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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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in Reserve. Bei den häufigen Ausbesserungsarbeiten, die an einem so großen Zelt ständig vorgenommen werden mussten, war es gar nicht anders zu machen.
    Binghamton liegt im Bundesstaat New York am Suquehanna River. Der Zirkus schlug sein Zelt auf dem von der Stadtverwaltung zugewiesenen Platz auf, dem Johnson-Mac-Arthur-Field, dass dicht am Fluss lag und von der Pensylvana Avenue berührt wurde, so dass die Zufahrt des Publikums sichergestellt war.
    Es war morgens gegen elf Uhr dreißig, als sich im Wohnwagen des Direktors ein junger Mann meldete, der einen soliden, einreihigen Anzug trug und von der Tochter Johnsons empfangen wurde.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Eve Johnson, während sie auf ihrem Schreibtisch in den Papieren blätterte, die der Vorbereitung ihres Gastspiels in Syracuse dienten.
    »Ich möchte den Boss sprechen«, sagte der junge Mann.
    Eve Johnson sah auf. Sie blickte in ein sympathisches Männergesicht. Ein Paar intelligente Augen sahen sie aufmerksam an. Mit dem Instinkt einer Frau spürte sie sofort, dass an diesem Mann etwas Besonders war. Sie schob ihre Brille, die sie beim Lesen brauchte, auf die Nasenspitze und schielte über den oberen Rand der Gläser hinweg.
    »In welcher Angelegenheit?«
    Der Mann lächelte unbestimmt.
    »Das möchte ich ihm gern selber sagen. Aber es ist wichtig. Für den Boss, für den Zirkus - und für mich.«
    »Hm.« Eve Johnson nagte unentschlossen am Ende ihres Rotstiftes. Ihr Vater Unterzeichnete alle Schreiben mit einem grünen Stift, während rot seiner Tochter Vorbehalten war. Grün-rot waren die Farben der Johnsons.
    »Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Mein Vater empfängt niemand, den ich nicht präzise anmelden kann. Dazu gehört, dass ich ihm sage, in welcher Angelegenheit er gewünscht wird.«
    »Tut mir leid«, sagte der junge Mann energisch, wenn auch nicht unfreundlich. »In meinem Falle wird er eine Ausnahme machen müssen. Bitte, sagen Sie ihm, dass es keinen Zweck hat, wenn er mich abweist. Ich werde ihn zu finden wissen. Er kann einem Gespräch mit mir nicht ausweichen.«
    Eve Johnson runzelte die hübsche Stirn, der Ton dieses Mannes war bestimmt, selbstsicher und doch nicht aufdringlich. Bei jeden anderen hätte sie entweder gelacht oder mit den Schultern gezuckt und den frechen Burschen aus dem Wagen gewiesen. Hier zweifelte sie nicht eine Sekunde daran, dass jedes Wort dieses Mannes wahr war. Dieser Besucher würde es wirklich fertig bringen, ihren Vater irgendwo zu einem Gespräch zu stellen. Sie spürte es, ohne dass sie ihr Gefühl hatte begründen können.
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte sie.
    »Decker«, sagte der junge Mann. »Phil Decker.«
    Eve Johnson nickte, stand auf und ging zu der Verbindungstür, die den vorderen Teil des Bürowagens vom hinteren trennte. Sie klopfte leicht und trat ein, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Die Tür drückte sie hinter sich ins Schloss.
    Die Sekretärin blieb ungewöhnlich lange bei ihrem Vater. Als sie nach fast zehn Minuten zurückkam, war sie nicht allein. Hinter ihr tauchte die große, breitschultrige Gestalt Wellington Johnsons auf.
    Die wasserhellen Augen des Zirkusdirektors musterten seinen mysteriösen Besucher scharf. Es war nicht zu erkennen, welchen Eindruck das Äußere des jungen Mannes auf Johnson machte.
    »Ich bin Wellington Johnson«, sagte der Direktor. »Bitte, kommen Sie rein.«
    Er hielt die Tür auf und ließ seinen Besucher vorgehen. Mit einer knappen Gebärde bot er den Sitzplatz vor seinem Schreibtisch an, während er sich selbst dahinter niederließ. Stereotyp kam die Frage:
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Der junge Mann griff in die Innentasche seines Jacketts und holte eine Karte heraus, die in einer steifen Cellophanhülle stak. Während er mit der linken Hand seinen Hut aufs linke Knie stülpte, schob er mit der rechten die Karte über den Schreibtisch.
    »Federal Bureau of Investigation«, sagte er dabei. »Ich bin G-man Phil Decker. Ich bin verpflichtet, mich ihnen gegenüber auszuweisen. Bitte.«
    Johnsons steile Stirn furchte sich. Er betrachtete lange die Karte in der Cellophanhülle. Als er sie zurückgab, erkundigte er sich.
    »Sie kommen wegen des Brandes in Scranton?«
    »Nicht nur deshalb. Aber da wir schon bei dieser Angelegenheit sind, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie gestatten.«
    »Schießen Sie los, Mr. Decker.«
    »Was wurde vernichtet?«
    »Das ganze hintere Zelt, in dem Kostüme, Geräte und alles sonstige Zubehör

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