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0245 - Verdammt und begraben

0245 - Verdammt und begraben

Titel: 0245 - Verdammt und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um.
    »Was hat er?« fragte Frantisek.
    Da wir nahe genug zusammenstanden, konnten wir sein Gesicht sehen. Und er unsere. »Stephan ist tot«, sagte er plötzlich. »Ich habe ihn im Wagen. Ein Unfall, kein Vampir, der ihn…« Er holte tief Luft. »Verdammt, weshalb starrt ihr mich so an. Da ist doch etwas passiert! Sagt es, sagt es sofort!«
    »Franktisek.« Ich sprach seinen Namen leise aus. »Ich weiß, daß du Schweres hinter dir hast, aber was jetzt kommt, das ist noch schlimmer. Wir waren im Haus…«
    »Und?«
    »Deine Frau Marie…«
    »Nein!« flüsterte er und ging zurück. »Nein, es kann nicht sein. Mit ihr darf nichts passiert sein…«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Marek machte auf dem Absatz kehrt und stürzte zur Haustür. Er hatte sie geöffnet, bevor wir ihn daran hindern konnten. Dann stolperte er in das Haus.
    Im Wohnraum hatten wir das Licht brennen lassen. Wir sahen Marek durch die Scheibe als einen hektischen Schatten, der suchte, plötzlich einfror, und ich hörte Suko flüstern: »Jetzt hat er sie gesehen…« Der Schrei!
    Schmerzgepeinigt. Beinahe tierisch, alles Leid und alle Qual ausdrückend, zu der ein Mensch fähig sein kann. Es war grauenhaft.
    Dieser Schrei schüttelte uns durch, er ließ uns erzittern und erbeben, wir wurden blaß, senkten die Köpfe, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Einen zögernden Schritt machte ich auf das Haus zu, dann hielt Suko mich fest.
    »Nicht, John, laß ihn allein.«
    Minuten vergingen. Wir standen vor dem Haus und spürten nichts. Keinen Wind, nicht die Kälte. Starr blickte ich in den Nebel.
    In dem grauen, wallenden Einerlei glaubte ich höhnisch grinsende Gesichter zu sehen, Fratzen der Hölle, die mir lautlos ihren Triumph entgegenschleuderten.
    Suko löste sich von uns und trat an den Lada heran. Er beugte sich so dicht vor, daß er durch die Scheibe in das Innere des Fahrzeugs blicken konnte.
    »Da liegt ein Toter«, meldete er.
    Während ich stehenblieb, ging der Bürgermeister zu Suko und schaute ebenfalls nach. Wie aus weiter Ferne vernahm ich seine Stimme, als er sagte: »Das ist der alte Stephan, der Köhler.«
    Das bekam ich nur am Rande mit, denn ich schaute auf das erleuchtete Fenster. Davor drehten sich die Nebelschleier zu wolkigen Figuren und krochen auch an der rauhen Hauswand entlang.
    Trotzdem reichte die Helligkeit aus, um den Schatten zu sehen.
    Marek hatte sich wieder erhoben. Die letzte Zeit war er verschwunden gewesen, vielleicht hatte er gekniet. Nun stand er auf und wankte auf die Tür zu. Er mußte bald aus dem Haus kommen.
    Die anderen hatten ihn nicht gesehen, deshalb lief ich bis zur Tür vor, um ihn dort in Empfang zu nehmen.
    Frantisek Marek blieb auf der Schwelle stehen. Er stand im Gegenlicht der Lampe, sein Körper wirkte wie ein Scherenschnitt, und ich sah, daß er zitterte. Ebenso wie der Pfahl in seiner rechten Hand. Die Spitze wies zu Boden.
    Für ihn war in den letzten Minuten eine Welt zusammengebrochen. Ich wußte nicht, wie viele Jahre die beiden Mareks miteinander verheiratet gewesen waren, 30 sicherlich, und es war unmöglich, die Empfindungen zu beschreiben, die in seinem Innern tobten.
    Es mußte mit einer Hölle zu vergleichen sein.
    Er ging auch nicht mehr weiter, blieb nur stehen und wartete auf mich.
    Ich hatte meine Schritte verlangsamt. Vielleicht wollte ich die zweite Begegnung mit ihm so lange wie möglich hinauszögern, weil ich irgendwie Angst davor hatte.
    Doch auch er kam. Fast wäre er gestolpert, als er ins Leere und nicht auf seine Beine schaute. Zwei Schritte vor mir hielt er ein.
    Auch ich stand.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Mein Gott, in Mareks spiegelten sich der Schmerz und die Pein, die der alte Mann in diesen Augenblicken empfand. Etwas mußte in seinem Innern zerbrochen sein, und dann stellte er eine Frage, die meinen Herzschlag beschleunigte.
    »Wer hat es getan?«
    O verdammt, ich konnte kaum antworten. Wenn ich ihm die Wahrheit sagte, wie würde er dann reagieren? Andererseits konnte ich sie auch nicht verschweigen, er würde es irgendwann sowieso herausbekommen.
    »Ich!«
    Marek schaute mich an. »Du?« hauchte er.
    »Ja, ich.«
    Seine Lippen begannen zu zittern. Er schloß für einen Moment die Augen und verzog das Gesicht, wobei er den Kopf schüttelte, als könnte er das alles nicht glauben.
    »Frantisek, ich…«
    »Nein, laß es!« Er wollte meine Erklärung nicht, wollte nichts von all dem hören. Marek war in den letzten Minuten zu einem gebrochenen

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