025 - Der Dämon ist tot!
behalten, woher das Geld kam, das er so großzügig ausgab.
Das hatte sie bisher immer getan.
Doch bei Mord hakte es bei ihr aus. Und das, was Leo Colla soeben tat, war gemeiner Mord. Es sah ihm ähnlich, daß er sich dabei nicht einmal die Finger schmutzig machte. Er ließ morden. Von seinen scharfen Hunden, die alles zerfetzten, was ihnen vor die Zähne kam.
Irgendwo mußte eine Grenze sein.
Mord war diese Grenze!
Du bist wahnsinnig, dachte Gloria Snook. Der Mann hätte dir nicht schaden können. Du hättest dein Vorhaben bloß nicht auszuführen brauchen. Du bist nicht unbedingt auf das Geld der getürkten Wetten angewiesen. Warum läßt du diesem Mann sein Leben nicht? Es ist dein Stolz, nicht wahr? Nicht allein die Raffgier, nein, auch dein verdammter Stolz, der es nicht zuläßt, daß dieser Mann ungeschoren davonkommt. Du bist wütend, weil es jemand gewagt hat, dich zu belauschen. Dich, den großen Leo Colla! Du kannst es nicht vertragen, wenn dich jemand geringschätzt…
Draußen rannte Clint Crosby um sein Leben, und er wußte das auch. Panik verzerrte sein Gesicht. Diesmal hatte er zuviel gewagt, und das sollte sich nun rächen.
Das Kläffen der Hunde bohrte sich schmerzhaft in seine Gehörgänge. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Er rannte mit langen Sätzen durch den Park, in dem Collas Haus stand.
Es war noch so entsetzlich weit bis zu der Mauer, die das Grundstück einfriedete. Großer Gott, wie sollte er das schaffen? Die Hunde waren schneller als er.
Sie würden ihn in wenigen Augenblicken eingeholt haben, und dann… Die Todesangst schnürte Crosby die Kehle zu. Gleichzeitig beflügelte sie seine Füße. Er rannte so schnell, wie er in seinem Leben noch nie gelaufen war, aber er glaubte nicht, daß das reichte.
Die Entfernung zwischen ihm und den Hunden wurde immer kleiner. Zweige peitschten sein Gesicht, Dornen bohrten sich in seine Haut, zerrissen sein Jackett. Er wäre froh gewesen, wenn nur das passiert wäre.
Atemlos schlug er alles zur Seite, was seinen Lauf behindern wollte. Er sah die rettende Mauer! Distanz: etwa acht Meter. Acht Schritte. Was war das schon?
Vielleicht schaffst du’s doch noch! dachte Crosby.
Er wußte, daß er dazu sehr viel Glück brauchte. Eine Waggonladung voll Glück. Aber warum sollte er’s nicht wenigstens einmal im Leben haben? Bisher war er vom Glück ohnedies eher stiefmütterlich behandelt worden.
Glück! schrie es in ihm. Ich hab’ was gut bei dir! Bezahl deine Schulden! Streng dich an! Nun mach schon!
Sieben, sechs, fünf, vier, drei Meter.
Ein nervenzerfetzender Countdown.
Die letzten Schritte! Die Mauer! Clint Crosby schnellte sich ab, nachdem er jede Muskelfaser seines Körpers angespannt hatte. Er streckte die Arme hoch, seine Hände klammerten sich an die Mauerkrone, jetzt hätte der Klimmzug erfolgen müssen, den aber verhinderten die Hunde…
Die kläffenden, hechelnden, knurrenden Schatten waren da!
Auch sie sprangen hoch, und sie bissen zu. Ihre Fangzähne gruben sich in Crosbys Kleidung. Die Hunde wollten ihn von der Mauer herunterzerren. Er versuchte sie abzuschütteln, pendelte hin und her, vor und zurück, trat nach den Doggen und unternahmen alles, um freizukommen, doch er schaffte es nicht.
Nur ein Tier ließ los. Es hatte sich im Hosenbein verbissen. Das genügte ihm nicht. Es wollte den Mann erwischen. Furchterregend waren die Lefzen hochgezogen. Wut, Haß, Jagdfieber ließen das kräftige Tier zittern. Es sprang, und diesmal erwischte es nicht nur den Stoff, sondern Crosbys Bein.
Der Spitzel stieß einen markerschütternden Schrei aus. Ein glühender Schmerz raste bis zu seiner Hüfte hoch. Er konnte sich plötzlich nicht mehr halten. Die Finger rutschten ab. Verzweifelt versuchte er den Sturz zu verhindern, doch das Glück kümmerte sich auch diesmal nicht um ihn, und so fiel er direkt zwischen die Hunde.
Es schienen viel mehr als nur drei Doggen zu sein. Crosby war es unmöglich, sie abzuwehren. Sie ließen ihm nicht die geringste Chance.
***
Gloria Snook lehnte erschüttert an der Wand. Die Todesschreie gellten immer noch in ihren Ohren.
Pascoe, Henderson und Kelly berührte das Geschehen ebenfalls unangenehm, doch sie hätten das Leo Colla gegenüber niemals zugegeben.
Collas Augen verengten sich. »Das hat er nun davon«, knurrte er.
»Mich bespitzelt man nicht ungestraft.«
»Was soll nun mit der Leiche geschehen?« fragte Ryan Kelly. »Liegenbleiben kann sie dort draußen nicht.«
»Wir schaffen sie
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