die Macht der Hölle auf Pembroke-Castle Einzug halten sollte.
    »Tumbes Bauernvolk spürte mich schließlich auf und tötete mich mit Spießen«, erzählte Scopulus weiter. »Wie Ihr seht, Roderick of Pembroke, habe ich für die Missetaten meines Lebens gebüßt.«
    »Ein schneller Tod für die vielen Untaten«, spottete Sir Roderick. »Was mag Euer Bruder, der unselige Herzog von Clarence, gelitten haben, dessen Gefolgsmann ich war und nach dessen Tod ihr mich in einer Säuberungswelle mit hinrichten ließet!«
    »Clarence! Hahaha! Der Herzog von Clarence!« lachte Scopulus, der nun wieder mit bekanntem Wissen prahlen konnte. »Ich tat ihm die Liebe an, ihn den Tod sterben zu lassen, den er sich selbst aussuchte, als ich ihn in seiner Zelle im Tower fragte. Lachend antwortete er mir auf meine Frage, daß er am liebsten in einem Faß Wein ersäuft werden wollte. Ich habe seinen Wunsch erfüllt und ließ ihn in einem Faß mit Tokaier ertränken…«
    »In einem Faß mit Malvasier«, donnerte Sir Roderick dazwischen. »Das hätte der echte Richard von Gloster niemals vergessen. Jedenfalls der Richard, den ich kannte. Führwahr, du spielst ihn sehr geschickt. Aber du bist es nicht. Du versuchst hier nur, eine Rolle zu spielen. Wer bist du wirklich!«
    »Ich bin… ich bin…«, versuchte der Dämon, sich herauszureden. Aber in diesem Augenblick war Sir Archibald aufgesprungen. Sein Mißtrauen bestätigte sich jetzt. Was immer das für ein Geist war - er mußte so schnell wie möglich verschwinden.
    »… befehle ich dir, dieses Schloß zu verlassen und nie wieder hier um Einlaß nachzusuchen!« beendete er eine altüberlieferte Formel, nach der man Gespenster bannt.
    Höhnisch begann der Dämon zu lachen.
    »Diese Worte sind gegen mich machtlos, Menschlein«, grinste er böse.
    »So beschwöre ich dich denn bei deinem Schwur und den Namen, die da sind…«, erhob Sir Archibald erneut seine Stimme und nannte fünf Namen, bei deren Klang der Butler und sein Ahnherr zurückschauderten.
    »So einfach wirst du mich nicht los!« höhnte der Dämon. »Denn ich bin ein anderer, als du glaubst. Und stärker. Viel stärker!«
    »Herbei! Herbei!« rief der Earl of Pembroke. »Herbei aus den Winkeln und den Gängen des Gemäuers. Herbei aus den oberen und den unteren Regionen. Schützt den Herren der Halle, der euch bisher Schutz gab!«
    Übergangslos erfüllte unirdisches Heulen die weiten Bogengänge und das hohe Gewölbe des Rittersaales. Und dann schwebte es heran. Durchsichtig und wesenlos wie Nebel.
    Die Geister und Gespenster von Pembroke-Castle. Und es waren viele. Sehr viele!
    »Gemeinsam sind wir stark! Gemeinsam sind wir stark«, heulte ein grausiger Chor.
    Scopulus sah um sich. Tatsächlich. Es waren viele. Zu viele, daß ihnen auch ein Dämon mit seinen Machtbefugnissen ausreichend Widerstand bieten konnte. Asmodis, der Fürst der Finsternis, hätte es vielleicht vermocht. Aber Scopulus hatte nicht die Kräfte, über die Asmodis verfügte.
    Er hatte nur eine Chance. Denn wenn er sich jetzt vertreiben ließ, hatte er versagt. Und das nahm der Fürst der Finsternis ihm gewaltig übel.
    Allein war er zu schwach. Aber er konnte Hilfe herbeirufen. Hilfe aus dem Reich der Schwefelklüfte. Auf sein Geheiß würde sich die Höllenpforte öffnen.
    Denn jeder Dämon in der Hölle verfügt über Scharen von Unterdämonen und verdammten Seelen, die darauf gieren, für die Sache des Kaisers Luzifer ins Feld zu ziehen. War Asmodis einer der ganz großen Feldherrn in dieser Schlacht zwischen Gut und Böse, so war Scopulus so eine Art Führer einer Hundertschaft. Das war natürlich ein relativer Begriff, denn in der Hölle kennt man keine Maßstäbe, die sich mit irdischer Mathematik berechnen ließen.
    Scopulus, der Dämon, beschloß, seine Hundertschaft zu Hilfe zu rufen. Ubergangslos murmelte er Worte, die mit menschlicher Sprache nicht wiederzugeben sind.
    Aus den Steinplatten des Bodens quoll schwefelgelber Dampf hervor.
    »Sie kommen!« kicherte Scopulus. »Sie kommen, mir zu dienen. Es falle denn Eure Macht!«
    »So erfahre denn die stärkste meiner Künste«, klang die Stimme des Earl of Pembroke. Und sein Mund formte die Worte, mit deren Gewalt

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