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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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schliefen sie ihren Kanonenrausch aus, während draußen die beiden Mädchen unter der gestrengen Aufsicht des Gespenstes schufteten.
    In dieser Zeit konnte Scopulus, der Dämon, seine Machtposition ausbauen…
    ***
    »Ich werde mich den Gesetzen von Pembroke-Castle und dem Willen des Schloßherm unterwerfen!« sagte Scopulus in der Maske Richards III. »Ich schwöre es bei…« Es folgte die Eidesformel, an die jedes Gespenst gebunden ist.
    Nur kein Dämon. Aber da die wahre Identität des Scopulus nicht erkannt wurde, zweifelte niemand daran, daß er sich nach dem Schwur trotz all seiner Macht fest unter den Willen des Burgherrn fügte.
    »Dann sei mir willkommen, Richard von Gloster«, sagte Sir Archibald mit leichter Kopfvemeigung. »Ich hoffe, du wirst mir keinen solchen Ärger bereiten, wie du in den Tagen deines Lebens böse Taten verrichtet hast.« Bevor Scopulus darauf eine Antwort geben konnte, flog die Tür auf. James McBill stieß einen Schrei aus. Der Earl fuhr von seinem Sessel empor.
    »Roderick!« stieß er hervor. »Aber heute ist doch gar nicht der Tag, wo du umhergehst!«
    Denn er wußte, daß sein unseliger Urahn, Sir Roderick of Pembroke, nur am Tage seiner Hinrichtung erscheinen durfte. Und der war erst in einigen Monaten.
    »Hast du ihm schon Asyl gewährt«, fragte Sir Roderick in höchster Erregung. »Hast du diesem verdammten Bastard schon die Erlaubnis gegeben, hierzubleiben?«
    »Ja, sicher«, nickte Archibald of Pembroke. »Er ist ein Gespenst wie alle anderen auch. Und man hat ihn vertrieben. Was er im Leben getan hat, ist hier unwichtig!«
    »Unwichtig! So, so! Unwichtig!« brüllte Roderick. »Ist das hier auch unwichtig!« Sprachs und hob seinen Kopf von der Schulter.
    »Ja, ich weiß! Man hat dich damals hingerichtet«, sagte der Earl, dem der Umgang mit Gespenstern etwas Alltägliches war. »Aber das ist doch so lange her… !«
    »Aber dieser verdammte Hundesohn hat damals den Befehl dazu gegeben«, heulte Sir Roderick. Scopulus zuckte zusammen. Eins der Gespenster kannte ihn. Oder kannte die Figur, die er sich bemühte, darzustellen.
    »Ich habe damals viele Todesurteile unterschrieben.«, erklärte der Dämon ausweichend. Hier durfte ihm kein Fehler unterlaufen.
    »Ja, ja«, rief der Geist Rodericks. »Was du nicht durch Gift oder Meuchelmord selbst tatest, erledigte für dich der Hencker. Niemand kennt die Zahl derer, die du im Tower köpfen ließest. Ich war nur einer davon!«
    »Aber das ist doch jetzt vorbei«, versuchte Sir Archibald seinen Ahnherrn zu beschwichtigen. »Der Tod hat euch beide getroffen. Und auch Richard ist nicht friedlich im Bett gestorben!«
    »Nein. Ich bin damals auf dem Schlachtfeld von Bosworth gefallen«, erklärte der Dämon. Endlich hatte er Gelegenheit, seine Identität zu untermauern. Er hatte ja in der Bibliothek alles gelesen, was es dort über den unseligen König zu lesen gab. Der Tod von Richard III symbolisierte für England das Ende des sogenannten Rosenkrieges, des Kampfes der Herren von York und Lancaster. Der Sieger der Schlacht aus dem Hause Tudor bestieg dann als Heinrich VII Englands Thron.
    »Ich hatte in der Nacht vor der Schlacht fürchterliche Alpträume«, erzählte der Dämon. »Die Geister derer, die ich tötete oder töten ließ, erschienen vor mir und verfluchten mich…«
    »Da war hoffentlich mein Geist auch mit dabei«, knurrte Roderick von Pembroke.
    »Gleich im ersten Treffen wurde mein Pferd erstochen«, erklärte der falsche Richard weiter. »Meine Leute hielten mich für tot und wandten sich zur Flucht. Was habe ich geschrien und gerufen, daß man mir ein anderes Pferd bringen sollte. Viel Gold habe ich für ein Roß geboten. Aber die Männer meiner Reiterei erkannten mich entweder nicht oder wollten das eigene Leben wahren. Niemand gab mir ein Pferd… !«
    »Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd! So steht es jedenfalls bei Shakespeare!«
    »Ach, was hat dieser Dichterling William Shakespeare mit meinem Ende zu tun«, fauchte der Dämon.
    Unbewußt zuckte Archibald of Pembroke zusammen. Was war denn das? Woher kannte der Geist Richards III den Vornamen Shakespeares, der sehr lange nach ihm gelebt hatte. In dem Gemäuer, von dem er als Spukort berichtet hatte, konnte er ihn gewiß nicht gehört haben.
    Zweifel kamen in Sir Archibald auf. Aber er wollte den Dingen auf den Grund gehen. Denn er glaubte an einen Hochstapler, der sich hier unter den anderen Gespenstern gewisse Sonderrechte verschaffen wollte. Immerhin

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