0246 - Der Spielhöllen-Dämon
soll ich…?«
»Überlaß es mir, Eddy!« zischte der Teufel. »Überlaß es nur mir. Wir kommen schon klar. Du haßt diese Frau doch – oder?«
»Und wie!«
»Dann laß sie rein!«
Als Eddy das hörte, nickte er. Ja, Louise würde den Raum betreten dürfen. Wie sie allerdings wieder hinauskam, das stand auf einem anderen Blatt.
»Ich mache auf.« Eddy sprach so laut, daß es seine Stiefmutter hören konnte.
»Wird auch Zeit!« Jetzt klang die Stimme schon aggressiv. Da Eddy die Frau genau kannte, wußte er, was ihm bevorstand. Die würde wieder einen ihrer Anfälle kriegen.
Eddys Hand näherte sich dem Schlüssel. Seine Finger umschlossen das Metall, dann drehte er den Schlüssel herum und sprang sofort zurück, da er ahnte, was kam.
Er sollte sich nicht getäuscht haben. Die Frau rammte in ihrer Wut die Tür auf.
Eddy war sicherheitshalber zurückgesprungen, sonst wäre er noch voll getroffen worden.
Dann stand sie auf der Schwelle.
Eddy befand sich zwei Schritte von ihr entfernt. Im Kellerraum brannte kaum Licht, nur die Lampe am Sichtgerät, aber Louise wußte, wo sie den Schalter finden konnte.
Sie drückte ihn nach unten.
Sofort wurde es heller, und die beiden so unterschiedlichen Menschen starrten sich an.
Für Eddy war dieses Weib mit den rotgefärbten Haaren, der blassen Haut und den langen, dünnen Fingern nichts weiter als eine Furie. Sie hatte sich einen verschlissenen Morgenmantel übergestreift. Da das Nachthemd einen tiefen Ausschnitt besaß, konnte Eddy unter dem Hals die Knochen erkennen, die das Brustbein bildeten. Die Frau war mager, übernervös, und Eddy konnte seinen Vater nicht verstehen, daß er so ein Weibsbild geheiratet hatte.
Eine Mutter war sie ihm nicht und würde sie ihm auch niemals werden, obwohl sie sich auf eine für Eddy lächerlich anmutende Art und Weise um seine Sympathien bewarb.
»Eddy…« Schon allein, wie sie seinen Namen aussprach, das widerte ihn an.
»Eddy, du verdammter Kerl, weshalb hast du nicht sofort geöffnet? Wolltest du mich ärgern?«
Als sie so sprach und auch einen Schritt näher kam, da roch der Junge die Fahne.
Sie hatte getrunken!
Der Haß stieg in ihm hoch. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es die Sauferei. Seine Stiefmutter war eine heimliche Trinkerin. Nachts schluckte sie, deshalb konnte sie auch nicht schlafen.
Und Eddys Vater ahnte von alldem nichts.
Er schlief und bekam nicht mit, wie seine Frau durch das Haus geisterte. »Geh«, sagte Eddy. »Geh wieder! Verschwinde in dein Bett. Es ist besser für dich!«
»Nein, mein Kleiner, nein. Ich will bei dir bleiben, hast du nicht verstanden?«
»Hau ab!«
Sie lachte. Es war kein normales Lachen, sondern klang verdammt hysterisch. Die Wirkung des Alkohols ließ sich einfach nicht abschütteln. Sie stand unter Strom. Eddy kannte den Zustand.
Wenn sie einmal so reagierte, stand sie kurz vor dem Durchdrehen, dann hielt sie nichts mehr von ihrem eigentlichen Ziel ab. Sie betrat den Keller.
Eddy schielte zur Seite. Wenn Louise den Teufelskopf auf dem Bildschirm sah, wurde sie vielleicht noch verrückter. Doch die Gefahr bestand nicht, der Kopf war verschwunden. Eddy konnte aufatmen.
Jetzt streckte Louise den rechten Arm aus und krümmte den Zeigefinger. In dieser Pose erinnerte sie Eddy wirklich an die alte Hexe aus dem Märchen von Hansel und Gretel.
Und er haßte Hexen.
»Hau ab!« schrie er noch einmal. »Hau endlich ab, du verdammtes, versoffenes Weibstück!«
So hatte er noch nie mit seiner Stiefmutter gesprochen. Louise wollte es auch kaum glauben. Sie riß weit die Augen auf. Staunen erfüllte ihr Gesicht. Lippen und Kinn begannen zu zittern, in den Augen flackerte es, das Gesicht verzerrte sich; und dann hielt sie nichts mehr. Sie tat etwas, das ihrer Meinung nach schon lange fällig gewesen war.
Sie schlug ihrem Stiefsohn ins Gesicht!
Eddy wich nicht aus. Er zuckte nicht einmal zusammen, als die Hand gegen seine Wange klatschte. Der Junge blieb stehen und wurde bleich. Mehr geschah nicht. Aber in seinen Augen stand plötzlich ein Ausdruck zu lesen, den man mit dem Begriff Haß umschreiben konnte. Tödlicher Haß!
»Das hast du nicht umsonst getan!« knirschte er. »Nein, du dreckiges Biest. Dafür verdienst du eine Strafe – den Tod!«
»Was?« Sie kreischte auf und schwankte sogar ein wenig. »Du willst mir drohen?«
»Ja, das will ich!«
»Dein Vater schlägt dich zusammen. Dein Vater wird…«
Sie sprach nicht mehr weiter, da sie sich verschluckte.
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