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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Gefallen. Ja? Lügen Sie nicht, wenn ich Sie jetzt etwas frage.«
    »Was wollen Sie denn fragen?«
    Er sah sich um, beugte den Kopf vor und raunte.
    »Ist das wirklich wahr, dass Sie auch ein Kriminaler sind?«
    Da es nun schon alle die Leute wussten, bei denen ich am Nachmittag nach dem Schuh gesucht hatte, gab es keinen Grund mehr, warum man es weiter verheimlichen sollte. Es würde in kürzester Zeit ja doch allen bekannt sein.
    »Ja«, nickte ich. »Ich bin auch ein G-man. Wenn Sie mir jetzt erzählen wollen, dass Sie mich also auch für einen völlig unfähigen Kriminalbeamten halten müssen, dann sparen Sie sich Ihre Worte. Das habe ich jetzt schon von so vielen Seiten gehört, dass ich es langsam glaube.«
    »Mensch«, staunte Jones, »wer hat Sie den so fertiggemacht? Lassen Sie sich doch nicht aus der Ruhe bringen. Einmal wird sich der Kerl schon verraten.«
    »Sicher. Nur kann ich leider nicht drauf warten.«
    »Mensch, Kenton, ich kann ja Kriminale im Allgemeinen nicht ausstehen. Aber bei Ihnen ist das was anderes. Sie schießen gut. Das gefällt mir. Außerdem sind Sie auch sonst ein ganz netter Kerl. Ich verspreche Ihnen, dass ich ab sofort meine Augen für Sie mit aufhalten werde.«
    »Das ist wirklich nett von Ihnen, Mister Jones. Aber es wird uns wohl kaum noch helfen. Wir werden morgen abgelöst. Washington schickt jetzt sechs Mann, die man in der Zentrale offenbar für begabter hält.«
    »Ach, du lieber Himmel«, sagte der Kunstschütze. »Jetzt verstehe ich Ihre Wut. Dann müssen wir uns morgen wohl trennen, wie?«
    »Ja. Tut mir Leid, dass Sie dadurch schon wieder Ihren Assistenten verlieren.«
    »Das tut mir auch Leid. Weniger wegen der Nummer. So wichtig ist der Assistent ja gar nicht. Das Schießen besorge ich, und das Aufräumen der Requisiten kann ein Manege-Diener so lange besorgen, bis ich wieder einen Assistenten gefunden habe. Es tut mir Leid, dass Sie Weggehen, Kenton.«
    »Ich heiße Cotton«, brummte ich. Ehrlich gesagt , tat mir die Trennung von Jones selber Leid. Ich war gut mit ihm ausgekommen.
    Eine lange Zeit sagten wir beide nichts mehr. Dafür stellten wir uns an den Vorhang und beobachteten die Vorstellung. Im Augenblick war der erste Auftritt der Kunstreiterin an der Reihe. Später im Programm würde sie noch einmal kommen. Sie wirbelte auf ihrem Pferd herum, dass es manchmal wirklich sehr tollkühn aussah und auch war. Während alle ihre Muskeln und der Körper harte Leistungen vollführten, stand das ewige Lächeln der Artisten in ihrem Gesicht. Keep smilling. Das gilt für Artisten mehr als für irgendwen sonst.
    Das Licht der Scheinwerfer lag grell über der Manege. Staub und Sägemehl stiebten unter den Hufen des Pferdes auf. Die Musik spielte ihre Marschtakte laut und betont rhythmisch von der Empore herab. Es roch nach Tieren, Schminke, Sägemehl und Schweiß.
    Die Show lief. Eine Nummer folgte der anderen. Earna Ears bedankte sich für den Beifall. Stolz wie eine Königin ritt sie hinaus. Während die Manege-Diener schon alles für den Messerwerfer vorbereiteten.
    Die Marchese sah verführerisch aus wie eh und je. Wenn sie gewusst hätte, dass dies ihr letzter Auftritt für lange Zeit sein sollte, hätte sie vermutlich weniger gelassen die Messer auf sich zuwirbeln lassen. Fiedler verstand wirklich sein Handwerk. Er warf die Messer auf den Zentimeter genau.
    Die Nummer näherte sich ihrem Höhepunkt. Lido Marchese ließ sich auf der Scheibe festschnallen, die durch einen Elektromotor in rotierende Bewegung versetzt wurde. Anfangs, so hatte man mir bei irgendeiner Gelegenheit erzählt, hätten die Manege-Diener hinter der Scheibe gestanden und diese mit einer Kurbel gedreht. Aber kein Mensch konnte die Drehung in einem so exakt gleichbleibenden Tempo ausführen, wie eine Maschine, also war Fiedler zu einem Elektromotor übergegangen. Die ganze Nummer stand und fiel schließlich mit der exakten Gleichmäßigkeit der Drehung. Fiedler musste sich ganz und gar darauf verlassen können, dass sich die Scheibe immer in genau dem gleichen Tempo drehte.
    Jetzt hatte die Scheibe das gewünschte-Tempo erreicht. Alle Scheinwerfer bis auf einen waren erloschen. Und dieser eine sandte sein blutrotes Licht genau auf die drehende Scheibe mit dem schlanken Frauenkörper.
    Im Zelt war es still. Fiedler trat an den Tisch, auf dem eine brennende Kerze stand und die Messer lagen. Nacheinander hielt er die Messer mit ihrem fackelähnlichen Griff in die Flamme der Kerze. Der Griff fing

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