0245 - Notrufe aus dem Nichts
nicht landen! Haben Sie verstanden?"
Die Männer der KC-10 verstanden alles; und doch verstanden sie nichts. Ein Psychofeldzug war gegen sie eröffnet worden. Erste Zweifel wurden in Gedanken laut. Vielleicht war diese oder jene Szene doch echt? Was wußte man schon von RANDO I?
Bisboe wollte anfragen, ob er die CREST nochmals anrufen solle, als die Nachahmungen plötzlich verschwanden. Dort, wo eben noch Frauen winkten, breitete sich die braunschwarze Masse eines vier Kilometer dicken, planetenumspannenden Wesens aus.
Zugleich erwachte Gucky aus seiner Trance. Er richtete sich auf.
Atlan zog den Kopf zurück und setzte den Mausbiber bequemer auf seinen Schoß.
„Vorsicht, Kontakt", sagte Dr. Falby hastig. Er war in Kasoms Wagen. „Nicht ansprechen. Er hat Kontakt mit dem Plasma; offensichtlich einen vernünftigen Kontakt"
„Wieso?" flüsterte Perry heiser. „Wieso so plötzlich? Warum sollte es ihm jetzt gelingen?"
„Die Panik des Kollektivwesens hat sich mit dem Abflug der Raumschiffe gelegt. Wir erscheinen ihm nicht so gefährlich. Es hat sich beruhigt. Es beginnt zu denken. Wenn aber jemand, der vorher nur seinen Trieben folgte, zu denken beginnt, dann zeichnet sich immer eine Wende ab; vorausgesetzt, dieser Jemand ist intelligent.
Erinnern Sie sich an Guckys Worte: Jene die um Hilfe schreien, sind nicht bösartig. Sie sind nicht einmal angriffslustig oder besonders mißtrauisch. Der Kleine hat die Chance erkannt. Er hat seinen Parablock geöffnet. Schweigen Sie jetzt. Kein Wort bitte, bis Gucky von selbst zu sprechen beginnt."
Atlan sah zum Gesicht des Mausbibers nieder. Er hatte die Augen geschlossen. Wieder schimmerte sein Nagezahn unter der gekräuselten Nase hervor. Gucky begann zu lächeln. Dabei entspannte er sich völlig.
Die Männer warteten. Es dauerte lange, fast zu lange!
John Marshall erwachte zehn Minuten später aus seiner Hypnonarkotin-Betäubung. Eigentlich hätte er noch einige Stunden schlafen müssen, aber hier, auf RANDO I, war alles anders. Er wurde so übergangslos munter, als hätte ihm Dr. Falby niemals eine Spritze gegeben.
Gucky sprach noch immer nichts.
Er stand in einem sehr intensiven, und anhaltenden Kontakt zu dem Zellplasma.
Ein Weinen lief um die Welt. Marshall drückte sich wenigstens so aus. Es war ein einziger Aufschrei und eine Bitte um Verzeihung.
„Gucky berichtet, wer wir sind und weshalb wir kamen", erklärte Marshall mit monotoner Stimme. „Ich höre mit. Ich bin auch davon aufgewacht. Das Plasma ist verzweifelt. Es ist von Natur aus gutmütig und tolerant. Niemals hat es jemand angegriffen, bis es gefoltert wurde. Ihm unterlief ein schrecklicher Irrtum. Es hielt uns für Feinde. Wir machten den Fehler, seine Masse mit den Triebwerksimpulsen zu verbrennen.
Vorher hatte das Plasma gezögert. Es war sich nicht darüber klargewesen, wie es uns einzustufen hatte. Wir waren lediglich angekommen und hatten ihm keinen Schaden zugefügt. Deshalb blieb unser Landeplatz auch lange Zeit über stabil. Schließlich wollten wir starten. Das war mit einem Schmerz verbunden, der dem glich, den das Plasma durch die Schlächterschiffe seit Jahrtausenden erdulden muß. Es griff in heller Panik an - ohne zu denken, ohne länger zu überlegen. Nun schreit es wieder. Diesmal aus Verzweiflung über seine Taten. Gucky berichtet soeben über unsere Erlebnisse mit dem Zentralplasma der Hundertsonnenwelt und den biopositronischen Robotern, die seit dreihundert Jahren unsere Freunde sind. Der Planet stöhnt wie ein waidwundes Tier.
Schlimmere Selbstvorwürfe habe ich nie gehört. Die Mutterwelt glaubt Gucky jedes Wort. Unser Verhalten nach der Landung ist Beweis genug. Wir sind willkommen. Wir werden um Vergebung gebeten."
John Marshalls Bericht rüttelte die Männer auf. Rhodan dachte an die Toten des technischen Personals, an Joel Inshonc und an seine Panzerbesatzung.
Perry fühlte sich plötzlich müde und seelisch erschöpft. Atlan erklärte dazu leise: „Wenn es niemals Irrtümer gegeben hätte, wären viele Kriege vermieden worden. Ich glaube dem Plasma. Richte dich nach Johns Vorschlägen. Bitte, folge ihm! Es ist alles in Ordnung."
Die drei Flugwagen bildeten einen geschlossenen Pulk. John sagte, sie sollten nach Nordwesten fliegen. Sie folgten seinem Verlangen.
Eine halbe Stunde später hatte John die Piloten so genau eingepeilt, daß die Shifts dort ankamen, wo sie nach dem Wunsch der Mutterwelt ankommen sollten.
Unter den Wagen hatte sich eine weite, harte
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