0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
schmal wie der Rücken eines Messers, der Mund schien blutleer und das Gesicht vertrocknet wie altes Pergament.
Mitch Wayne ist Zeit seines Lebens nachweislich nicht einen Fingerbreit von dem Pfad der Gesetzestreue abgewichen. Umso weniger ist daher zu verstehen, wie er zu einem Freund und Vertrauten kam, der sich Chuk Finegan nannte.
Es war am Abend des 14. August, kurz vor 18 Uhr, als Mitch Wayne den Masseur mit einem fürstlichen Trinkgeld entließ und sich in sein Badezimmer begab um die Versuche der Gesichtsglättung hoffnungsfroh zu betrachten.
Er sah minutenlang in den Spiegel und brummte dann: »Schon viel besser geworden, viel besser schon. Wenn das so weitergeht, bin ich bald wieder ein Jüngling.«
Er rieb sich vergnügt die Hände und stieg dann in einen bequemen Hausanzug, der eigentlich seinem Sohn Don gehörte.
Mitch Wayne bewohnte eine ganze Etage des Hauses Nr. 34 in der Jackson Street nahe der Williamsburg Bridge. Wayne hatte viel Geld in seinem Leben verdient. Durch vorteilhafte Spekulationen an der Börse war das Vermögen schnell gewachsen, und so hatte sich der Reederei-Kaufmann Mitch Wayne vor zehn Jahren schon zur Ruhe setzen können.
Seine beiden noch unverheirateten Söhne wohnten in der Nähe und besuchten den Vater häufig.
Den größten Teil seines Tages verbrachte Mitch mit der Behandlung seiner faltigen Gesichtshaut. Die Zeit die ihm noch blieb, widmete er einem bemerkenswerten Hobby.
Mitch Wayne sammelte Giftpfeile.
Gefährliche Mordwerkzeuge barg seine Sammlung. Pfeile südamerikanischer Indianerstämme, Pfeile aus Zentral-Afrika - und wo immer Naturvölker Giftpfeile zum Zwecke der Jagd und des Krieges hersteilen.
Um genau 18 Uhr schlug die Türglocke an, und Wayne ging, um seinen Freund Chuk Finegan einzulassen. Der Gewährsmann war elegant wie immer und begrüßte Mitch mit einer Mischung von Jovialität und lang gehegter Kameradschaft. Die beiden setzten sich in das Speisezimmer des Reederei-Kaufmannes und sprachen einer Flasche Gin eifrig zu.
Als es gegen 19 Uhr zum zweiten Mal an der Wohnungstür klingelte, waren beide schon nicht mehr ganz nüchtern. Überschwänglich daher auch die Art, in der Mitch Wayne seine Besucherin begrüßte. Er führte die in ein grünes Sommerkleid gehüllte junge Dame in das Speisezimmer und machte sie mit Finegan bekannt.
»Das, liebe Nora, ist Mister Finegan. Ich erzählte dir bereits von ihm. Wir kennen uns schon seit vier Jahren und Mister Finegan hat ein ebenso großes Interesse an meinen Giftpfeilen wie dein verstorbener Vater.«
Er räusperte sich verlegen und sprach schnell weiter, als er merkte, dass ein Schatten über das Gesicht von Nora Flynn huschte. Fünf Tage waren erst seit dem Tod Chet Flynn vergangen. Wie konnte er nur so taktlos sein, und sie so plump daran erinnern.
Die drei nahmen Platz. Wayne goss seiner Besucherin einen Cinzano ein. Dann plauderten sie über das Wetter und kamen schließlich auf das Thema des Abends.
Wayne stand auf, ging in den Nebenraum und kehrte nach wenigen Minuten mit einer langen, schmalen Kiste zurück.
»Hier, meine lieben Freunde, habe ich meine neueste Errungenschaft. Viel zu wertvoll, als dass man so etwas in einem Museum verstauben lässt. Das Ganze hat mich mehr als tausend Dollar gekostet, ist aber seinen Preis wert.«
Mitch Wayne klappte die Kiste auf und nahm ein Dutzend langer, bunt gefiederter Pfeile heraus. Die Spitzen der Pfeile waren aus Stein geschnitten und mit einer klebrigen Masse bestrichen.
»Curare!«
Wayne sagte nur dieses eine Wort. Aber seine Besucher wussten, was es bedeutete. Curare, ein Pfeilgift südamerikanischer Indianerstämme, wirkt so schnell und so tödlich, wie kaum ein anderes Gift. Eine kleine Verletzung genügt, um den Giftstoff in die Blutbahn zu bringen. Und dann gibt es keine Rettung mehr.
Die drei untersuchten die Pfeile mit großem Interesse. Die Materie hatte es ihnen so angetan, dass der Abend wie im Flug verging. Gegen Mitternacht geleitete Mich Wayne seine Gäste zur Tür. Er verabschiedete sich mit vielen Worten und bat darum, dass sie bald wiederkämen.
Die erste Stunde des neuen Tages war schon angebrochen als sich Mitch Wayne zu Bett legte. Die Giftpfeile lagen auf dem Rauchtisch des Speisezimmers. Mitch war zu müde, um sie noch sorgfältig zu verpacken. Das hatte bis morgen Zeit.
Mitten in der Nacht fuhr Mitch aus dem Schlaf empor. Es war ihm, als habe er ein Geräusch aus dem Speisezimmer gehört. Minutenlang lauschte er mit
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