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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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James sein sollte, jener bekannten Figur aus den Tagen des Wilden Westens. Aber im Gegensatz zu dieser berühmt-berüchtigten Figur aus vergangenen Tagen war Jesse Jones ein ausgesprochen friedlicher Mann.
    Sein Assistent stand neben ihm und wartete auf das Zeichen seines Meisters. Draußen im Zelt brandete Beifall auf. Die Chinesen - ein Vater mit fünf Söhnen wie Orgelpfeifen, der jüngste Knabe ganze vier Jahre alt - kamen herausgehüpft. Sie alle schwitzten, aber ihre Gesichter strahlten. Noch zweimal sprangen sie hinaus, um sich für den Applaus zu bedanken. Als sie danach wieder in den Durchgang kamen, war das freundliche Grinsen wie weggewischt. Abspannung und Müdigkeit lag jetzt in ihren Gesichtem.
    »Los, raus mit dem Kram«, kommandierte Jesse Jones.
    Nick Kenton packte die Flaschen. Ein paar Manege-Diener in grün-roten Livreen bauten schon die anderen Requisiten des Kunstschützen auf. Kenton brachte sechs leere Whiskyflaschen.
    Wenn er von seiner Arbeit kurz hochblickte, sah er ringsum die hellen Ovale der Gesichter. Viel mehr war vom Publikum nicht zu sehen, denn es saß im Halbdunkel, während die Manege im grellen Licht der vielen Jupiterscheinwerfer lag.
    Kenton baute sie sechs Flaschen auf dem Tisch auf und steckte oben die Kerzen in den Hals. Hinter dem Tisch hatten die Manege-Diener schon den großen Kugelfang auf gestellt, denn im Gegensatz zu vielen Trickkunstschützen schoss Jesse Jones stets scharf.
    Als alle Vorbereitungen getroffen waren, stellte sich Nick Kenton in die Mitte und wartete einen Augenblick, bis sich die erwartungsvolle Unruhe im Publikum gelegt hatte. Seine Finger waren leicht gespreizt, seine Arme ein wenig vom Körper abgewandt.
    Er schoss mit beiden Colts gleichzeitig. Dreimal krachten zur gleichen Zeit je zwei Schüsse, dreimal verlöschten im selben Augenblick zwei Kerzen. Dünner Beifall brandete auf.
    Kenton verbeugte sich. Mit der umständlichen Geschäftigkeit, die Artisten bei der Vorbereitung ihrer Nummer zeigen, knüpfte er einen dünnen, weißen Faden um einen handgroßen roten Reifen und hing ihn an dem Faden an einem Gestell auf.
    Er zählte fünfzehn Schritte Abstand und zielte mit der rechten Hand lange und sorgfältig. Als der Schuss krachte, zeigte sich, dass Kenton den Faden verfehlt hatte. Der Reifen hing noch immer, nur ein ganz klein wenig vom Luftzug der Kugel geschaukelt. Kenton zielte wieder.
    In diesem Augenblick krachte zwischen den Vorhängen hindurch ein Schuss. Der Faden wurde getroffen, wie man leicht an den zwei auseinander schnellenden Enden beobachten konnte, und der Reifen fiel zu Boden. Die Kapelle spielte einen Tusch, die Vorhänge flogen auseinander, Jesse Jones sprang vor und stand im Scheinwerferlicht. Applaus, Tusch, Verbeugung.
    Kenton trat in den Hintergrund. Jesse Jones begann seine Nummer. Er schoss aus zwanzig Schritt Entfernung vier Assen die Farbsymbole aus der Karte. Er schoss Nick Kenton eine brennende Zigarette aus dem Mund. Er schoss sechs Kerzen in seinem Rücken aus, indem er über einen Spiegel und seine Schulter hinwegzielte. Auf seinem Gebiet gehörte er zu den größten Artisten der Welt, und er blieb den Beweis dafür nicht schuldig.
    Die Nummer verlief zur allgemeinen Zufriedenheit. Jones und Kenton traten ab. Hinter dem Vorhang tupfte sich Jones den Schweiß von der Stirn und sagte:
    »Räumen Sie den Kram auf, Kenton. Wenn Sie fertig sind, schminken Sie sich ab und kommen sie in meinen Wagen. Wir gehen gleich rüber zum Büro und machen den Vertrag fertig. Ich bin zufrieden mit Ihnen. Wenn Sie sich Mühe geben, so soll es an mir nicht liegen. Aus Ihnen könnte vielleicht auch noch ein ganz guter Schütze werden. Wer weiß, vielleicht verrate ich Ihnen mit der Zeit ein paar kleine Geheimnisse, wie man’s machen muss. Also bis nachher.«
    »Ja, Chef«, sagte Kenton. »Vielen Dank.«
    Er kümmerte sich um die Requisiten, schloss alles ordentlich ab, nachdem er sämtliche Waffen entladen und gesäubert hatte, schminkte sich ab und eilte zum Wohnwagen seines Chefs. Jones hatte sich schon umgezogen und rauchte eine lange, dünne Zigarre.
    »Okay«, sagte er. »Gehen wir rüber zum Büro.«
    »Ist denn da noch jemand um diese Zeit?«, fragte Kenton ungläubig.
    Jones lachte.
    »Bei uns hat der Arbeitstag sechzehn Stunden, Kenton. Daran werden Sie sich noch gewöhnen. Kommen Sie.«
    Zusammen suchten sie sich ihren Weg durch die Dunkelheit der Nacht: Aus einigen Wohnwagenfenstern fiel Licht und erleuchtete ein knapp

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