0249 - Die Stunde der Bestien
Kurzwellensendegerät befand, und sagte: »Ich muss meinen neuesten Bericht an die Zentrale funken. Tut mir den Gefallen und haltet den Mund. Jerry, kannst du das Funken übernehmen? Mein rechter Arm tut scheußlich weh, wenn ich nur einen Finger bewege.«
Ich stülpte mir den Kopfhörer über und drehte an dem Knopf des Gerätes, um die Frequenz einzustellen, auf der unsere Meldungen erwartet wurden.
Eine gute Viertelstunde lang diktierte Phil an Hand seiner Notizen. Danach wurden wir von der Zentrale aus gebeten, auf die Antwort zu warten. Der Bericht würde sofort vorgelegt werden. Welches hohe Tier in Washington für uns zuständig war, sagte man uns nicht. Dafür schwirrten wenig später wieder Signale durch den Äther, die ich in Buchstaben übersetzte. Als ich fertig war, hätte ich am liebsten ebenso gebrüllt wie vor ein paar Minuten Direktor Johnson.
Phil sah mich unsicher an.
»Etwas Schlechtes; Jerry?«, fragte er.
Ich hob das Blatt Papier hoch, auf dem ich die neue Anweisung aus Washington notiert hatte, und las sie vor: »Wenn Neubeginn der Ermittlungsarbeit erforderlich, erscheint es zweckmäßig, Ablösung vorzunehmen um Unvoreingenommenheit zu gewährleisten. Bereiten Sie alles zur Übergabe vor für morgen. Eintreffen von sechs Kollegen gegen Abend zu erwarten…«
Phil sagte nichts. Ich ließ das Blatt Papier achtlos fallen. Tagelang hatte ich mir gewünscht, zurück nach New York reisen zu können. Aber so hatten wir es alle nicht gewünscht.
»Das ist die stärkste Ohrfeige, die ich je in meiner Dienstzeit bekam«, sagte Jack bitter. »Jetzt hat uns nicht nur Johnson, jetzt hat uns auch Washington unsere Unfähigkeit bescheinigt…«
Wir sagten nichts dazu. Es gab nichts mehr zu sagen.
***
»Das ist ja wirklich reizend, dass Sie sich überhaupt wieder einmal sehen lassen«, schimpfte Jesse Jones, als ich seinen Wohnwagen betrat. »Ich dachte schon, ich würde meinen Auftritt absagen müssen. Aber das scheint Sie wohl nicht sonderlich zu interessieren, wie?«
Ich drehte mich um und sah ihn an. Langsam war das Maß voll. Kein Mensch hält es aus, stundenlang von allen Seiten auf sich herumschlagen zu lassen.
»Erstens bin ich da, zweitens haben Sie Recht«, sagte ich.
Das verwirrte ihn. Er räusperte sich, spielte mit den beiden Colts, die an seinem Gürtel hingen, und brummte: »Na ja, ich hab’s nicht so gemeint. In zwanzig Minuten ungefähr sind wir an der Reihe. Ich bin drüben im Zelt.«
Er ging hinaus, während ich mich in das Kostüm zwängte, das ich während 54 meines Auftritts als Assistent des Kunstschützen zu tragen hatte. Es kam mir ausgesprochen albern vor, wie ein nachgemachter Cowboy herumzulaufen. Als ich mit dem Umziehen fertig war, stellte ich fest, dass bis zu unserem Auftritt noch fast fünfzehn Minuten Zeit waren.
Ich ging langsam hinaus und schlenderte langsam auf das Zelt zu. Es war inzwischen fast dunkel geworden. Die Musik aus dem Zelt kam mir weniger schmissig als sonst vor. Lag es an dem fehlenden Kapellmeister? Oder bildete ich mir in meiner Niedergeschlagenheit nur ein, dass alles weniger schön und ansprechend sei als sonst?
Vor dem Wohnwagen der Marchese blieb ich stehen. Die Fenster waren nicht erleuchtet. Ich zögerte einen Augenblick. Dann hetzte ich zu unserem Wagen zurück, suchte den Dietrich aus den anderen Werkzeugen und Hilfsmitteln hervor, die in meinem Koffer verwahrt waren, und lief wieder hinüber. Die Tür widerstand dem Dietrich keine ganze Minute.
Auf das Einschalten des Lichtes verzichtete ich. Dafür hatte ich meine Taschenlampe eingesteckt. Ich wusste noch genau, in welche Schublade die Marchese das Buch gelegt hatte, das mir aufgefallen war wegen seines leichten Gewichtes.
Es lag in der Schublade. Auf einem Stapel Wäsche, die nach dem Parfüm der Marchese duftete. Ich nahm das Buch heraus und klappte es auf.
Der alte Trick. Genau wie ich es gedacht hatte. Das Buch war ausgehöhlt. In der Höhlung befanden sich noch ein paar von den handgedrehten Zigaretten. Vielleicht zwanzig Stück, ich hatte keine Zeit, sie an Ort und Stelle zu zählen.
Wenigstens in diesem Punkte konnte man uns in Washington keine Vorwürfe mehr machen. Wir hatten das Beweismaterial, um die Marchese des Rauschgifthandels überführen zu können.
Ich schloss das Buch in meinem Koffer ein und beeilte mich, hinüber zum Zelt zu kommen. Jones stand im Zwischengang und fing sofort mit mir ein Gespräch an, als ich zu ihm trat.
»Kenton, tun Sie mir einen
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