025 - Der Dämon ist tot!
Übergardinen ein Stück zugezogen waren, konnte CC nicht den gesamten Raum überblicken. Er mußte sich mit dem begnügen, was er sah.
Von rechts kam jetzt Gloria Snook in sein Blickfeld. Sie trug ein Silbertablett, auf dem die Drinks für Pascoe, Kelly und Henderson standen.
Sie war ein Mädchen, das einem den Atem raubte, gekraustes, bis auf die Schultern fallendes kastanienbraunes Haar, sinnliche Lippen, regelmäßige, blitzweiße Zähne. Ihr üppiger Busen war eine Sensation. Sie hatte hübsche, lange Beine, eine Traumfigur und rehbraune Augen, deren Blick einem Mann einfach unter die Haut gehen mußte. Das alles gehörte Leo Colla – und nur ihm.
Wer es wagte, sich an sie heranzumachen, riskierte sein Leben.
Jim Redgrave – so munkelte man – hätte dieses große Risiko auf sich genommen. Seither wußte keiner, was aus ihm geworden war.
Vielleicht lag er – beschwert mit einem Stück Eisen – auf dem Grund der Themse oder in irgendeinem Betonfundament.
Man vermutete, daß nur einer über Redgraves Schicksal hätte Auskunft geben können: Leo Colla. Aber der schwieg.
Gloria stellte die Gläser auf den Tisch. Das zitronengelbe Seidenkleid – tief dekolletiert – raschelte leise, während sie sich bewegte.
Pascoe grinste. »Du siehst heute wieder mal ganz toll aus, Gloria. Dynamit. Jawohl, Dynamit in gelber Seide. Meine Güte, wie hält Leo das bloß auf die Dauer aus?«
Für Colla schien das Stichwort gefallen zu sein, denn er betrat den Living-room. Ein mittelgroßer, eleganter Mann, dem man seine Herkunft nicht ansah. Er hatte sich gute Manieren angeeignet, wußte sich in der feinsten Gesellschaft zu benehmen, hatte den Knigge auswendig gelernt, konnte aber auch anders, wenn es sein mußte, denn verlernt hatte er noch nichts von dem, was ihn in seiner Jugend geprägt hatte.
Er setzte sich an den Tisch.
Gloria Snook brachte ihm einen Old Kentucky Dream Bourbon, sein Lieblingsgetränk. Sie wußte, wie er seinen Drink mochte. Zwei Finger hoch und mit einem Würfel Eis.
Nachdem die Männer bedient waren, zog sich Gloria zurück. Sie verließ den Raum nicht, sondern setzte sich unter eine Leselampe und nahm eine Illustrierte zur Hand.
Colla schickte sie nicht hinaus. Das war nicht nötig. Er vertraute seiner Freundin so wie diesen Männern, die er in sein Haus gerufen hatte. Gloria fürchtete ihn. Sie wußte, wozu er fähig war. Deshalb würde es ihr nie einfallen, ihn zu verpfeifen.
Leo Colla prostete seinen Freunden zunächst einmal zu und nahm einen Schluck von seinem Bourbon. Dann sagte er: »Ihr fragt euch sicher, was es so Wichtiges gibt, daß ich euch um diese Zeit zu mir hole.«
»Nun, ein bißchen neugierig bin ich schon«, sagte Robert Pascoe.
»Wer von euch hat die Boxübertragung aus Tansania gesehen?«
Kelly und Henderson hoben die Hand, ließen sie gleich wieder sinken.
Colla sah sie an. »Wie haben euch die Kämpfe gefallen?«
»Großartig«, sagte Ryan Kelly.
»Ich war begeistert«, sagte Joe Henderson. »Wenn man bedenkt, mit welchen Erwartungen unsere Boxer nach Daressalam reisten…«
»Es war eine glatte Sensation, die unsere Jungs in Südafrika geliefert haben!« behauptete Leo Colla. »Diese sechsköpfige Staffel, die von Andrew Quaid gemanagt wird, hat etwas geleistet, das niemand für möglich hielt. Die Sportpresse stempelte die Briten als Prügelknaben ab, mit denen die Tansania-Mannschaft Schlitten fahren würde. Und was passierte? Umgekehrt kam’s. Unsere jungen Athleten machten ihre Gegner zur Minna. Rock ›Panther‹ Kilman & Co. hätten die Neger in ihre Bestandteile zerlegt, wenn es den Ringrichter nicht gegeben hätte. Die droschen ihnen die Hucke voll. Es fehlte nicht viel, und sie hätten die Tansania-Crew auf ‘ne Erdumlaufbahn geschossen. Ich habe schon viele Fights gesehen, aber so einen noch nicht. Das riß mich vom Sessel, und so ging es bestimmt nicht nur mir. Ich frage mich, was Andrew Quaid mit seinen Schützlingen angestellt hat. Hat er sie verhext? Gedopt hat er sie nicht, das wurde einwandfrei festgestellt. Aber wie schaffte er es, aus seinen Leuten solche Granaten zu machen?«
Clint Crosby, »das Ohr«, lehnte sich enttäuscht an die Wand. Riskierte er dafür Kopf und Kragen? Um Leo Colla von Boxern schwärmen zu hören?
Colla nahm wieder einen Schluck von seinem Bourbon. Der Eiswürfel klingelte leise an seinem Glas.
»Als ich die Kämpfe sah«, fuhr er fort, während er das Glas auf den Tisch stellte, »kam mir eine Idee,
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