0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod
Sie rein, Mann. Was wollen Sie?«
»Ich habe etwas gesehen, Sir. Etwas, das vielleicht mit dem Diebstahl zusammenhängt.«
»Das ist ja interessant. Was denn?«
»Nach unserer Nummer ging Mr. Jones mit mir hier zum Bürowagen, weil er den Vertrag mit mir fertig machen wollte…«
»Wieso? Sind Sie neu hier?«, fiel ihm Phil ins Wort.
»Ja, Sir. Der bisherige Assistent hat einige Brandwunden erlitten bei der Bekämpfung des Feuers in Scranton. Er muss für mindestens sechs Wochen ins Krankenhaus. Außerdem hat er gesagt, er wäre dankbar, wenn ihn Mr. Jones bei der Gelegenheit aus dem Vertrag entlassen könne, jetzt, da er sich doch sowieso nach einem Ersatz umsehen muss. Er möchte heiraten und einen Job in einer Stadt annehmen, wo er bleiben kann. So jedenfalls hat es mir Mr. Jones erzählt, Sir.«
Nick Kenton hatte mit einem leicht unterwürfigen Tonfall gesprochen. Phil lächelte belustigt.
»So so…«.murmelte er. »Also nach Ihrem Auftritt gingen Sie mit Mr Jones hier zum Bürowagen. So weit waren wir. Was nun?«
»Hier, dicht vor dem Office-Wagen, Sir, huschte plötzlich jemand an uns vorüber. Er kam vom Büro her, Sir. Aber ich kann natürlich nicht'beschwören, ob er hier drin war.«
»Haben Sie den Mann erkannt?«
»Nein, Sir. Es war viel zu dunkel. Ich meine aber, er hätte die Livree der Manege-Diener getragen. Ganz sicher bin ich freilich nicht. Es war mir nur so, als hätte ich die goldenen Knöpfe aufblitzen sehen, die sich an den Livreen befinden. Entschuldigen Sie, Sir, ich dachte…«
»Ja, ja, natürlich. Das ist ein wertvoller Hinweis. Um wie viel Uhr mag es gewesen sein, als Sie den Mann sahen?«
»Sir, es muss genau neun Uhr gewesen sein.«
»Woher wissen Sie das so genau?«
»Als Mr. Jones mir sagte, dass wir gleich zum Büro gehen wollen, sah ich auf die Uhr und fragte, ob denn so spät noch jemand hier sein würde. Da war es eine Minute vor neun. Und da gingen wir aber auch schon. Es muss also ziemlich genau neun gewesen sein, als wir den Mann sahen.«
»Sie sagen; den Mann. Sind Sie denn sicher, dass es ein Mann war?«
»Nein, Sir. Ich dachte nur wegen der goldenen Knöpfe…«
»Ach so, ja. Miss Johnson, gibt es auch weibliche Mitglieder des Personals, die eine solche Livree tragen?«
»Nein.«
»Hm… Na ja, das Ganze sieht ohnehin nach Männerarbeit aus. Vielen Dank, Mister - eh, wie war doch der Name?«
»Kenton, Sir. Nick Kenton.«
»Ja, also vielen Dank, Mr. Kenton. Noch etwas?«
»Nein, Sir.«
»Gut, dann können Sie wieder gehen. Ihr Hinweis war mir sehr wertvoll.«
Kenton verbeugte sich, die Mütze in der Hand. Er verließ den Wohnwagen. Phil Decker sah ihm durch die offene Tür nach, bis er in der Finsternis zwischen den nächsten beiden Wagen verschwunden war. Danach schloss er die Tür und wandte sich wieder Miss Johnson zu.
»Wer hat die Schlüssel zum Panzerschrank?«, fragte er.
»Einen hat meine Mutter und einen mein Vater.«
»Sie selbst haben keinen?«
»Nein.«
»Existiert außer den beiden aufgeführten noch ein dritter?«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Wann wurde die Einnahme in den Schrank geschlossen?«
»Kurz vor acht. Meine Mutter nimmt immer selbst die Abrechnung mit den einzelnen Kassen vor und bringt das Geld anschließend zu mir. Wir zählen es zusammen noch einmal, prüfen die einzelnen Abrechnungen und schließen das Geld in den Panzerschrank. Meine Mutter hat die Schlüssel ständig an einem silbernen Kettchen um den Hals hängen. Für sie ist es schon fast eine Art Schmuck. Den Schlüssel mit dem Kettchen hing ihr mein Vater nämlich am Hochzeitstage um.«
Phil Decker nickte stumm. Er hielt Eve Johnson schweigend die Zigarettenschachtel hin, reichte ihr Feuer und bediente sich selbst.
»Dass es ein Fremder war, erscheint unwahrscheinlich«, murmelte er. »In diesem Gewirr von Wagen hätte ein Fremder schwerlich den richtigen Wagen gefunden, schon gar nicht in der Dunkelheit. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass es jemand von der Truppe war - entweder von den Artisten oder von den Arbeitern. Miss Johnson, wann haben Sie den Wohnwagen verlassen?«
»Präzise um fünf Minuten vor neun.«
»Genau? Woher wissen Sie das so genau?«
»Ich gehe jeden Abend punkt fünf Minuten vor neun hinüber zum Zelt. Gegen neun ist nämlich Pause, und da bespricht Vater gern mit mir den Ablauf der ersten Programmhälfte. Ich stenografiere seine Änderungsvorschläge und Einfälle.«
»Wie lange dauert das?«
»Bis neun Uhr zwanzig.«
»Wieso
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