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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vorgab, eine Gestalt aus Fleisch und Blut hat, oder ob er nur aus Rauch und Feuer besteht. Es entbrannte eine ziemlich heftige Diskussion, bei der einige Studenten etwas zu weit gingen und den Doktor einen Scharlatan nannten. Darüber geriet Faust in solche Wut, daß er ausrief, er würde uns Spukgestalten das Fürchten lehren.
    Plötzlich stürzten sich furchterregende Ungeheuer auf fünf von uns. Wir versuchten uns mit den Fäusten so gut es ging zu wehren, und das unter dem Gelächter unserer beiden Kameraden, die von den Ungeheuern verschont geblieben waren. Endlich zogen sich die Scheusale zurück. Wir fünf waren ganz schön abgekämpft. Die anderen beiden Studenten erzählten uns, daß es unglaublich komisch ausgesehen hätte, wie wir da mit angstverzerrten Gesichtern in die Luft geboxt hätten. Damit erkannte ich, daß Faust zu Unrecht bei manchen Leuten als Scharlatan verschrien war. Natürlich hatte er uns hypnotisiert, aber er hatte uns gleichzeitig klargemacht, daß der Teufel in beliebiger Erscheinung auftreten könnte.«
    Dorian machte eine Pause, dann fuhr er fort: »Dr. Faust hat erst im späteren Leben des Georg Speyer eine entscheidende Rolle gespielt. Ich habe diese Episode nur erwähnt, um zu zeigen, welchen Eindruck er schon damals auf mich machte. Ohne diese erste Begegnung wäre ich nie darauf verfallen, ihn um Unterstützung zu bitten.
    Als Faust aus Wittenberg fortzog, gab ich bald darauf mein Studium auf und ging auf Wanderschaft. Das war mit einundzwanzig. Ich wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß ich durch einen Pakt mit Asmodi I. Unsterblichkeit erlangt hatte. Und auch nichts darüber, daß ich im Jahre 1508 als Juan Garcia de Tabera die Entstehung des Goldenen Drudenfußes und die Geburt der schrecklichen Dämonen-Drillinge miterlebt hatte. Erst als mich mein Wandertrieb im Jahre 1531 – einige Tage vor Weihnachten – nach Toledo führte, erfuhr ich die Wahrheit über mich. Ich erlebte die Schrecken der entfesselten Elemente mit, als jemand den Drudenfuß, den ich als de Tabera an einem Seitenaltar der Santa Maria la Bianca versteckt hatte, stahl. Da setzte die Erinnerung an meine früheren Leben ein, und ich wußte, daß ich nur nach Toledo gekommen war, um den Goldenen Drudenfuß zu finden. Doch er wurde vor meinen Augen geraubt. Ich erfuhr, daß der Dieb einer Komödiantentruppe angehörte, die noch am selben Abend nach Norden weiterzog. Ich folgte den Komödianten, holte sie aber erst Anfang Februar des folgenden Jahres nahe vor Köln ein.«
    Der Dämonenkiller sah die Geschehnisse, die er als Georg Rudolf Speyer im Alter von vierundzwanzig Jahren erlebte, auf einmal wieder so deutlich vor sich, als hätte er das Rad der Zeit zurückgedreht und als liefe alles wie in einem Film noch einmal genau so ab, wie es sich vor fast vierhundertundfünfzig Jahren abgespielt hatte.
    Haßfurt – Haßfurt – Haßfurt … Dieser Name blinkte immer wieder wie ein Signal in seinem Geist auf.
    Haßfurt war ein Ort vor Köln, der seinem Namen alle Ehre machte.

    Vergangenheit
     
    Der Wirt der Schenke Zum Einbeinigen Mohren war klein und fett, ja, er war um die Körpermitte so dick, daß er die kurzen, wulstigen Arme nicht herunterbaumeln lassen konnte, sondern sie ständig seitlich abgewinkelt hatte. Er sah einer Mastsau ähnlicher als einem Menschen. Seine zwinkernden Schweinsäuglein taxierten den Gast mißtrauisch, und als der junge Mann sogar noch ein Zimmer für die Nacht begehrte, da verhehlte er nicht länger, worum es ihm wirklich ging.
    »Könnt Ihr für das Zimmer auch bezahlen, junger Herr?«
    Georg Rudolf Speyer, von der langen Reise müde, schmutzig und durchfroren, ließ unter seinem Umhang den Degen hervorblitzen und sagte: »Mein Vermögen reicht, um Euch diese Räuberhöhle abzukaufen. Aber ich könnte Euch auch meine Waffe als Pfand hinterlegen – Ihr müßt sie Euch nur selbst aus der Scheide ziehen.«
    Die paar Gäste – einige Bauern, Müller und Knechte – lachten ausgiebig.
    Der verunsicherte Mohrenwirt wurde sofort höflicher, zweifellos aus Angst, man könnte den Fettvorrat seines Körpers durch einen Degenstich anzapfen. »Ihr braucht Euch nicht zu verbürgen, edler Herr«, versicherte er schnell. »Ich gebe Euch das beste Zimmer meines Hauses, das noch nie Läuse oder Wanzen gesehen hat.«
    »Warum nicht gleich so?« meinte Speyer müde. »Ruft schon endlich jemanden, der mir die Habe hinauf bringt!«
    Sein Reisegepäck bestand aus einem großen Holzkoffer,

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