0246 - Der Spielhöllen-Dämon
Last den Raum. Er stellte fest, daß im Kellergang das Licht brannte. Dicht an der Wand hielt er sich und stützte sich am Mauerwerk ab.
Stufe für Stufe ließ er hinter sich. Es war Schwerstarbeit, die er zu leisten hatte. Unter dem Gewicht der Leiche keuchte er. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig, mehr als einmal wurden seine Knie weich, doch er dachte an den Teufel, und diese Gedanken gaben ihm die Kraft, weiterzumachen. Keuchend ließ er die Treppe hinter sich. Als er oben war, schwindelte ihn. Zum Glück fand er am Geländer Halt, sonst wäre er nach hinten gekippt. Eddy gönnte sich eine Pause von einigen Sekunden, bevor er sich auf seinen weiteren Weg machte.
Im Hausflur drehte er sich, da er durch die Gartentür wollte. Sein Vater schloß am Abend immer ab. Doch Eddy hatte einen Zweitschlüssel. Die Leiche seiner Stiefmutter ließ er zu Boden sinken und fühlte sich endlich von dieser Last befreit. Er hievte sie auch nicht mehr hoch, als er die Tür aufgeschlossen hatte, sondern packte einen Arm und zog die Tote weiter. Er schleifte sie über den Boden nach draußen. In der weichen Gartenerde hinterließ er Spuren. Es war ihm egal. Nach einigen Minuten erreichte er den Hof. War es zuvor im Garten stockfinster gewesen, so geriet er hier in den Schein einer kleinen, an der Mauer angebrachten Lampe. Es sah schaurig aus, wie der 16jährige Junge seine tote Stiefmutter über den Boden schleifte.
Bald erreichte er den Gully.
Und hier mußte er sich noch einmal anstrengen. Als er den schweren Deckel endlich in die Höhe gewuchtet hatte, fiel er nach hinten und blieb erschöpft liegen.
Zwei Minuten rührte er sich kaum. Schließlich hatte er diesen Zustand überwunden, packte die Tote, schaffte sie nahe an den Rand heran, und kippte sie in den Gullyschacht. Ein lauter Aufschlag, dann war es still.
Eddy Blyton nickte zufrieden. Und nachdem er den Gullydeckel über das Loch gewuchtet hatte, lächelte er schon wieder.
Die Spuren waren verwischt. Jetzt konnte die richtige »Arbeit« beginnen…
***
Am anderen Morgen fühlte ich mich noch zerschlagener als in der Nacht, Schlaf hatte ich so gut wie gar nicht gefunden. Ich sah aus wie mein eigener Großvater, und Glendas Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an, als sie mich hinter dem Schreibtisch sitzend entdeckte. »John, was ist mit dir?«
Ich grinste schief. »Komm du mal eine Nacht ohne Schlaf aus.«
»Hast du eine Sause gemacht?«
»Ja, so kann man es auch nennen.« Ich wischte über meine Augen. »Wenn ich eine doppelte Portion Kaffee haben könnte, wäre ich dir sehr dankbar, Mädchen.«
»Wird schon gekocht.«
Jetzt betrat auch Suko unser gemeinsames Büro. Frisch wie der junge Frühlingsmorgen, und er fing an zu lachen, als er mich hinter dem Schreibtisch hocken sah.
»Die Nacht war hart, nicht?« Mein Freund und Kollege konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Aber nicht das, was du denkst.«
»Ärger?«
»Ja.« Ich setzte Suko mit knappen Sätzen ins Bild.
Zwischendurch brachte Glenda den Kaffee. Er war ausgezeichnet. Leider kam ich nicht dazu, ihn zu genießen, denn Sir James klingelte durch. Er bestellte uns zu sich.
»Und der Kaffee?« rief Glenda.
»Den nehme ich mit.«
Der Superintendent warf einen mißbilligenden Blick auf die große Tasse. Er war nicht allein. Ein älterer Mann saß in einem der Sessel und schaute kaum von seinen Akten auf, als wir das Büro betraten.
Sir James stellte uns den Knaben vor. Es war Professor Markham, ein Elektronik-Spezialist. Angestellt war er bei einem großen staatlichen Konzern, und aus seinem Mund erfuhren wir, daß es in der vergangenen Nacht noch einiges an Aufregung gegeben hatte.
Nicht nur bei Scotland Yard waren die Computer ausgefallen, sondern auch in den Privatfirmen und staatlichen Dienststellen, in denen nachts gearbeitet wurde. Da waren selbst die Krankenhäuser nicht verschont geblieben.
»Erschienen auf den Bildschirmen Teufelsköpfe?« wollte ich wissen.
»Ja, Mr. Sinclair, das ist es ja. Überall diese Schädel. Ich selbst habe zwar keinen gesehen, aber man hat mir davon berichtet. Es waren unabhängige Zeugen.«
Ich runzelte die Stirn. »Da sieht in der Tat nicht gut aus. Sie haben sicherlich nach einer Erklärung geforscht.«
Der Professor strich über sein dunkles, streng gescheiteltes Haar.
»Natürlich haben wir das. Aber ich muß ihnen gestehen, daß wir vor einem Rätsel stehen. Wir finden absolut keine Erklärung für dieses Phänomen.«
Ich hob die
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