0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
öffnete auch den Kofferraum und rief dann meinen Partner herbei.
»Dürfte klar sein, wer uns diesen heißen Empfang bereitet har.« Phil sagte es ohne Hass. Es war eine einfache Feststellung. Ein Mordversuch auf uns war missglückt. Es lohnte nicht, deswegen noch viele Worte zu verlieren.
»Mut hat dieser Flasher jedenfalls. Am helllichten Tag, mit einem gestohlenen Wagen. Sollen wir ihn suchen? Weit kann er nicht sein.«
Phil winkte ab und deutete auf das Ende des Weges. Dort zweigten mehrere schmale Straßen ab, ein kleiner, aber unübersichtlicher Park lag rechter Hand. Und es konnte für Flasher keine Schwierigkeit sein, dort zu verschwinden.
Wir hielten uns mit dem Wagen nicht länger auf, sondern gingen zum Jaguar zurück, benachrichtigen über Sprechfunk das nächste Polizeirevier - damit man den schwarzen Wagen abholte - und gingen dann auf das Haus zu, dem unser eigentlicher Besuch galt.
Es war ein hübsches Gebäude, ganz im Stil eines Landhauses. Als wir durch den Vorgarten gingen, kamen uns zwei braun gebrannte Männer in grauen Flanellanzügen entgegen. Der erste trat auf mich zu; streckte mir die Hand entgegen und sagte: »Sie sind wahrscheinlich Agent Cotton - oder Agent Decker. Ich sehe den roten Jaguar und nehme also an… Ich bin Detective-Lieutenant Warner. Das hier ist mein Kollege Harry Spencer.«
Wir schüttelten uns die Hände und betraten dann gemeinsam das Haus, in dem vor nunmehr vierzig Minuten ein Mordanschlag auf Nora Flynn verübt worden war.
***
Humphrey Suller zerrte wütend an dem Silberpapier.
»Zum Teufel, sind denn diese Dinger…«
Der Mörder im Rücken des Geschworenen holte mit seinem Wurf messer zum tödlichen Streich aus. Der Arm mit der Waffe fuhr nach vorn, das Messer glitt aus der Hand und zischte durch die Luft.
Das Bonbon, an dessen Umhüllung Suller herumzerrte, fiel zu Boden. Und Suller bückte sich danach. Zischend fuhr die Klinge des Wurfmessers in den Stamm der Rotbuche.
In der nächsten Sekunde richtete sich das Opfer wieder auf und stieß mit dem Kopf an den Griff des Messers.
»Verdammt, wo kommt denn das Ding her. Habe ich ja eben gar nicht gesehen.« Suller zog das Messer aus dem Stamm der Buche und ließ den Daumen prüfend über die Klinge gleiten. Dann fiel sein Blick auf die Frau mit den beiden Kindern an der Hand. Die Frau bog soeben um eine scharfe Kurve, die der Kiesweg machte, und Suller ließ das Messer in seiner Jackentasche verschwinden.
Suller hatte dem Erscheinen der Frau und der Kinder sein Leben zu verdanken, denn angesichts dieser möglichen Zeugen wagte der Mörder keinen weiteren Versuch, Suller das Lebenslicht auszublasen.
Während der nächsten Viertelstunde war jene Gegend des Central Parks, in der Suller mit nachdenklichem Gesicht spazierenging, sehr belebt. In diesem Fall hatte der Mörder keine Chance. Wohl schlich er dem Geschworenen noch eine gute Weile nach, gab dann aber seine Verfolgung auf, als die Büsche immer spärlicher wurden und damit die Möglichkeit bestand, dass Suller seinen Verfolger bemerkte.
Unentwegt Sahnebonbons zwischen den Zähnen zermahlend, ging Suller weiter. Die Stirn seines faltigen Gesichts war noch faltiger als sonst. Suller dachte angestrengt nach. In chronologischer Folge ließ er die Geschehnisse seit dem
9. August abrollen. Viel hatte sich nicht ereignet seit der Hinrichtung des jungen Gangsters Tonio Pestanazo. Vor dem Urteil, gewiss, da war der alte Pestanazo an Suller herangetreten wie an jeden der beteiligten Geschworenen. Dreimal hatte Suller wütend den Hörer auf die Telefongabel geknallt, als ihm jedes Mal eine unbekannte Stimme mit dem Tode gedroht hatte, wenn er sich erdreisten sollte, Tonio Pestanazo für schuldig zu halten. Während des Prozesses hatten einige Detectives der Stadtpolizei für sein Wohlergehen gesorgt. Bis zur Urteilsverkündung war also alles okay.
Als Suller von dem Mord an Chet Flynn erfuhr, hatte er die Sache sehr auf die leichte Schulter genommen und das Verbrechen mit einer Handbewegung aus seinem Gesichtskreis gestrichen.
»Wer weiß, von wem Flynn umgebracht wurde. Woher wollt ihr so sicher wissen, dass Pestanazo dahinter steckt?«
Suller fühlte sich sicher, und auch als der zweite Geschworenenmord publik wurde, konnte sich der ehrliche alte Mann immer noch nicht vorstellen, dass es jemanden geben sollte, der ihm nach dem Leben trachtete. Und die Begleitung der uniformierten Cops war ja so peinlich. Der Himmel mochte wissen, warum sie diesmal
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