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0245 - Verdammt und begraben

0245 - Verdammt und begraben

Titel: 0245 - Verdammt und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seines Freundes schrie er, der Vampir war vergessen, jetzt ging es um Stephan, und Frantisek Marek überwand die Distanz zu dem Freund mit schnellen Schritten, bevor er sich neben ihn kniete.
    Stephan lag auf der Seite. Sein Gesicht war seltsam verzerrt, als würde er schief grinsen. Marek jedoch wußte, daß es die Schmerzen waren, die ihn so zeichneten.
    Der Pfeil hatte Stephan getroffen. Er war ihm dort in den Körper gefahren, wo sich das Ende des Halses befand und er in die Brust überging. Sie hatten die Sehnen sehr straff gespannt, damit die Pfeile genügend Durchschlagskraft besaßen. Davon konnte sich der Köhler jetzt mit eigenen Augen überzeugen.
    »Stephan«, flüsterte er mit versagender Stimme. »Stephan, mein alter Freund…«
    Der Köhler hustete. Etwas Dunkles quoll aus seinem Mund und verlief im Bart. Marek wußte, daß es Blut war, und er wußte ferner, daß es schlimm um Stephan stand.
    Die Finger des Köhlers verkrampften sich um Mareks rechten Arm. »Mein alter Freund, ich… ich habe wohl etwas zu viel von dem Schnaps getrunken. Ich war nicht mehr so sicher, der Vampir…«
    »Rede jetzt nicht. Ich bringe dich zu einem Arzt. Das Auto steht hinten am Weg. Ich bringe dich hin, mein Freund. Komm auf die Schulter. Ich will mit dir…«
    »Nein, Marek, nein, mein Freund. Ich werde nicht mehr lebend in meine Hütte oder deinen Wagen kommen. Meine Zeit ist abgelaufen. Der Sensenmann wartet schon. Aber ich werde dir im Jenseits die Daumen drücken. Vernichte sie. Pfähle von Leppe. Mach deinem Namen wieder alle Ehre, denn du bist der Pfähler. Du Marek, nur du. Du hast das große Erbe übernommen. Führe es so fort wie früher. Ich bitte dich…«
    Marek schluckte. Er war ein harter Mann, das Leben hatte bei ihm seine Spuren hinterlassen, doch als er seinen Freund liegen und sterben sah, konnte auch er sich nicht mehr beherrschen. Zu schlimm war alles geworden.
    Aus seinen Augen rannen kleine, durchsichtige Tropfen. Sie zeichneten Spuren in die Wangen. Es waren Tränen, die dem alten Mann aus den Augen flossen.
    Er schaute auf den Pfeil, dann in das Gesicht des Freundes und in dessen Augen.
    Sie waren bereits dem Jenseits zugekehrt.
    »Das Licht, Marek, das Licht. Ich sehe es. Ich gleite hin, es will mich…«
    Die letzten Worte des Sterbenden hörte Marek auch noch. Dann brach der Blick.
    Stephan war tot.
    Unbeweglich blieb Marek neben der Leiche sitzen und schaute zu, wie sich der Nebel über den Körper legte, als wollte er ein dünnes Leichentuch ausbreiten.
    An den Vampir dachte der Pfähler nicht mehr. Er schaute auf das Gesicht seines Freundes, das so blaß und verzerrt aussah. Der Köhler würde nie wieder etwas trinken können, weder sehen, sprechen noch reden.
    »Ich werde dich rächen«, flüsterte Marek. »Verlaß dich drauf, mein Junge, ich räche dich!« Als würde er Zentnerlasten auf seinem Rücken tragen, so schwerfällig stand er auf und drehte sich um. Er wollte und mußte nach dem Vampir sehen, der ebenfalls in die Falle gegangen war.
    Marek wurde sehr vorsichtig. Er entdeckte auch die Stelle, von wo der Pfeil auf den Köhler abgefeuert worden war. Der Bogen war durch den biegsamen Zweig in die Höhe geschleudert worden.
    Schlaff hing er nach unten.
    Marek schritt vorbei. Dann schlug er einen Bogen und schaute zu Boden. Er hatte etwas entdeckt. Im Nebel lauerte ein Schatten, der sich bewegte.
    Es war der Vampir.
    Marek ging hin und sah, was geschehen war.
    Der Pfeil hatte genau getroffen. Er war dem Blutsauger seitlich durch die Brust gefahren und hatte wahrscheinlich auch das Herz des Untoten durchbohrt.
    Der Vampir starb.
    Auf die älteste Art und Weise, die es gab, war er vernichtet worden. Marek blieb neben ihm stehen, den Blick hielt er gesenkt.
    »Verfluchter Bluthund«, flüsterte er. »Verfluchter Bluthund. Das war deine allerletzte Tat, die du begangen hast.«
    Eine Antwort bekam er nicht, denn der alte Vampir befand sich im fortgeschrittenen Stadium der Auflösung.
    Die Haut war von seinem Gesicht zum größten Teil verschwunden. Graue Knochen, schleimige Augen und eine blasse Totenklaue, die sich als Knochenhand um den Pfeilschaft geklammert hatte.
    Aber das war nicht der Baron von Leppe!
    Marek kannte ihn. Nein, vor ihm lag ein völlig anderer. Der Pfähler überlegte.
    Das konnte eigentlich nur der Diener des Barons sein. Der Diener Egmont, vor dem die Menschen damals fast ebenso viel Angst gehabt hatten wie vor dem Baron.
    Ihn hatte es erwischt.
    Und der Baron?
    Marek

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