0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
stand, war niemand anders als Giuseppe Pestanazo.
***
Wir waren sprachlos, als wir sahen, wen wir vor uns hatten.
Phil ließ seine Pistole sinken, trat einen Schritt zurück, nahm dem Gangster die Tommy Gun aus der Hand und stellte sich genau vor Giuseppe Pestanazo auf. Mein Partner starrte dem vielfachen Mörder so angestrengt ins Gesicht, als könne er noch immer nicht glauben, dass es wirklich Pestanazo war, der uns soeben in die Arme gelaufen war.
»Das nenne ich Glück!« Phil warf die Maschinenpistole in einen Sessel und stellte sich selbst so, dass er zwischen der Schusswaffe und Pestanazo stand. Phil richtete seine Pistole wieder auf den Gangster, und während er diesen genau im Auge behielt, durchsuchte ich unseren Gefangenen auf Waffen. Zwei schwere Pistolen ausländischen Fabrikats förderte ich zu Tage. Der Gangster trug sie in sauber gearbeiteten Schulterhalftern unter den Achseln. Außerdem fand ich ein Messer bei Pestanazo. Es steckte in einer schmalen Lederschlaufe, die um Pestanazos rechten Unterschenkel gebunden war. Als ich das Messer betrachtete, erlebte ich eine weitere Überraschung. Es sah genau wie jenes Messer aus, mit denen am heutigen Tag bereits zwei Mordanschläge auf Nora Flynn und Humphrey Suller verübt worden waren.
Giuseppe Pestanazo hatte alles wortlos über sich ergehen lassen, ohne den-Versuch zu unternehmen, sich mit Gewalt aus der Affäre zu ziehen. Er stand noch genau auf der Stelle, an der wir ihn überrascht hatten. Er hatte die Hände leicht erhoben und seitlich vom Körper weggestreckt. Er tat dies ohne besondere Aufforderung, aber ganz so, als wolle er uns zeigen, dass er keinen Trick beabsichtige.
Der gefürchtete Gangsterboss, dessen fast dreißigjährige Laufbahn als König der Unterwelt in diesem Augenblick zu Ende ging, war ein Hüne von Gestalt. Breit und schwer, dabei aber keineswegs plump oder schwerfällig stand er vor uns. Seine schwarzen Augen brannten in einem dunkelhäutigen Gesicht. Pestanazo, wir kannten seine Lebensgeschichte genau, hatte Italien, das Land seiner Vorfahren nie gesehen. Trotzdem war er ein echter Sohn Italiens, auch wenn seine Wiege in Manhattan gestanden hatte.
»Giuseppe Pestanazo, Sie sind verhaftet. Wegen Mordes, Erpressung, Nötigung, Bandenverbrechens und vielen anderen mehr. Sie selbst werden es am besten wissen. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von nun an sagen werden, vor Gericht gegen Sie verwandt werden kann.«
»Sparen Sie sich die Mühe, G-man.« Der Gangster grinste mich an, ohne dass ich hätte sagen können, wie sein Grinsen zu deuten sei. - »Ich kann verlieren, und ich weiß auch, wann ich verloren habe.«
»Okay, Pestanazo! Setzen Sie sich in den Sessel. Trotz Ihrer eben gemachten Versicherung möchte ich Ihnen nachdrücklich empfehlen, keinen Fluchtversuch zu machen und keine Tricks zu probieren.«
»Schon gut, schon gut, G-man.« Müde, mit einer resignierenden Handbewegung ließ er sich in einen der Sessel fallen. Woher Pestanazo uns kannte, wusste ich nicht. Dass er uns aber kannte, das ging aus seiner Anrede »G-man« hervor.
»Habt ihr ihn sicher?«, ließ sich in diesem Augenblick eine Stimme vernehmen und als ich in die Richtung sah, aus der die Stimme kam, gewahrte ich Humphrey Suller. Er hatte die Tür Spaltbreit geöffnet und steckte vorsichtig die Nase ins Zimmer. Obwohl ich nur die linke Hälfte seine Gesichts sehen konnte, war doch zu erkennen, dass er schon wieder mit dem Kauen seiner Sahnebonbons beschäftigt war. Da er bei der Flucht aus dem Zimmer die angebrochene Tüte verloren hatte, musste sich also auch in den anderen Räumen seiner Wohnung ein Vorrat befinden. Wahrscheinlich hatte er in der Küche einen Vorrat deponiert, der im Ernstfall ganze Völkerstämme vor dem Hungertod bewahrt hätte.
»Es ist alles in Ordnung, Mister Suller«, sagte ich. »Bleiben Sie aber lieber draußen. Es ist besser für Sie.«
Noch während ich sprach, war Phil zur Tür gegangen. Ich wusste, was er vorhatte. Ich ließ mich jetzt ebenfalls in einen Sessel nieder und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf den Gangster, der mit gesenktem Kopf vor mir saß. Er machte ganz den Eindruck eines gebrochenen Mannes. Aber ich spürte kein Mitleid mit ihm. Mehr als zwei Dutzend Menschen hatten sterben müssen. Das war sein Werk. Unzählige waren von ihm erpresst, beraubt und misshandelt worden. Nach unserer Rechtsprechung hatte er den Tod verdient.
Phil kam zurück. Er hatte Mister High telefonisch
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