0246 - Kontrollstation Modul
mir einen solchen Schrecken einjagte." Er schüttelte den Kopf. „Wie konnte ich mich von so einem grünen Jungen ins Bockshorn jagen lassen!" Eyseman schneuzte sich heftig. „Verzeihen Sie bitte, Sir", sagte er atemlos. „Aber ich habe nur aus purer Erleichterung gelacht, wirklich. Eben noch sah ich uns im Geiste als energetischen Bestandteil des Ungeheuers - und im nächsten Moment fiel mir ein, daß die Mobys seit Sirens Vernichtung endgültig abgestorben sind. Verstehen Sie mich, Sir?" Kagato lächelte weise. „Schon gut, Eyseman. Jeder reagiert sich eben auf seine Weise ab. Aber nun lassen Sie sich schon das Ausweich-Programm von der Automatik geben, damit Sie die neuen Kursberechnungen durchführen können!"
Finch Eyseman nickte. Einige Sekunden lang starrte er noch auf den Bildschirm der Rundumerfassung, auf dem ein dunkler, gigantischer Schatten vorbeitrieb, danach beugte er sich über seine Arbeit. Captain Kagato blickte dem Moby nach. Das tote Ungeheuer, fast so groß wie die heimatliche Erde stürzte im freien Fall auf die nächste Sonne zu. Der rote Riesenstern war noch 2,4 Lichtjahre entfernt. Der Moby würde erst in fünfzig Jahren in seine Nähe kommen, seinen Fall beschleunigen und sich dann im Glutofen der Sonne auflösen. In der gleichen Zeitspanne würde es vielen Tausenden seiner Art ähnlich ergehen. Nichts als nüchterne Berichte und Beschreibungen wären dann die einzigen Zeugnisse von einer monströsen und doch so wunderbaren Schöpferlaune der Natur. Kagato zuckte die Schultern. Das war vorbei. Nur der Zorn auf die „Meister der Insel" blieb, diese Wesen, die trotz ihrer Intelligenz bestialischer als die gefährlichsten Bestien handelten. Unwillkürlich ballte der Captain die Fäuste.
„Es wird Zeit, daß wir die Herren Andromedas von ihrem Thron stoßen !" murmelte er voller Inbrunst.
Die Front leuchtender, glühender Gase glomm wie ein Fanal des Todes. Im großen Panoramabildschirm der KC-11 kam der Kontrast besonders wirkungsvoll zur Geltung: Der Kontrast zwischen der Schwärze des interstellaren Raumes in der Steuerbordhälfte - und der wabernden Gaswand in der Backbordhälfte. Niemand sprach ein Wort. In der Zentrale des 60-Meter-Beibootes war es still wie in einer Gruft - wenn man vom stetigen Geräusch der Aggregate absah.
Captain Noro Kagato lauschte in sich gekehrt den Meldungen der Ortung. Der Zeitpunkt, an dem die berechnete Position Trojas in den Erfassungsbereich der normal lichtschnellen Ortung kam, rückte immer näher. Die Hypertaster hatten bisher noch kein klares Bild zeichnen können. Der immer noch ablaufende Nova-Prozeß schuf ein hyperstrukturelles Chaos in diesem Raumsektor. Einer hatte vor fünf Minuten die Meinung geäußert, der Stützpunkt Troja sei der Katastrophe zum Opfer gefallen.
Daraufhin hatte der sonst so zurückhaltende Leutnant Finch Eyseman getobt und verlangt, man solle alle Äußerungen verbieten. Die Stammbesatzung Trojas hätte ein Anrecht darauf, daß man sie nicht leichtfertig verloren gäbe.
Kagato lächelte flüchtig, als er daran zurückdachte. Er wußte nun, daß Eyseman sich auch durchzusetzen verstand, wenn er von der Richtigkeit seiner Meinung überzeugt war. Der Leutnant besaß zweifellos eine Menge verborgener Qualitäten. Es war eine Schande, daß die wenigsten Vorgesetzten so tief in die Seele ihrer Untergebenen zu blicken vermochten. Er gab einen kurzen Korrekturschub mit den Backbordtriebwerken, als die KC-11 in die unmittelbare Nähe eines glimmenden Nebelstreifs geriet. Dennoch durchstieß das Schiff die äußersten Ausläufer des glühenden Gases. Die Schutzschirme flammten sekundenlang schwach auf.
Befriedigt nickte der Captain. Wenn die vorerst rein rechnerisch ermittelte Position Trojas stimmte, sollte der Stützpunkt eigentlich noch existieren. Der Planetoid besaß einen starken Schutzschirm, der die relativ dünnen Gasschichten hier draußen abwehren konnte. Nur war die Stärke der ersten hyperenergetischen Stoßfronten der Nova unbekannt. Unter ihrem Aufprall konnte Troja sich aufgelöst haben. Kagatos Gesichtsmuskeln spannten sich. Die Ortung hatte soeben durchgegeben, daß die Position Trojas in den Bereich der Normalortung gerückt war.
Auch Finch Eyseman hatte die Worte aus dem Lautsprecher gehört. Er wandte ruckartig den Kopf und hielt den Atem an. Seine Blicke schienen zu betteln. In der nächsten Sekunde erschien Troja auf den Bildschirmen der Ortung. Fieberhaft überprüfte Noro Kagato die eingehenden
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