0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
nieder, aber minutenlang brachte er kein Wort hervor. Dann, als er sich etwas beruhigt hatte, aber immer noch vor Schreck am ganzen Körper zitterte, sagte er: »Da unten liegt ein Mann. Ein toter Mann. Er sieht schrecklich aus!«
***
Als ich an die Bar zurückkam, blickten Phil und Nora mir erwartungsvoll entgegen.
»Nun, was gibt’s Interessantes zu berichten?«, fragte unsere Begleiterin mit einigem Lächeln. »Sind wieder einige Teenager-Gangster am Werk?«
»Ich glaube nicht«, war meine Antwort. »Man hat einen Toten gefunden. Und wahrscheinlich handelt es sich um Chuk Finegan.«
Da uns keine Zeit mehr blieb, Nora nach Hause zu fahren, versprachen wir, so schnell wie möglich wiederzukommen. Ohne unsere Kavalierspflichten zu verletzten, konnten wir Nora ein Weilchen ohne unsere Begleitung im Club lassen. Denn sie hatte einen Bekannten entdeckt, den sie uns kurz vorstellte, und der sich gern bereit erklärte, uns während unserer Abwesenheit bei Nora zu vertreten.
Wir verließen also das Blue Star und fuhren zur Center Street, in das Hauptquartier der Stadtpolizei. Dort, so hatte mir Walter Stein am Telefon berichtet, würden wir alles Weitere erfahren.
In der Center Street trafen wir Lieutenant Morgan, den Leiter der Mordkommission sieben. Zusammen mit ihm fuhren wir nach Mosholu, in die nördliche Bronx.
In unseren Abendanzügen klommen wir die gleichen Stiege hinab, auf der sich einige Zeit zuvor Benny Crowder versucht hatte. Wie wir während der Fahrt von Lieutenant Morgan erfahren hatten, war der Fund der Leiche im Kanal von Bennys Bruder gemeldet worden. Der Fünfzehnjährige, durch Benny alarmiert, hatte sich sofort mit dem zuständigen Polizei-Revier von Mosholu in Verbindung gesetzt. Von dort war die Meldung an das Polizei-Hauptquartier in der Center Street weitergegeben worden. Man hatte nicht vergessen, auch das FBI zu benachrichtigen.
Die Leiche lag noch dort, wo Benny sie entdeckt hatte. Mir tat der Junge leid, dem dieser Anblick einen schweren Schock versetzt haben musste.
Am Tatort waren inzwischen die Leute der Mordkommission in voller Stärke angerückt.
Der Doc untersuchte den Toten vorsichtig, Blitzlichter flammten auf, die Spurensicherungsleute bewegten sich vorsichtig auf dem glitschigen Boden, ohne den kleinsten Fingerzeig zu bekommen.
»Von hinten erstochen. Außerdem wurde der Schädel des Mannes von einem großen stumpfen Gegenstand getroffen. Es sieht ganz so aus, als geschah dies, um die Leiche unkenntlich zu machen.«
»Dann hat der Mörder sehr unachtsam gehandelt«, meinte Phil. »An den Händen ist leicht zu erkennen, um wen es sich handelt. Chuk Finegan fehlten zwei Glieder am Mittelfinger der rechten Hand. Das gleiche Merkmal weist dieser Tote auf.«
Auch ich war mir sicher, dass es sich bei dem Toten um keinen anderen als um unseren Gewährsmann handelte.
Dieser Mord passte genau in meine Überlegung. Es war in etwa das letzte Steinchen im Mosaik meiner Kombination.
Jetzt wusste ich, wer Jasper Williams ermordet hatte. Und ich wusste auch, mit wessen Einwilligung alle vorangegangenen Morde an den Geschworenen verübt worden waren.
»Wie ist die Leiche hierhergekommen?«, wollte Phil wissen.
»Vermutlich wurde sie an anderer Stelle in den Kanal geworfen, hierher getrieben und dann auf den Betonsteg geschwemmt. Wie man sieht, tritt das Wasser an vielen Stellen über den Rand des eigentlichen Kanalbettes.«
»Okay! Ich glaube, wir sind hier überflüssig. Gehen wir, Jerry. Im Blue Star haben wir eine Verpflichtung.«
Wir kletterten die Stiege empor und gingen zum Jaguar. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war drei Minuten vor Mitternacht.
***
Als wir im Blue Star ankamen, hatten die Vorgänge auf der Bühne ihren Höhepunkt erreicht. Eine südamerikanische Tanzgruppe zeigte temperamentvolle Darbietungen aus dem Lande des Kaffees und des Zuckerrohrs. Die braunhäutigen Schönen waren ein Augenschmaus, und so wunderten wir uns, dass der Bekannte von Nora Flynn schon gegangen war.
»Er konnte nicht länger bleiben, in einer halben Stunde fliegt er mit der Nachtmaschine nach San Francisco«, sagte Nora, die wir allein an der Bar vorfanden.
»Kein besonders aufmerksamer Kavalier«, bemerkte Phil.
»Wieso? Er dachte, Sie würden eher wiederkommen.« Nora zog eine Schnute. »Es hat auch reichlich lange gedauert. Aber sagen Sie, war es wirklich Finegan, den man gefunden hat?«
»Leider ja.«
»Wie schrecklich«, sagte Nora, und man sah ihr an, dass ihr das
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