0249 - Mein Grab in der Teufelsschlucht
erklärt. Aber die Schwarze Magie ging oft seltsame Wege, und diesen Wegen mußte ich in meinem Job folgen.
Ich war so ziemlich einer der letzten Passagiere, als ich mich dem Ausstieg näherte. Die Stewardeß schenkte mir noch ein freundliches Abschiedslächeln und wünschte mir einen angenehmen Aufenthalt in der Schweiz.
Ob der angenehm werden würde, wagte ich zu bezweifeln. Zuviel stand auf dem Spiel.
In der Zollkontrolle blieb ich hängen. Man fand natürlich meine Beretta. Ich wurde in einen Nebenraum geführt, zeigte meinen Sonderausweis und sprach mit einem hohen Beamten vom Zoll.
Dieser Ausweis öffnete mir nur in England Tür und Tor. Die Schweizer stellten sich zwar nicht stur, aber ich mußte mich zumindest registrieren lassen.
Danach bat ich um eine Verbindung mit London. Sicher hatten Sir James und Suko bereits Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich zu finden. Ich wollte sie durch den Anruf von ihren Qualen erlösen.
Beide erwischte ich in Sir James’ Büro. Die Stimme des Superintendenten klang zuerst erleichtert, danach allerdings war der ärgerliche Tonfall nicht zu überhören.
»Wie kommen Sie nach Zürich?«
»Mit dem Flugzeug!« erklärte ich.
»Daß Sie nicht gelaufen sind, ist mir klar. Aber es lag kein Grund vor, so mir nichts dir nichts zu verschwinden.«
»Ich bin auch nicht freiwillig geflogen.«
»Das habe ich mir gedacht. Erzählen Sie!«
Es wurde ein ziemlich langes Gespräch, Sir James hörte sehr aufmerksam zu. Er zeigte sich nicht weniger überrascht als ich, sogar sein Schnaufen konnte ich vernehmen.
»Kommen Sie denn klar, John?«
»Ich hoffe es.«
»Aber Sie wissen nicht, wo Sie den Hebel ansetzen sollen?«
»Genau.«
»Soll ich Suko schicken?«
Ich dachte nach. Suko war ein guter Partner. Er konnte so manches Eisen aus dem Feuer reißen, und ich stimmte meinem Chef zu.
»Sie können ihn mir aber noch eben geben.«
»Gut, ich verabschiede mich.«
»Was machst du denn für Sachen?« erkundigte sich der Chinese. »Fliegst einfach durch die Weltgeschichte?«
»So ähnlich. Komm so rasch wie möglich.«
»Und wo finde ich dich?«
»Ich werde am Flughafen sein.«
»Du weißt, daß sich die Conollys ganz in der Nähe aufhalten.«
»Klar. Vielleicht werde ich hinfahren, aber ich will erst sehen, wie sich die Spur weiter entwickelt.«
»Und das über Weihnachten.«
»Das müßten wir unter Umständen hier feiern, falls wir überhaupt dazu kommen.«
»Dann bringe ich Shao mit.«
»Das wird ein Familienfall!« Ich lachte. »Okay, du nimmst die nächste Maschine.«
»Das Gespräch wird teuer«, erklärte der Schweizer Zollkollege, als ich den Hörer aufgelegt hatte.
»Kann ich mir vorstellen. Geben Sie mit bitte eine Quittung.«
»Natürlich.«
Fast hundert Franken hatte ich zu zahlen. Eine stolze Summe.
Hoffentlich rentierte sie sich. Ich erkundigte mich nach der nächsten Maschine aus London.
Sie landete erst am anderen Morgen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als solange zu warten. Ich bedankte mich bei dem freundlichen Zollmenschen und mußte mir noch eine Frage gefallen lassen.
»Sagen Sie mal, Herr Sinclair, was wollen Sie eigentlich hier? Gibt es ein internationales Verbrechen, das Sie aufzuklären haben?«
»Nein.«
»Aber was wollen Sie dann?«
»Das weiß ich selbst nicht«, gab ich zurück und hob bedauernd die Schultern.
Ich löste wenig später noch einige Schecks in Bargeld um und machte mich auf die Suche nach einem Hotel. Nach Lenzerheide wollte ich am nächsten Tag fahren. Ich fand eine schmucke Pension nicht weit vom Flughafen entfernt. Jetzt konnte ich eigentlich nur darauf warten, daß die andere Seite sich wieder meldete.
Und da war ich gespannt…
***
Der oder die Mörder hatten kein Erbarmen gekannt. Sie mußten den weißhaarigen Langlauflehrer mit harten, spitzen Gegenständen traktiert haben, denn dessen Gesicht zeigte grauenhafte Zerstörungen.
Carlo Lai griff mit zitternden Händen nach der Zigarettenschachtel. »Wer macht denn so etwas?« flüsterte er und schüttelte immer wieder den Kopf. »Das will ich einfach nicht glauben.«
»Da sagen Sie was«, murmelte Bill.
»Das sind doch keine Menschen mehr.«
»Wahrscheinlich nicht.«
Carlo stieß den Rauch in die klare Winterluft. »Ob es die Wesen gewesen sind, die diese glühenden Augen gehabt haben sollen?« murmelte er mehr zu sich selbst.
»Das kann man annehmen.«
»Aber wo finden wir sie?«
Bill deutete in die Schlucht. Sie lag wie ein dunkles,
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