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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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das menschenunwürdige Dasein eines Lasttieres.
    Die ersten Takte einer Mozart-Sinfonie erfüllten den Raum mit ihrem himmlischen Zauber.
    Dann schob er die obere Platte des Käfigs zurück und kippte die Reuse, damit die Maus herausfallen sollte. Das verängstigte kleine Tier klammerte sich ans Gitter, offenbar hatte es ein Vorgefühl des Schrecklichen, das ihm bevorstand.
    Als das kleine Nagetier mit der Monsterspinne zusammen eingesperrt war, kam Jose zum Bett zurück. Elna schien ihn genauso zu belauern wie die Vogelspinne ihre Beute.
    Er zündete eine neue Zigarette an und leerte ein Glas Schnaps mit einem Zug. Dann streckte er sich wortlos neben ihr aus.
    Mit einer Hand klammerte sich Elna an den Arm ihres Liebhabers. Er fühlte ihre Nägel schmerzhaft in sein Fleisch eindringen, reagierte aber nicht mehr. Er bestand nur noch aus Gehorsam.
    Elna verfolgte mit fiebrig glänzenden Augen das Geschehen im kleinen Käfig.
    Es war der übliche Vorgang. Die Maus war halbtot vor Angst, und die Spinne verhielt sich zuerst regungslos. Obwohl der Käfig wesentlich kleiner war als das Vivarium, hatte sie sich einen Schlupfwinkel aus watteähnlichem, klebrigem Gespinst geschaffen.
    Endlich kam sie mit ihren ruckartigen Bewegungen heran.
    „Sie kommt. Sie hat sie gesehen. Hm! Gleich schlürft sie ihr Blut!“
    Elna schien dieses Schauspiel eine irrsinnige Freude zu bereiten. Sie war so sehr bis in die letzten Fasern ihres Wesens mit dem Tier verbunden, dass sie die primitiven Regungen der Spinne wie ihre eigenen empfand.
    Plötzlich schreckte sie zusammen. Ihre schönen Augen funkelten.
    „Hast du nichts gehört. Jose?“
    Er lag mit halbgeschlossenen Augen da und wagte nicht, sie anzusehen. Die Apathie schien ihm die beste Zuflucht. Auch Mozartklänge halfen nicht. Denn Musik hieß für ihn auch Silvia. Sie, die unvergleichliche Interpretin, hatte ihm den Zugang zu so manchem großen Meister erschlossen. So stand bei den durchs Zimmer perlenden Tönen Silvia in ihrem blonden Liebreiz vor seinen Augen. Zwischen ihr und Elnas dunkler Schönheit bestand ein Unterschied wie Tag und Nacht.
    „Jose, so höre doch.“
    Mit einem Seufzer richtete er sich ein wenig hoch.
    „Was gibt es denn?“
    „Da ist wer im Haus. Ich höre Schritte.“
    „Hier, das kann doch nicht sein.“
    „Das kann wohl sein. Geh nachschauen.“
    Plötzlich ließ ihr Interesse am Festmahl der Vogelspinne nach. Wie im Trancezustand, mit jener beinahe medienhaften Hellsichtigkeit der Woodoo - Mädchen sprach sie halblaut vor sich hin:
    „Er kam vom Strand her. Im Abfalleimer hat er den Kadaver des Vogels gefunden, den sie gestern gehabt hat. Dann ist er durchs Küchenfenster eingestiegen.“
    „Elna, du bist verrückt.“
    Sie aber packte ihn und stieß ihm am Hals, wo der Schlafanzug aufklaffte, ihre Nägel schmerzhaft ins Fleisch. Die nackte Frau wurde plötzlich zur Megäre.
    Vor Schmerz schloss er die Augen. Elna hätte eine Ohrfeige dafür verdient. Aber er konnte sie nicht schlagen, er brachte es einfach nicht fertig.
    „Los, mach schon.“
    Missmutig erhob er sich.
    Elna begann von neuem: „Jose, ich sehe ihn. Und ich höre ihn. Jetzt hat er die Treppe gefunden und kommt herauf.“
    Plötzlich schüttelte er seine Apathie ab. Nun fühlte auch er die Gefahr, stürzte auf den Wandschrank zu und riss einen Revolver heraus, den er für alle Fälle mitgebracht hatte.
    Im Käfig kroch die Vogelspinne auf ihr Opfer zu. Sie wusste, dass ihr das verängstigte Tier nicht entkommen konnte.
    Elna richtete sich auf. Sie war herrlich anzusehen in ihrer Nacktheit, dazu verwirrend, sinnlich und wollüstig wie eine männermordende Spinne, die sie ja war.
    Mit dem Finger, an dem ein Tropfen von Joses Blut hing, wies sie zur Tür: „Er ist da.“
    Nun raffte er sich endlich auf. Mit der Waffe in der Hand ging er voran.
    Da wurde die Tür von außen aufgestoßen, und der Anprall schleuderte ihn zurück. Ein Mann stürzte ins Zimmer, auch er war mit einem Revolver bewaffnet. Er richtete die Mündung auf die nackte Elna.
    „Verhalten Sie sich ruhig, sonst …“
    Jose begriff, dass ihm die Hände gebunden waren. Die geringste Bewegung von ihm hätte den Tod seiner Geliebten zur Folge gehabt.
    So verharrte er reglos, die Hand um den Revolvergriff geklammert. Elna betrachtete den Eindringling mit Hass und Abscheu. Die Vogelspinne schickte sich endgültig an, die Maus zu fangen.
    Und über all diesen Schmutz, dieses Grauen hinweg, erklang Mozarts unsterbliche,

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