0243 - Asyl der Gespenster
ihm gesagt hatte.
»Wir sind eine Person, bis die Aufgabe erfüllt ist!« kam es dreimal fast unhörbar. Beim dritten Mal löste sich die Erscheinung des Sir Roderick of Pembroke auf.
Im selben Augenblick entstand in Jeremy Smither eine fürchterliche Leere, Das, was einst den Versicherungsagenten ausgemacht hatte, wurde beiseite gedrängt. Seine vorher leicht gebeugte Gestalt begann sich zu straffen. Durch den ganzen Körper flossen Kraftströme. Selbst das vorher weiche Gesicht bekam einen harten, entschlossenen Zug.
Es war nicht mehr Jeremy Smither, der diesen Körper beherrschte.
Sir Roderick of Pembroke hatte wieder einen lebendigen Körper, den er beherrschte, bis seine Aufgabe erfüllt war.
Der Ahnherr Sir Archibalds handelte sofort.
Er mußte so schnelll wie möglich ungesehen das Schloß verlassen und mit Professor Zamorra Kontakt aufnehmen. Denn es war nicht unbemerkt geblieben, daß die Feuerdämonen von Kräften außerhalb des Schlosses vernichtet worden waren. War auch der Name des Parapsychologen nicht gefallen, so wußte Sir Roderick doch, daß nur dieser Mann Dämonen Einhalt gebieten konnte.
Aber die Feuerdämonen waren überall. Mochte dieser und jenèr wissen, wie es dem Menschen gelungen war, hereinzukommen. Es war jedenfalls ein gewagtes Spiel, die Burg wieder zu verlassen.
Jemand mußte dafür sorgen, daß die Aufmerksamkeit der höllischen Burgherren abgelenkt wurde. Und dazu kamen eigentlich nur zwei Bewohner des Gemäuers in Frage.
Thomas und Jeremias! - Tom und Jerry, die Poltergeister!
Mit dem Menschenkörper hatte Sir Roderick seine übernatürlichen Kräfte nicht eingebüßt. Die Gedankenbrücke zu den Poltergeistern entstand sofort. Die beiden nichtsnutzigen Gesellen waren bisher von den Feuerdämonen unbehelligt geblieben. Weder im Guten noch im Schlechten waren sie zu einer Arbeit heranzuziehen, zu der die gespenstischen Bewohner von Pembroke-Castle nun gezwungen wurden.
»Es hängt alles von Euch ab, ob unser Plan gelingt!« signalisierte Sir Roderick den beiden Poltergeistern. Im gleichen Augenblick hörte er aus dem entgegengesetzten Flügel des Schlosses ein fürchterliches Scheppern.
Sir Roderick wußte genau, daß sich dort die reichhaltige Waffensammlung befand, mit denen die Poltergeister nun nach Herzenslust spielten. Tom und Jerry begannen mit der »Arbeit«.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Hohle Schreie ausstoßend schwirrten die Feuerdämonen durch die Gänge des Schlosses.
Aber Poltergeister sind wesenlos und haben nicht die fluoriszierende Aura der anderen Gespenster, die von den Dämonen sofort wahrgenommen werden. Tom und Jerry hatten gute Chancen, die Höllensöhne eine ganze Weile zu beschäftigen.
Sir Roderick nutzte die Chance.
»Geh den Weg zurück, den du gekommen bist«, befahl er dem Bewußtsein des Versicherungsagenten. Sofort setzte sich der Menschenkörper in Bewegung, huschte durch die Säle und Gänge von Pembroke-Castle, wie er sie vorher schon passiert hatte. Sir Roderick sorgte jedoch dafür, daß die Schritte so geschmeidig wurden, daß man sie kaum wahrnehmen konnte. Schließlich erreichten sie die Pforte.
Das Knarren der Tür war kaum wahrnehmbar, als Sir Roderick of Pembroke zum ersten Mal seit vielen hundert Jahren wieder sein Schloß verließ.
Hinter sich hörte er die grausigen Schreie der Dämonen, das girrende Gelächter der Poltergeister und das Klirren und Scheppern von Rüstungen.
Schnell durchquerten die ungleichen Partner den Garten.
Da! Ganz deutlich nahm Sir Roderick die Gespenster-Sperre wahr. Gewaltsam trieb er sieh vorwärts. Der Gastkörper ahnte die Gefahr und wollte den Dienst versagen.
Aber Sir Rodericks Wille war stärker.
Wie man ein scheues Pferd vor dem Graben anspornt, so trieb der Geist des Ahnherrn den Körper Smithers vorwärts. Aus den zögernden Schritten wurde ein Gehen, ein Trab und dann rannte Smither, wie er seit den Tagen seiner Kindheit nicht mehr gerannt war.
Es war wie ein Schock für Sir Roderick, als sie den Gespensterbann durchbrachen. Geschafft! Nun war der Weg frei!
Der Wille des Gespenstes trieb Jeremy Smither vorwärts.
Dem Beaminster-Cottage entgegen…
***
»Ich bin mit dir zufrieden, mein getreuer Diener«, vernahm Scopulus die Stimme des Asmodis. »Und damit du weißt, wie sehr ich dich und deine Tat schätze, gebe ich dir das Schloß zu treuem Lehen. Behüte und bewahre es und beherberge mich in seinen Mauern, wenn es mich danach gelüstet, in diesem Teil der
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